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Orkantief „Christian“ sorgt für massive Schäden auf Inseln und Halligen

Orkantief „Christian“ sorgt für Schäden auf Nordsee-Inseln

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Das Lotsenversetzboot "Kapitän Jürs" kämpft sich bei starkem Sturm zwischen der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal und der Mündung in die Nordsee durch die Elbe. Foto: Christian Charisius
Selbst die sturmerprobten Nordfriesen sind beeindruckt. Das Orkantief „Christian“ hat an der Nordsee getost wie kaum ein Vorgänger. Inseln und Halligen wurden besonders hart getroffen. Doch die Bewohner nehmen die Schäden gelassen und beginnen mit Aufräum- und Reparaturarbeiten.

Husum. 

So schnell jagt eine tobende Nordsee Fiede Nissen keinen Schrecken ein. Doch so heftig, wie das Orkantief „Christian“ über Inseln und Halligen tobte, hat es der gelassene Postschiffer von Langeneß noch nicht erlebt. „Ich habe noch nie einen Strandkorb fliegen sehen“, sagt der 63-Jährige am Tag danach. Diesmal, am Montagnachmittag, waren es gleich drei. „Das ist schon beeindruckend“, meint Nissen.

Die Inseln und Halligen hat es besonders schwer erwischt. Auch Hartgesottene ließen die Orkanböen bei Tempo 160 und mehr nicht kalt. „Man konnte nicht mehr ums Haus laufen“, versicherte Nissen. Doch Glück im Unglück überall: Das Wasser stieg nicht so hoch wie von manchen befürchtet.

Am Dienstagmorgen offenbarten sich die Schäden – auf Sylt, Gröde, Hooge und sonst wo in der nordfriesischen Inselwelt. „Jeder auf der Hallig hat ein Loch im Dach“, berichtet Nissen. Sein Postboot hat „Christians“ Wüten wohl heil überstanden. Am Mittwoch will er damit wieder zum Festland. Am Dienstag mussten die 110 Bewohner von Langeneß auf Zeitung und Briefe verzichten. Nissen hat ohnehin genug zu tun. Mit seinem Sohn repariert er das Dach. Eine Konsequenz aus den Schäden: „Wir klammern die Pfannen nicht mehr, sondern wir verschrauben sie jetzt; dann fliegen sie nicht mehr weg.“

„Am Ende ist man auf sich selbst angewiesen“

Ein paar Kilometer weiter in Richtung Festland, auf Hallig Gröde, kümmert sich Reiner Mommsen um seinen schweren „Dachschaden“. „Von der Scheune ist das halbe Dach weg“, schildert der 50-Jährige. „So viel Wind habe ich noch nie erlebt – das Meer hat hier schon richtig gekocht.“ Die Schafe hatte Mommsen, auf Gröde Vorarbeiter im Landesbetrieb Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Und weil das Wasser nicht so hoch stieg, wurde es auch nicht gar so schlimm.

Bernd Wölfling kommt seit 20 Jahren um diese Jahreszeit zum Urlaub nach Gröde. In der Zeit hat er sich schon oft kräftig durchpusten lassen. „Aber so schlimm war es noch nie“, sagt der Mann aus Schweinfurt im Fränkischen. Der Bayer traute sich auch am Montag ins Freie. „Man musste richtig gegen den Sturm ankämpfen.“

Der Bürgermeister von Hallig Hooge, Matthias Piepgras, ist auch am Tag danach noch beeindruckt. „Das war der heftigste Sturm, den wir hier hatten – da geht einem schon die Muffe.“ Von einer Hallig kann man eben nicht mal einfach die Feuerwehr anrufen und in ein paar Minuten ist sie da. „Das ist schon ein gewisses Prickeln“, gesteht Piepgras. „Das macht eben die besondere Situation von Halligen aus – am Ende ist man auf sich selbst angewiesen.“

„Sansibar“ war trotz Sturm gut besucht

Auf Sturm waren die Hooger ja eingestellt. Aber was sich dann ab etwa 13.00 Uhr aus Südwest zusammenbraute, war heftiger als erwartet. Piepgras findet das gleiche Bild wie der Gröder Mommsen: „Da fing das Meer auf einmal an zu kochen.“

Mit Rekordtempo 191 fegte „Christian“ über Helgoland hinweg. „Auch die Älteren hier haben das noch nicht erlebt“, berichtet Bürgermeister Jörg Singer. Und auch er schildert seine Eindrücke vom Meer so: „Das Wasser kochte.“ 30 Einsätze musste die Feuerwehr auf Deutschlands einziger Hochsee-Insel fahren. Der Orkan deckte Dächer ab und richtete weitere Schäden an. „Die Schule verlor komplett ihr Dach“, sagte Singer.

Auch auf Sylt fauchte der Sturm extrem scharf über die Dünen. Die berühmte „Sansibar“ war trotzdem gut besucht. Die Autos vor der Tür des Restaurants in den Dünen mussten dagegen einiges aushalten: „Sie wurden gesandstrahlt“, berichtet Laura Stodieck, die Assistentin von „Sansibar“-Chef Herbert Seckler. Dass es auch auf Sylt nicht schlimmer kam, lag auch daran, dass Ebbe herrschte, als der Orkan am stärksten tobte. „Wäre Flut gewesen, hätte es schlimmer ausgesehen.“ (dpa)