Seit vergangenem Sommer lagerte er tiefgekühlt – jetzt haben die Arbeiten an einem Schwertfisch begonnen, der sich in die Ostsee verirrt hatte.
Stralsund.
Vom Irrgänger und Beifang zur Modellvorlage – an einem mehr als 2,30 Meter langen Schwertfisch haben in den Werkstätten des Stralsunder Meeresmuseums jetzt die Präparationsarbeiten begonnen.
„Wir haben ihn jetzt in Sand eingebettet“, sagte Präparator Martin Jost auf der Insel Dänholm zwischen Stralsund und Rügen. Von dem Tier solle ein Abguss gemacht werden, um später originalgetreue Kunststoffmodelle herstellen zu können.
In einer Reuse bei Wismar gefunden
Das knapp 100 Kilogramm schwere Tier war seit vergangenem Sommer tiefgefroren. Fischer hatten es in einer Reuse bei Wismar gefunden. „Das ist natürlich was Seltenes, vor allen Dingen auch in dieser Größe“, sagte Jost. Schwertfische sind normalerweise nicht in der Ostsee heimisch. Laut Timo Moritz, Ichthyologe am Meeresmuseum , kommt es aber immer wieder vor, dass sich ein Tier hierher verirrt, etwa auf der Suche nach Nahrung. „Die Fischer haben wohl relativ viele Makrelen gefangen in der Zeit und hatten dann auch die Idee, dass vielleicht der Schwertfisch diesen Makrelenschwärmen gefolgt ist.“
Irrgänger wichtig für das Meeresmuseum
Irrgäste in der Ostsee hätten für das Meeresmuseum in Stralsund eine besondere Bedeutung, sagte Direktor Harald Benke. Eine Lederschildkröte, die 1965 einem Fischer ins Netz ging, sei dafür verantwortlich, dass das Meeresmuseum überhaupt entstanden sei. Das Publikum sei so fasziniert gewesen von der 450 Kilogramm schweren Schildkröte, dass sein Vorgänger aus dem Naturkundemuseum ein Spezialmuseum gemacht habe.
Präparator Jost erklärt, dass sich auf Basis echter Tiere besonders detaillierte Modelle schaffen lassen. „So detailliert wie die Dokumentarplastik wird, wenn man ein Original als Basis hatte – das kriegt man mit der freien Modellbauerarbeit nicht so hin.“ Bis so ein Modell fertig ist, brauche es mehrere Wochen Arbeit. Verwendungszwecke gebe es viele, auch für den Fisch an sich. „Zum einen können wir den toten Fisch, den wir nachher aus der Form nehmen, den Originalfisch, noch für die Wissenschaft aufarbeiten und das Exponat kann man in der Ausstellung zeigen, für pädagogische Zwecke verwenden.“ Auch das Skelett kann ausgestellt werden.
Schwertfisch mittlerweile stark gefährdet
Bereits seit 2012 zeigt das Ozeaneum in Stralsund das Flüssigpräparat eines kleineren Schwertfisch-Exemplars. „Schwertfische können auch noch eine ganze Ecke größer werden“, sagte Experte Moritz mit Blick auf das nun bearbeitete Tier. Das sei heutzutage allerdings selten. „Der ist natürlich ein sehr beliebter Speisefisch und wird in großen Mengen gefangen.“ Mittlerweile gelte er sogar als stark gefährdet.
Das Schwert setze der Fisch übrigens tatsächlich als Waffe ein. „Er schwimmt in Fischschwärme, schlägt dann mit dem Kopf um sich und verletzt dabei Fische, so dass er die dann in Ruhe einsammeln kann nachher“, sagte Moritz. Wie auch große Hochseehaie müsse er ständig schwimmen, um atmen zu können. Das wurde wohl auch dem in der Reuse gefundenen Exemplar zum Verhängnis. (dpa)