Urlaub im Kloster ist eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Das Angebot ist groß: Mancherorts können die Gäste leben wie Nonnen und Mönche.
Bad Wörishofen.
Keine Hektik und innere Einkehr: Immer mehr Klöster in Deutschland und den Nachbarländern bieten Gästen kurze Auszeiten an. Das Angebot reicht von klassischer Wellness in altehrwürdigen Mauern bis zur echten Integration in den Tagesablauf der Mönche und Nonnen.
Klosteraufenthalte gibt es in idyllischen Landschaften, aber auch als stille Rückzugsorte in der Stadt. Meist ohne Fernseher und mit zweckmäßiger Möblierung – und manchmal auch mit WLAN. Eine Auswahl:
Hotelkomfort und barocke Pracht: Kloster Ettal
Wer die barocke Pracht der
Benediktinerabtei Ettal in den Ammergauer Alpen näher kennenlernen will, logiert im Klosterhotel „Ludwig der Bayer“ direkt gegenüber. Die Herberge gehört zu einem der größten Benediktinerklöster im Alpenraum. Angeschlossen sind auch ein Gymnasium, landwirtschaftliche Betriebe, Gasthöfe, eine Brauerei und eine Likörmanufaktur. Im Hotel erwarten Gäste die Annehmlichkeiten eines Vier-Sterne-Hotels inklusive Spa-Bereich. Das Kloster, das 1330 gegründet wurde, lässt sich auf verschiedenen Führungen entdecken. Die Gebetszeiten und Gottesdienste der Mönche stehen den Gästen offen.
Kräuterkick und Chorgebete: Kuroase im Kloster
Die “
Kuroase im Kloster “ im bayerischen Bad Wörishofen befindet sich in der Dominikanerinnen-Klosteranlage, in der Pfarrer Sebastian Kneipp seine Gesundheitslehre begründete. Mit 65 Zimmern und einem professionellen Gesundheitsteam samt Kurarzt, Kneipp-Bademeister und Ernährungsberater tanken Gäste hier im christlichen Ambiente auf. Das barocke Kloster von 1717 strahlt im Kurort natürliche Ruhe aus. Neben Pauschalangeboten von der Original Kneipp-Kur bis hin zum kurzen „Kräuterkick“ gibt es spezielle Programme zu den christlichen Feiertagen. Die Gäste sind eingeladen zum Chorgebet, die Nonnen stehen zu Gesprächen und Gebeten bereit.
Seel- und Leibsorge: Kloster Arenberg
Die
Arenberger Dominikanerinnen in Koblenz im Mittelrheintal bieten neben der Seelsorge jede Menge „Leibsorge“ in Form von Massagen, aktivierender Gymnastik und Physiotherapie. Das Gästehaus inmitten des sechs Hektar großen Klosterparks verfügt über ein Vitalzentrum mit Schwimmbad, Sauna, Infrarotkabine und Fitnessraum. Auf Wunsch werden die gemütlichen Zimmer auch mit Fernseher ausgestattet. Der Ansatz ist ganzheitlich: Zu den spirituellen Angeboten zählen etwa Stundengebete, Meditation, Gesprächsbegleitung und mehrtägige Kurse mit Wellness. Mahlzeiten können in Schweigen eingenommen werden.
Das Kloster über dem
Wallfahrtsort Odilienberg im Elsass ist seit der Gründung im siebten Jahrhundert durch die Äbtissin Odilie ein Ort des Gebets. Abends, wenn die Wallfahrer den Berg mit der weitreichenden Aussicht auf die Rheinebene verlassen haben, tritt klösterliche Ruhe ein in der Anlage der Schwestern vom Heiligen Kreuz. Das Klosterhotel hat Ein- bis Vierbettzimmer in einem alten und einem modernen Gebäude. Die vier Gebetszeiten der Nonnen und meist zwei tägliche Messen stehen den Gästen offen, ebenso wie Beichtgelegenheiten und auf Wunsch ein geistliches Gespräch. Wem die Mauern zu eng werden, der kann durch Wälder wandern und die umliegenden französischen Dörfer erkunden.
