Reisen in der Business Class – Luxus oder Geldverschwendung?
In der Business Class reist man luxuriös – das denken zumindest viele Passagiere. Ob sich das teurere Ticket wirklich lohnt, erfahren Sie hier.
Essen.
Es ist eng, man hungert. Und der Wagen mit dem Getränk ist längst vorbei gerollt. In der Economy Class ist das Leben über den Wolken ziemlich bescheiden. Neidisch blicken die Passagiere deshalb nach vorn. Da, wo das Flug-Paradies liegen muss. Da, wo im Linien-Jet ein Vorhang die Leute teilt. Vor dem Vorhang reisen die Gäste der Business Class, dahinter drängt sich das Eco-Volk zum Normaltarif. „Holzklasse“ nennen viele die Reihen hinter dem Vorhang. Klassen-Kampf in der Luft: Aber ist die Business Class auf Flügen in Europa ihr Geld wert? Der Test im Lufthansa-Airbus nach Porto.
Schauen wir zunächst auf den Preis: 358,96 Euro verlangt die Airline an diesem Tag für den zweieinhalb Stunden langen Flug. Erlaubt ist ein bis zu 23 Kilo schwerer Koffer. Nur mit Handgepäck wären es 40 Euro weniger gewesen, das immerhin bei gleichem Service an Bord.
Und Business? Man sieht gleich zweimal auf den Preis: stramme 1228,96 Euro. Damit könnte man Eco bis Australien düsen. So viel Geld auf einem Europatrip? Da darf man wohl einiges erwarten.
Stewardess verteilt die Lektüre
Der Unterschied beginnt am Boden. Die Passagiere mit dem Business-Ticket dürfen kostenlos in eine überfüllte Lounge. Hier gibt es Rührei, frisches Brot und jede Menge Aufschnitt. Und Sekt. Aber morgens um neun Uhr? Der Eco-Gast sitzt derweil vor dem Abflug-Gate, kann in einer Gratis-Zeitung blättern. Der Becher Kaffee kostet extra.
Beim Einstieg teilt sich die Menschheit wieder. Business-People dürfen an Bord, bevor sich die Massen in den Jet wälzen, die oft lange anstehen müssen, bis sie endlich an ihrem Sitz sind. Wo dann der Raum für das Handgepäck oft von anderen Passagieren vollgestopft ist. Die Leute vorn sitzen längst. Der Reihenabstand ist hier nicht besser als hinten. Dafür bleibt der mittlere Platz in der Dreierreihe frei. In der Eco dagegen müssen drei Passagiere beengt nebeneinander sitzen. Sie behakeln sich ständig mit den Ellbogen. Der Kampf um die Mittelarmlehne? Er ist ein ewiger. Und wenn sich dann noch ein Dicker in der Mitte ausbreitet. Diese Sorgen kennen die von vorne nicht.
Die Business-Gäste haben die Auswahl, ob sie Spiegel, Stern oder die Gala lesen wollen. Die Stewardess verteilt die Lektüre. Viele Passagiere werden persönlich mit dem Namen angesprochen. Kostet die Lufthansa nichts. Wirkung enorm. Der Start? Für alle gleich. Es wackelt für alle, auch der Blick nach draußen ist gleich. Vorne gibt es nach dem Abheben immerhin ein heißes Tüchlein für Frische beim Fliegen. Hinten? Nichts, natürlich.
Business-Gepäck kommt zwei Minuten eher aufs Laufband
„Genießen Sie die Zeit an Bord“ heißt es auf der Speisekarte, die die Bordbegleiterin vorn austeilt. Man darf wählen zwischen zwei warmen Gerichten: Rührei Mozzarella mit Kalbsbratwürstchen und Spinat. Oder: French Toast mit Vanillesauce, Apfelkompott und Nussmischung. Dazu: frisch aufgewärmte Brötchen, mehrere Sorten Käse, ein halbes Radieschen. Und „Sellerie-Cannelloni mit Peppadew“ – was ist das denn? Hinterher Birchermüsli und Obstsalat. Frühstück de luxe. Und hinten? Ein Sandwich, belegt mit Hühnchen. „Sonst nix?“ wird gefragt. „Nöö“, sagt die Stewardess. Immerhin: Der Getränkewagen, der durchs Flugzeug rumpelt, ist klassengleich. Getränke für alle. Angeblich soll es vorne auch Gratis-Gin oder Whisky geben. Aber so früh am Morgen? Kurz vor der Landung vorne das nächste feuchte Tüchlein. Hinten? Erraten…
Ansonsten, in beiden Klassen identisch: Flugzeit, Ankunftszeit, das Wetter. Am Ende ein letztes Extra: Das Business-Gepäck kommt zwei Minuten eher aufs Laufband.
Wir rechnen nach: der Business-Flug war 870 Euro teurer. Da kann sich jeder überlegen, ob sich diese Investition gelohnt hat. Auch wenn es auf dem Rückflug vorne Lamm gibt. Und hinten ein Sandwich mit Käse. Gut angekommen sind wir alle gleich.