Oktoberfest 2021: Viele Plätze in Bierzelten schon vergeben
Muss das Oktoberfest dieses Jahr schon zum zweiten Mal wegen Corona abgesagt werden? Die Entscheidung steht noch aus.
München.
Niemand weiß, ob das Oktoberfest dieses Jahr stattfinden kann, doch bei den Festzelten stapeln sich bereits die Reservierungsanfragen. „Die Resonanz ist sehr positiv“, sagt der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer.
„Die Leute wollen kommen.“ Bei den Hotelbuchungen gibt es dagegen merkliche Zurückhaltung. Wie von Hotelketten und Reiseportalen zu hören ist, gehen dort weniger Reservierungen, Buchungen und Suchanfragen nach Übernachtungsmöglichkeiten zur Wiesnzeit ein.
Oktoberfest vom 18. September bis 3. Oktober geplant
In normalen Jahren kommen in den beiden Festwochen sechs Millionen Besucher zum größten Volksfest der Welt. Sie trinken, singen und feiern in den Zelten auf engstem Raum. Ohne wirksamen Impfschutz böte das Fest alle Voraussetzungen für ein internationales Superspreader-Event. In diesem Jahr ist das Oktoberfest vom 18. September bis 3. Oktober geplant.
Trotzdem haben laut Inselkammer die allermeisten Stammgäste sich schon jetzt ihre Plätze gesichert. Zu 95 Prozent hätten alle ihre angestammten Wiesntische so bestellt wie 2019. „Nur nur ganz wenige haben abgesagt.“ Die meisten Reservierungen kämen von Gästen aus München und der Region; es gebe aber auch Anfragen aus dem Ausland. Er selbst schätze die Chance für eine Wiesn „fifty-fifty“, sagt Inselkammer. „Ich bin zuversichtlich. Aber es hängt natürlich vor allem von den Impfungen ab.“
Bei den Hotels ist dagegen trotz häufig kulanter Stornobedingungen Zurückhaltung zu spüren. Die Nachfrage nach Zimmern zur Wiesnzeit sei bisher „spärlich“, heißt es bei der Kette Motel One. Normalerweise sei sie deutlich höher. „Es spricht einiges dafür, dass derzeit nicht so richtig daran geglaubt wird, dass die Wiesn stattfindet“, sagt ein Sprecher. „Oder dass das Interesse angesichts der Pandemie gering ist.“
Noch reichlich Hotelzimmer zu haben
Auch beim Reisevermittler Expedia zeigt sich, dass viele potenzielle Gäste von Auswärts eher nicht ans Oktoberfest 2021 glauben – oder es nicht besuchen würden. Das Interesse für den Zeitraum sei verhaltener als in den Jahren vor Corona, heißt es. „Allerdings steigen die Buchungszahlen für das Oktoberfest historisch gesehen immer erst gegen Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni.“ Auf die Preise hat sich das geringere Interesse noch nicht niedergeschlagen.
Beim Portal Booking.com suchen Kunden aus Deutschland für die Zeit des Oktoberfests ebenfalls seltener nach Unterkünften in München. Norderney, Krün oder Oberstdorf haben die Stadt dort überholt. Das zeige ein „gesteigertes Interesse an Destinationen in der Natur“.
Hotelzimmer gäbe es also reichlich – und auch Tische sind laut Inselkammer noch zu haben. Doch an den Samstagen werde es schon sehr eng, und der geplante Anstichtag sei praktisch ausreserviert.
Den Wirten zufolge ist Anfang Juni der späteste Zeitpunkt für eine Absage oder Zusage zum Oktoberfest. „Dann müssten wir die Aufbaufirmen beauftragen“, sagt Inselkammer. Die Stadt will voraussichtlich im Mai den Daumen heben oder senken.
Er würde keine Wetten auf ein Oktoberfest 2021 abschließen, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zuletzt. „Man darf sehr skeptisch sein.“ Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht das ähnlich: „Ich halte die Skepsis des Oberbürgermeisters für absolut berechtigt und teile sie, auch wenn es heute noch keine abschließende Bewertung geben kann.“
Wiesn „light“ als Alternative
Der Wiesnchef und Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) will möglichst spät entscheiden, um alle Chancen auszuschöpfen. „Wenn wir keine Wiesn sehen, müssen wir wieder über einen Sommer in der Stadt nachdenken. Den werden dann ganz sicher machen.“ Dabei waren im vergangenen Jahr Karussells und Buden dezentral und mit Abstand in der Stadt aufgestellt worden. Auch eine Wiederholung hoffen bei einer erneuten Wiesn-Absage auch die Schausteller. Aber: „Eine Wiesn „light“ ist keine Wiesn“, sagt die Leiterin der Veranstaltungsgesellschaft der Münchner Schausteller, Yvonne Heckl.
„Eine abgespeckte Version ist keine Wiesn. Das wollen wir nicht“, sagt auch Wirtesprecher Inselkammer. „Mit Masken, begrenzten Plätzen und Abstand im Zelt: Das ist wirtschaftlich sinnlos – und das ist auch keine Wiesn, wie wir sie lieben und wollen. Das macht keinen Spaß.“ Ein Impfpass oder negativer Corona-Test als „Eintrittskarte“ ist aus Sicht der Wirte keine Option. „Das ist nicht darstellbar.“ Schon bisher war die stichprobenartige Kontrolle an den Zugängen zum Oktoberfest gelegentlich ein Herausforderung.
Die Wirte würde eine erneute Absage viel Geld kosten. Allein Inselkammer veranschlagt die laufenden Kosten ohne Wiesn auf 400.000 Euro. Der Wirtschaftswert des weltweit größten Volksfestes liegt bei 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. (dpa)