Zwillingsbrüder fahren mit dem Rad von Berlin nach Shanghai
Die Zwillingsbrüder Paul und Hansen Hoepner haben eine ungewöhnliche Reise vor: Sie wollen von Berlin nach Shanghai fahren – mit dem Rad. Das Geld für die 13.000 Kilometer lange Reise haben sie unter anderem im Internet gesammelt.
Berlin.
Die Wohnung der Zwillingsbrüder Paul und Hansen Hoepner gleicht einer Mischung aus Fahrradwerkstatt und Hotelzimmer. Während im Wohnzimmer ihre beiden Fahrräder stehen, verteilen sich ihre Taschen und Rucksäcke samt Kleidung in Küche, Flur und Schlafzimmer. Drei Tage vor ihrer rund 13.000 Kilometer weiten Reise nach China haben die Brüder noch einiges zu erledigen. Am Karfreitag starten die Zwillinge ihre Reise von Berlin nach Shanghai – mit dem Fahrrad. „Unsere Emotionen schwanken momentan zwischen Euphorie und Panik“, sagt Paul.
Je näher der Zeitpunkt der Abreise rücke, desto „kribbeliger wird das Bauchgefühl“. Doch dieses Gefühl kennen die beiden. Fünf große Touren haben sie schon hinter sich gebracht. Zuletzt im August 2010. Damals fuhren sie mit dem Fahrrad rund 3.000 Kilometer nach Norwegen. „Es ist einfach eine sehr intensive und erlebnisreiche Art zu reisen“, sagt Paul.
Auf ihren Touren übernachten die Brüder meist im Zelt oder auch in leerstehenden Häusern und Scheunen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Die Gründe für ihre Reise nach Shanghai sind vielfältig. Es gehe auch darum, zu sehen, was der Mensch wirklich benötige. „Nach dem Motto: Back to the Roots“, sagt Hansen. „Wir haben einfach beide festgestellt, dass es nicht unser Ding ist, den ganzen Tag hinter dem Computer zu sitzen“, fügt sein Bruder hinzu. Paul studierte Mediendesign, arbeitete danach zweieinhalb Jahre und steht jetzt kurz vor dem Abschluss seines Zweitstudiums. Hansen arbeitete bis vor einem halben Jahr als Produktdesigner in den Niederlanden.
„Mit den gesellschaftlichen Konventionen brechen“
Mit der Tour wollen die Brüder, die am Tag ihrer Abreise ihren 30. Geburtstag feiern, auch „ein bisschen mit den gesellschaftlichen Konventionen brechen“. Der normale 30-Jährige habe seinen Job und gründe eine Familie. „Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht, was sich nach dieser Radtour in meinem Leben ändern wird“, sagt Paul. Vielleicht bleibe alles wie bisher. Vielleicht ändere sich aber auch alles. Für die 13.000 Kilometer bis nach China haben die Brüder sechs Monate eingeplant.
Ihre Reise führt sie über Polen, Lettland, Litauen bis an die russische Grenze. Dann geht es weiter durch Russland, an Moskau vorbei nach Kasachstan, durch Kirgisistan und von dort nach China. Ursprünglich wollten die Abenteurer durch Weißrussland. Die politische Situation vor Ort habe sie jedoch davon abgehalten, sagt Hansen.
Seit Dezember bereiten sich die Zwillinge intensiv auf die Reise vor. Dabei ging es insbesondere darum, das Geld für die Reise aufzutreiben. Die Brüder rechnen mit rund 15.000 Euro Kosten für ihre Fahrradtour. „Es ist in etwa das Geld, das wir brauchen, wenn wir ein halbes Jahr in Berlin wohnen“, sagt Hansen. Knapp 4000 Euro haben die Zwillinge selbst zusammen gespart. Den Rest bekamen sie über Sponsoren.
Ein Teil des Geldes kam über eine Crowdfounding-Seite zusammen
Exakt 9003 Euro sammelten die beiden unter anderem über eine sogenannte Crowdfunding-Seite im Internet. Dort stellten sie vor viereinhalb Monaten ihr Projekt vor. Gönner können den beiden Geld überweisen. Die Spender erhalten „kleine Gegenleistungen“. „Wer uns beispielsweise zehn Euro gibt, der bekommt ein Steinchen aus dem Himalaya“, sagt Hansen.
Die körperliche Vorbereitung hielt sich in Grenzen. „Wir haben kein spezielles Training gemacht“, sagt Hansen. Wie bei den anderen Touren auch werden die Brüder die ersten Wochen „ruhig angehen“. Das sei das optimale Training. Nach den ersten 1000 Kilometern seien sie dann sicherlich auch fit, sagt Paul. Rund 25 Kilogramm Gepäck pro Person verstauen die Brüder in ihren Anhängern, mit denen sie über die Kontinente fahren.
Am Freitag geht es vom Berliner Stadtteil Neukölln zunächst gemächlich los. „An unserem Geburtstag fahren wir nur die 25 Kilometer bis zum Müggelsee“, sagt Paul. Einige Freunde hätten schon angekündigt, die beiden auf ihrer ersten „Mini-Etappe“ zu begleiten. Am Abend wollen die Zwillinge am Lagerfeuer ihren Abschied feiern. Vom Müggelsee aus geht es dann weiter nach China. (dapd)