Auf viele Menschen trifft man eher nicht, wenn man im Schwarzwald auf den „Genießerpfaden“ unterwegs ist. Manche sind für Einsteiger geeignet, andere für erfahrenere Wanderer. Welcher passt für wen?
Freiburg.
Es ist lange her, dass Kaiser Wilhelm II. im Schwarzwald den einen oder anderen Auerhahn schießen durfte. Heute ist nach Europas größtem Hühnervogel einer der zahlreichen zertifizierten „Genießerpfade“ in der Ferienregion benannt.
„Genießerpfade“ sind Wege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Es gibt welche für Einsteiger und für Wanderprofis, für ausgiebige Tagestouren und für gemütliche Familienwanderungen. Doch bei aller Unterschiedlichkeit versprechen sie alle eines: abseits von großen Menschenmengen zur Ruhe zu kommen. Hier einige Wege im Überblick.
Der Auerhahnweg: Man hört auch den Kuckuck
Startpunkt für den Auerhahnweg ist der Wanderparkplatz Remsbach in Schramberg-Tennenbronn. Mehr über den Namensgeber des Weges, seine Lebensweise und Eigenarten des Vogels erläutern Infotafeln am Rande der rund dreistündigen, 10,5 Kilometer langen mittelschweren Tour.
„Dieser Rundkurs ist mit seinen 300 Höhenmetern sehr abwechslungsreich. Es gibt geruhsamere Passagen genauso wie etwas anspruchsvollere Teilabschnitte“, sagt Martin Grießhaber. Der Erste Wanderwart des Schwarzwaldvereins Tennenbronn hat vor einigen Jahren den Auerhahnweg mitinitiiert, geplant und bei der Realisierung auch selbst die Schaufel in die Hand genommen.
„Wenn man mit der nötigen Sensibilität unterwegs ist, hört man in den Fichtenwäldern im Frühjahr den Kuckuck, das Klopfen der Spechte und entdeckt das ganze Jahr über viele andere Vögel und weitere Tierarten“, sagt Grießhaber. Er schwärmt von den Fernblicken, die bis zu der rund 60 Kilometer entfernten Burg Hohenzollern reichten.
Der Sagenweg: Dem Grafensprung auf der Spur
In einem anderen historischen Gemäuer – der bei Gernsbach im heutigen Landkreis Rastatt gelegenen Burg Neueberstein – wurde es Graf Wolf von Eberstein am Ende des 14. Jahrhunderts zu eng. Den ihn belagernden Württembergern entkam er durch seinen Wagemut: Von einem Felsen aus sprang er der Erzählung nach mit seinem Pferd in die knapp 200 Meter tiefer gelegene Murg – und soll das auf wundersame Weise überlebt haben. Von der Heldentat des Grafen seien sogar seine Feinde begeistert gewesen und zogen deshalb unverrichteter Dinge wieder ab.
Der Legende des Grafensprungs und anderen Mythen kann man heute auf dem Gernsbacher Sagenweg nachspüren. Mit fünf Kilometern Länge verhältnismäßig kurz, erfordert er gutes Schuhwerk, weil er auf überwiegend natürlichem Grund und vielen schmalen Pfaden verläuft.
„Wer in die Welt der Geister, Zwerge und Gnome eintauchen möchte, ist hier genau richtig“, findet Schwarzwald-Guide Karl Keller. „Wenn es bei dieser Tour gelingt, die Fantasie anzuregen, dann freut mich das besonders“, sagt der Entwicklungsingenieur im Ruhestand.
Der Ibacher Panoramaweg: Sicht bis zu den Schweizer Alpen
Am Rande des Hotzenwaldes liegt Ibach, mit etwa 400 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Landkreis Waldshut. Und der Ibacher Panoramaweg, der am Wanderparkplatz bei der Kohlhütte beginnt, wird seinem Namen gerecht: Wenn die Wetterbedingungen es zulassen, sieht man von hier aus bis zu den Schweizer Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau.
„Die Durchquerung des Naturschutzgebiets Lampenschweine gehört für mich immer wieder zu den Höhepunkten. Der Duft nach Wald und Moor und die fast schon etwas verwunschen wirkende Atmosphäre ist nach einem Nachtregen gerade in den frühen Morgenstunden etwas ganz Besonderes“, sagt die Naturführerin Christina Müller. „Ein Vesper einpacken“ sei bei dieser mittelschweren Tour immer zu empfehlen, rät sie. Eine Rastmöglichkeit mit Grillplatz bietet die Engländer-Hütte.
„In Vorderibach kommt man an einer Bushaltestelle vorbei. Sie wird von privater Seite aus jahreszeitlich dekoriert“, erzählt Müller. „Dort gibt’s für die Wanderer nicht nur ein Gästebuch, sondern auch Sitzkissen, eine Thermoskanne mit heißem Wasser und Teebeutel.“
Der Tonbachsteig: Gute Kondition wird gebraucht
Gut bei Puste zu sein, ist wichtig auf dem knapp 15 Kilometer langen Tonbachsteig. Rund um Baiersbronn im Landkreis Freudenstadt führt er auf alten Holzmacherpfaden durch den Nationalpark Schwarzwald. „Es geht rauf und runter. Also kein Spaziergang, sondern eine anspruchsvolle Wanderung“, sagt Bernhard Braun, Wanderführer und Vorsitzender des Vereins „Schönes Tonbachtal“.
Markante Orte und Passagen gibt es auf diesem Weg viele. Zu den Höhepunkten zählen der „Obere Zinken“ mit seiner „Himmelsliege“, das Durchqueren des Hochmoorgebiets Kleemisse, der Huzenbacher Seeblick und das Hirschgehege mit seinem imposanten Rotwild. Noch einmal geht es am Ende auf einem schmalen Wiesenweg bergauf, bevor der Ausgangspunkt am Parkplatz Plauderstüble wieder erreicht ist.
Für Familien: „Annis Abenteuer Touren“
Wanderungen im Schwarzwald gibt es auch speziell für Familien mit Kindern. Anni, das einen Bollenhut tragende Maskottchen der Schwarzwald-Ferienprogramme, lädt im Rahmen von “
Annis Abenteuer Touren “ zu familiengerechten Wanderungen auf dem Märchenweg „Das kalte Herz“ in Bad Wildbad, auf dem Räuber-Hotzenplotz-Weg in Gengenbach oder auf dem Wichtelpfad auf dem Feldberg sowie zu einer „Märchenschatzsuche“ im Renchtal. Auf den Wegen gibt es Rastplätze für Vesperpausen, und sie beginnen immer an einem Parkplatz oder an einer Haltestelle des Öffentlichen Personennahverkehrs.