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Runterkommen im Grünen – Mit Stress-Coach durchs Sauerland

Runterkommen im Grünen – Mit Stress-Coach durchs Sauerland

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Sauerland-Coach und Diakon Christian Graf spricht vom "Fluss des Lebens" und der freien Zeit, die einem zur Verfügung steht - die Wanderer sollen hier in der Sauerländer Natur zu neuen Einsichten kommen. Foto: Bernd F. Meier
Sauerland-Touristen können beim Wandern auf dem Achtsamkeitspfad Antworten auf ihre Lebensfragen suchen. Pädagogen und Psychologen helfen dabei.

Schmallenberg/Meschede. 

Unten im Quellental, wo der Hösinghauser Bach in die Wiesenaue fließt, da lässt Christian Graf die Wanderer für einige Minuten anhalten. „Hören Sie auf das Murmeln des Wassers. An dieser Station fragen wir uns: Wie geht es mir im Privatleben? Und im Beruf?“

Die Wanderer sind unterwegs auf dem neuen Achtsamkeitspfad, der vom Evangelischen Tagungszentrum Nordhelle als Rundweg durch lichten Fichtenwald und an einem Bachlauf vorbei führt. Zur Ruhe kommen, die Stille der Natur genießen, mal bewusst Schritt für Schritt gehen – das soll auf dem fünf Kilometer langen Weg mit seinen acht Verweilstationen möglich sein.

Christian Graf ist evangelischer Diakon und zählt zum Netzwerk der 14 Sauerland-Coaches, die sich im Sommer 2014 zusammengefunden haben. Im Team sind erfahrene Pädagogen und Psychologen. Sie wollen gestressten Urlaubern Antworten auf ihre Lebensfragen im persönlichen wie beruflichen Umfeld geben. „Ein Coach ersetzt keinen Therapeuten, sondern gibt Denkanstöße“, sagt Lars Morgenbrod, Gesundheitsmanager beim Verband Sauerland-Tourismus in Schmallenberg.

Mit dem Kanu auf dem Biggesee

Die Natur der abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft spielt dabei eine tragende Rolle. Es gibt dunkle Fichtenwälder, sattgrüne Wiesen und plätschernde Bäche, dazu Talsperren wie Bigge, Möhne und Sorpesee und ein dichtes Netz an Wanderwegen.

„Wandernd in der Natur kommt man leichter miteinander ins Gespräch als in einem Seminarraum“, findet Coach Carsten Jäker aus Hemer, der auch als Verhaltenstrainer in der Polizeiausbildung arbeitet. Jeder der 14 Sauerland-Coaches hat seine persönliche Art und Weise, mit der Natur und in der Natur zu arbeiten: Auf dem Biggesee bei Attendorn lässt Diplom-Sozialpädagoge Volker Bäumel seine Gäste ins Kanu steigen, bevor das Gespräch über deren Lebenssituation beginnt – Kanupaddeln als Aufbruch zu neuen Ufern.

Bei Brilon geht Anne Rabeneck mit Urlaubern über den Rothaarsteig. Auf dem als „Weg der Sinne“ bezeichneten Fernwanderweg kommt die Diplom-Pädagogin wandernd und Fragen stellend dem Lebensproblem des Wanderers näher. Am Ende der mehrstündigen Tour kann sie aufgrund des intensiven Dialoges konkrete Lösungsansätze aufzeigen. Ein längeres Vorgespräch ist aus ihrer Sicht notwendig: Darauf aufbauend wählt Rabeneck die entsprechende Wanderroute aus.

Deutschland ist bei Urlaubern sehr beliebt

Coach Anton Lübke macht bei seinen Wanderungen Halt auf dem Friedhof von Sundern-Allendorf. Mit einem Bandmaß vermittelt er seinen Mitwanderern, wie viel Lebenszeit bereits verflossen ist und wie viele Jahre wohl noch bleiben werden. Lübke, im Hauptberuf Sparkassendirektor, belässt es nicht bei dieser drastisch anmutenden Demonstration. „Machen Sie was aus dieser Zeit, aus jeder Stunde und jedem Tag, im Beruf wie in der Familie“, fordert er.

Das besondere Angebot im Sauerland passt in die Zeit. Zum einen ist Deutschland immer noch das beliebteste Reiseland, die meisten machen Urlaub in den eigenen Landesgrenzen. Und eine Auszeit wünschen sich ebenfalls viele: „Jeder Dritte schaut sich im Urlaub einen spirituellen Ort an“, sagt Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg. Ob das nun eine Lichtung im Wald, ein beschaulicher See oder eine grüne Wiese im Sauerland ist – das entscheidet jeder Urlauber für sich. (dpa)