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„Silver“ – Der Nachfolger des Klassikers „Die Schatzinsel“

„Silver“ – Der Nachfolger des Klassikers „Die Schatzinsel“

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Foto: getty
Was ist eigentlich aus Jim Hawkins geworden, der in Stevensons Klassiker die Schatzkarte von Piratenkapitän Flint fand und dann zur Schatzinsel segelte? In dem Roman „Silver“ erzählt Andrew Motion die Geschichte weiter. Das Fortsetzen eines Klassikers bleibt aber immer ein riskantes Unterfangen.

Berlin. 

Der 17-jährige Jim Hawkins führt ein unbeschwertes Leben. Wenn er nicht im elterlichen Gasthaus hilft, bleibt ihm viel Zeit, den Schiffen hinterherzuschauen. Bis eines Tages ein geheimnisvoller Besucher eine Kette von Abenteuern in Gang setzt. So beginnt Robert Louis Stevensons legendärer Abenteuerroman „Die Schatzinsel“, der Generationen von Lesern in seinen Bann gezogen hat.

Genauso beginnt auch der Roman „Silver“ von Andrew Motion. Rund 40 Jahre sind seit der Fahrt der „Hispaniola“ zur Schatzinsel vergangen. Jim Hawkins hat seinen Anteil am Goldschatz der Piraten ausgegeben, führt ein Gasthaus an der Themse und erzählt täglich von seinen früheren Abenteuern. Sein Sohn, der ebenfalls Jim heißt, lebt genau wie sein Vater in seiner Jugend.

Auf in die Karibik

Dann bringt erneut ein geheimnisvoller Besucher Abenteuer in das Leben eines Jim Hawkins. Diesmal kommt allerdings kein alter Pirat, sondern Natty, die Tochter des legendären Freibeuters Long John Silver. Der hatte einst auf der „Hispaniola“ die Meuterei angeführt und war auf der Rückfahrt von der Schatzinsel verschwunden.

So lernt Jim den alten Widersacher seines Vaters kennen, über den er schon unzählige Geschichten gehört hat. Silver ist mittlerweile blind und gebrechlich, aber er hat einen konkreten Plan. Jim soll von seinem Vater Kapitän Flints alte Schatzkarte besorgen und dann in die Karibik segeln, um Flints Silberschatz zu holen, den die „Hispaniola“ zurückgelassen hatte. Dabei geht es Silver nicht nur um Reichtum: „Euer Erfolg wird mich erlösen. Bringt mir das Silber, damit ich beruhigt sterben kann.“

Wiedersehen mit verbannten Matrosen

Jim zögert nicht lange, und schon wiederholt er die Geschichte seines Vaters. Es ist auch wieder ein geheimer Silver an Bord, allerdings nicht der Pirat als Koch verkleidet, sondern seine Tochter als Schiffsjunge. Sogar ein Echo des Schurken Israel Hands ist mit an Bord in der Person seines Neffen Jordan.

Wie die „Hispaniola“ in der „Schatzinsel“, so erreicht auch die „Silver Nightingale“ problemlos ihr Ziel. Aber dann wird es dramatisch. Noch bevor das Schiff seinen Ankerplatz erreicht hat wird klar, dass die Insel entgegen aller Erwartungen bewohnt ist. Das einfache Abholen der Silberbarren, das sich die Seeleute vorgestellt hatten, ist zur Illusion geworden.

Die „Hispaniola“ hatte drei Meuterer auf der Insel zurückgelassen, die offenbar die vielen Jahre in der Verbannung überlebt haben. Aber noch weitere wenig Vertrauen erweckende Gestalten leben auf der Insel. Schon bald wird die Suche nach dem Silber zur Nebensache. Erst einmal fühlen sich die Männer moralisch verpflichtet, die Verhältnisse auf der Insel zu richten.

Gelungene Fortsetzung

Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Romanen über die Schatzinsel. Jim Hawkins Junior ist der Erzähler in „Silver“, so wie sein Vater die erste Reise berichtet hatte. Aber der junge Jim ist wesentlich nachdenklicher und moralorientierter als der Senior, dafür weniger naiv und draufgängerisch. Zeitweise resigniert er sogar: „Die Welt wäre ein besserer Ort gewesen, wenn die Schatzinsel nicht gefunden worden wäre.“

Der renommierte britische Lyriker Andrew Motion hat sich sehr gut in die Stimmung der „Schatzinsel“ und ihrer Figuren hineingedacht. So konnte er die Geschichte von Jim Hawkins, Long John Silver und der Insel von Kapitän Flint stimmig weitererzählen in einem Abenteuerroman, der Spaß macht. (dpa)