Der Naumburger Dom gehört jetzt nach jahrelanger Zitterpartie zum Weltkulturerbe. Der Dom ist die 44. Unesco-Weltkulturerbe-Stätte in Deutschland.
Naumburg.
Der Jubel am Persischen Golf, Tausende Kilometer von Deutschland entfernt, war im Sommer riesig: Das Unesco-Welterbekomitee erklärte im Juli auf seiner 42. Sitzung im arabischen Königreich Bahrain den Naumburger Dom zum Welterbe der Menschheit – nach einer jahrelangen Zitterpartie, im dritten Anlauf und einem Abstimmungskrimi auf der Tagung in Manama. Am Sonntag wird der Titel erneut gefeiert – mit der Übergabe der Urkunde bei einem Festakt im Dom mit Politprominenz und einem Bürgerfest. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Ex-Außenminister Siegmar Gabriel werden nach Angaben der Staatskanzlei dazu erwartet.
Der Dom ist die 44. Stätte in Deutschland, die von der Kulturorganisation der Vereinten Nationen zum Unesco-Welterbe erklärt wurde, darunter auch der Kölner Dom. Weltweit stehen 845 Kultur- und 209 Naturstätten, sowie 38 gemischte Kultur- und Naturstätten auf der Liste.
100.000 Besucher
Der Naumburger Dom St. Peter und Paul wurde im 13. Jahrhundert von einem bis heute unbekannten Steinbildhauer, dem «Naumburger Meister», entscheidend mitgestaltet. Zu den Besonderheiten der Kathedrale gehören zwölf lebensnah gestaltete Stifterfiguren, wie Uta von Ballenstedt (vermutlich 1000 bis 1046) und Ekkehard II. (um 985-1046), Markgraf von Meißen. Experten zählen sie zu den bedeutendsten Kunstwerken der Epoche.
Rund 100.000 Menschen besuchen nach Angaben der Stadt bereits seit Jahren den Dom – auch im Bann von Uta, der „schönsten Frau des Mittelalters“, und wegen Neo Rauch. Der international bekannte Maler aus Leipzig schuf vor einigen Jahren im Domensemble Fenster für die Elisabeth-Kapelle. Nach Angaben der Vereinigten Domstifter ist das Interesse von Besuchern mit Bekanntgabe des Welterbe-Titels nochmals deutlich gestiegen. Tourismusexperten gehen von einer Sogwirkung bei organisierten Kulturreisen sowie Individualtouristen aus.
Auf den Spuren des Welterbes
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, betont, mit dem Welterbetitel seien auch Pflichten wie ein Bildungsauftrag verbunden. „Menschen aus aller Welt sollen in Zukunft am Naumburger Dom hautnah Geschichte erleben, Kultur entdecken und daraus für die Zukunft lernen“, sagt sie. Um dies in die Tat umsetzen zu können, arbeiten die Naumburger weiter an ihrem Plan, in der Domkurie ein Informations- und Ausstellungszentrum zum Thema Welterbe einzurichten.
„Es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, Anträge auf Fördermittel sind formuliert, ein Konzept zur Finanzierung erarbeitet“, sagt ein Sprecher des Fördervereins Welterbe an Saale und Unstrut. Angedacht ist, dass Naumburg bis 2023 einen zentralen Anlauf für Besucher hat, die auf den Spuren des Welterbes wandeln.
Deutschland heimste in diesem Jahr auf der Sitzung des Welterbekomitees 2018 zwei Titel ein. Die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk aus Schleswig-Holstein schafften es ebenfalls auf die Unesco-Welterbeliste.
Universelle Werte
Sachsen-Anhalt ist mit dem Naumburger Dom mehrfacher Gewinner – denn nunmehr gehören fünf Stätten im Land zum Welterbe der Menschheit: Die Stiftskirche, Schloss und die Altstadt von Quedlinburg, die Lutherstätten in Wittenberg und Eisleben, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und die Dessauer Bauhausstätten.
Kriterien für die Anerkennung sind nach Angaben der Organisation unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementplan, der die Erhaltung des Erbes für aktuelle und zukünftige Generationen sicherstellt. Mit der Einschreibung in die Welterbeliste verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu schützen und ihren Wert der Gesellschaft zu vermitteln. Dies gelte auch für die weltweit einzigartige Kathedrale in Naumburg, betont Böhmer. (dpa)