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Ohne Apps und Instagram: Wandern mit dem digitalen Ranger

Ohne Apps und Instagram: Wandern mit dem digitalen Ranger

Wandern und Naturschutz
Schönes Bild - ab damit auf Instagram? Das kann für die Natur zum Problem werden. Besonders fotogene Orte leiden immer wieder unter Besuchermassen. Foto: Daniel González/Westend61/dpa-tmn
Blindes Vertrauen in Instagram-Posts und Apps sorgt in den Bergen immer wieder für Probleme – Wanderer geraten in Gefahr und die Natur leidet.

Grafenau. 

Drohnenflüge und Lagerfeuer. Badende in geschützten Gewässern. Wanderer und Radler, die auf einen GPS-Track gestoßen sind, der sie abseits markierter Wege führt. Michael Waldhauser kennt viele Verstöße, die die Tier- und Pflanzenwelt gefährden. Waldhauser ist Digitalranger im Nationalpark Bayerischer Wald und nicht nur im Gelände unterwegs, sondern auch vom Schreibtisch aus im Internet.

Beim Deutschen Wandertag werden wieder die Schuhe geschnürtAuf seinen virtuellen Streifzügen schaut er, dass die Regeln bei Beschreibungen von Touren und Ausflugszielen eingehalten werden und verantwortungslose Einträge in sozialen Medien keine Nachahmer finden.

Als bislang bedenklichster Fall ist ihm ein Post untergekommen, der «Lichtmalereien mit glühender Stahlwolle» zeigte. «Solche Spielereien gelten als offenes Feuer und sind nicht nur im Nationalpark, sondern in sämtlichen Naturschutzgebieten und allgemein im Wald verboten.»

Sensibilität für die Natur erhöhen

Die Menschen informieren und für den Schutz der Natur sensibilisieren. Das habe für ihn oberste Priorität, sagt Waldhauser. Mit Strafen droht er dabei nicht gleich.

«Wenn wir Inhalte im Netz entdecken, die gegen Nationalparkregeln verstoßen, nehmen wir Kontakt zu den Personen auf und weisen diese höflich auf ihr Fehlverhalten hin», sagt der Digitalranger.

Dabei erklärt er auch die Hintergründe der Regeln. Und dass es wichtig sei, diese zum Schutz zahlreicher, teilweise bedrohter Arten wie dem Auerhuhn einzuhalten.

Nach seiner Erfahrung zeigen sich die Angesprochenen überwiegend einsichtig. Die meisten seien sich des Fehlverhaltens nicht bewusst, entschuldigten sich dafür oder fragten interessiert nach. «Oft werden Posts auch entfernt, oder es wird ein entsprechender Hinweis ergänzt», sagt Waldhauser.

Nicht blind einem Track folgen

Obwohl in Alpen und Mittelgebirgen die meisten Naturfans die Spielregeln einhalten: Ein relativ kleiner Personenkreis könne «erhebliche Konflikte verursachen», sagt Manfred Scheuermann. Er ist beim Deutschen Alpenverein (DAV) im Bereich Naturschutz und Kartografie tätig.

Als Beispiele nennt Scheuermann das Parken und Biwakieren an dafür nicht freigegeben Orten, Bergsport bei Nacht in sensiblen Bereichen und das Nichtbeachten von Wald-Wild-Schongebieten oder Wildschutzgebieten bei Ski- oder Schneeschuhtouren.

Kritisch steht der Fachmann vom Alpenverein Instagram-Hotspots gegenüber, zu denen viele Menschen strömen. In Extremfällen müssen überlastete Gebiete behördlich gesperrt werden.

Ansprechen hilft manchmal, aber nicht immer. So ist zumindest Scheuermanns Erfahrung. «Die Verursacher solcher Besucherströme», sagt er, «sind teils erreichbar und offen für Optimierungen, andere dagegen blocken ab.»

Dazu kommt ein weiteres Problem: «Manche Leute sind gar nicht informiert, schlecht ausgerüstet und folgen blind einem Track.» Das habe schon zu tragischen Unfällen geführt, und auch die Natur könne stark darunter leiden.

Das Beispiel Kleinwalsertal, wo im Juni mehr als 100 Schüler und Lehrer von einem zu riskanten Bergpfad gerettet werden mussten, zeigt nach Einschätzung des Experten, wie wichtig es ist, sich nicht auf eine Quelle aus dem Netz zu verlassen – sondern umsichtig zu planen.

Tipps für die richtige Tourenplanung

Wie können Ausflüglerinnen und Ausflügler sicherstellen, dass sie nur Pfade begehen, auf denen sie keine geschützten Naturgründe stören und sich nicht in Gefahr begeben?

Digitalranger Michael Waldhauser sagt: «Man sollte immer mit offenen Augen unterwegs sein und auch Schilder vor Ort lesen und beachten.» Wer sich mit Angaben von Apps und Websites auf die Tour vorbereitet, solle möglichst Routenvorschläge nutzen, die von offiziellen Stellen stammen, also von Schutzgebietsverwaltungen oder Tourismusverbänden. Diese enthielten in der Regel zuverlässige Informationen.

Offline-Karten brauchen keinen Netzempfang

Unterwegs sollte man zur Orientierung eine Karte dabei haben, sagt Manfred Scheuermann. Schließlich könnte am Smartphone der Akku leer sein oder mangelnder Empfang Probleme bereiten – wobei man Karten oft auch aufs Gerät herunterladen kann. Dann ist man unterwegs nicht mehr auf mobiles Internet angewiesen. Natürlich sollte man neben dem Bildschirm auch Markierungen am Wegesrand im Blick haben.

Wanderern rät Scheuermann zu ihrer eigenen Sicherheit ohnehin zu einer ständigen Rundumsicht. «Oft schweifen Gedanken und Gespräche weit ab, daher sollte man sich immer wieder das Hier und Jetzt bewusst machen», sagt er.

Auch die eigene Kondition und Trittsicherheit sollte man realistisch einschätzen, sagt Michael Waldhauser. Das bedeutet: In Beschreibungen auf die Länge und die zu bewältigenden Höhenmeter achten und entsprechend nur Touren auswählen, die man bewältigen kann.

Ein stiller Beitrag zum Naturschutz

Bleibt die Frage: Müssen Wanderer wirklich immer alles ins Netz stellen? Digitalranger Waldhauser hat dazu eine klare Meinung: Am besten die Eindrücke vor Ort genießen und auf die Veröffentlichung von Bildern in sozialen Medien verzichten.

Falls man doch etwas teilt, sollte man bei Bildern keine Standorte oder genauen Wegbeschreibungen nennen. Das wäre ein stiller Beitrag zum Schutz der Natur. (dpa)