Rückzug in den Schweizer Bergen: Kloster St. Johann
Das
Benediktinerinnenkloster in Müstair in Graubünden, dessen Kirche den weltweit größten frühmittelalterlichen Freskenzyklus birgt, geht auf Karl den Großen zurück. In diesem Unesco-Weltkulturerbe können sich die Gäste in den Klosterrhythmus einfügen und auf Wunsch seelsorgerisch betreut werden. Oberhalb des verträumten Alpenklosters steht auf einer Alm eine Hütte für Gäste, die Einsamkeit in der Natur suchen. Daneben gibt es Fastenwochen, Kräuterkurse, Führungen durch Kloster und Museum sowie Einkehrtage.
Chillen im Klostergarten: Abteil Varensell
Schon die Ortschaft
Varensell im Osten der Westfälischen Bucht bei Rietberg ist ein Ort der Ruhe. Im Gästeprogramm der 35 Benediktinerinnen finden sich moderne Auszeiten wie „Chillen im Kräutergarten“, Yoga oder „Kraftort Kloster kreativ“ – aber auch Work-Life-Balance nach Benedikt, Singen des Gregorianischen Chorals, Gartenarbeiten oder „Quellentage für urlaubsreife Gottsucher“. Daneben bietet die 1902 gegründete Abtei individuelle Aufenthalte zum Mitbeten und –arbeiten. Nicht alle der 28 Gästezimmer haben eigene Nasszellen.
Fasten und mehr: Kloster St. Marienthal
Die 1234 gegründete
Abtei in der sächsischen Oberlausitz ist das älteste aktive Zisterzienserinnenkloster Deutschlands. Die zwölf Nonnen bieten neben Fasten nach Buchinger sowie Basenfasten auch Kurse zu Besinnung, Kreativität, Spiritualität und Gesang. Mitbeten und –arbeiten ist ebenfalls möglich. Das weitläufige Kloster im böhmischen Barockstil liegt mitten im Wanderparadies Neißetal. Die Via Sacra führt hier zu den kulturellen Höhepunkten des Länderdreiecks Deutschland, Polen und Tschechien. Für Ausflüge verleiht das Kloster Fahrräder.
Zen und Tai-Chi: Kloster Dietfurt & Meditationshaus St. Franziskus
Japanische Zen-Sitzmeditation, Qigong, Tai-Chi, die Blumenzeremonie Ikebana oder sakralen Tanz bieten die Franziskaner in
Kloster Dietfurt (Bayern) allen Suchenden auch ohne religiöse Bindung in einem festen Kursprogramm. Dafür wurde 1977 eigens eine Meditationshalle im japanischen Stil gebaut. Qigong und Tanz finden im großen Klostergarten statt, aus dem die Köche die Gäste im Sommer mit vegetarischer Frischkost versorgen. Untergebracht sind die Teilnehmer im Gästehaus und im ehemaligen Noviziatsgebäude des Klosters Dietfurt, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1665 reichen.
Schweigend die Mitte finden: Tharpaland International Retreat Centre
Mitten im Wald im Schwanter Forst in Brandenburg leben buddhistische Nonnen und Mönche mit Laien in einer spirituellen Gemeinschaft – und lassen Gäste in die buddhistische Lebensweise eintauchen. Das 1891 errichtete
Schloss Sommerswalde , ein historistischer Gebäudekomplex in einem idyllischen Park, liegt eine Autostunde von Berlin entfernt. Mit Wochenendkursen spricht die Gemeinschaft alle Suchenden an. Längere Schweige-Retreats richten sich an Geübte. Die Gäste können aus einer Palette von Unterkünften wählen, von Schlafsaal bis Einzelzimmer. Gegessen wird vegetarisch und gemeinsam im Schweigen. Die Gemeinschaft bittet darum, das Handy oder die SIM-Karte bei der Ankunft abzugeben. (dpa)