Manuel Andrack zeigt die schönsten Wanderwege in NRW
Stock und Hut lässt Manuel Andrack zu Hause – und wird dafür als „Wanderrebelle“ bezeichnet. Nun hat er ein Buch über NRWs schönste Wanderwege veröffentlicht. Im Interview erklärt er, was eine gute Strecke ausmacht, wie man Kinder für Ausflüge begeistert – und warum Wanderer bessere Menschen sind.
Essen.
Die Medien haben Manuel Andrack früh den Stempel eines Wanderrebellen aufgedrückt. Dabei ist er ziemlich ehrlich – auch in seinem Buch über die schönsten Wanderwege in Nordrhein-Westfalen. Ein Gespräch über Stinkstiefel, Wandertraumata und eine Überraschung am Niederrhein.
Herr Andrack, Sie sagten mal, Wanderer seien bessere Menschen. Manuel Andrack: Habe ich das wirklich gesagt?
Ja, vorige Woche im Westdeutschen Rundfunk. Andrack: Stimmt (lacht). Sagen wir es so: Einen richtigen Stinkstiefel habe ich beim Wandern noch nicht erlebt. Und es gibt immerhin 40 Millionen Wanderer in unserem Land. Der Rest sind Raucher, Linkshänder und Fans von Bayern München.
Wie nett und ausgeglichen sind denn die Wanderer in NRW, die Ihnen begegnet sind? Andrack: Total entspannt. Und meistens Ortskundige. Die kennen ihr Revier ganz genau. Oder besser gesagt: Sie kennen es in- und auswendig. Und genau für sie ist mein Buch gedacht. Denn es lohnt sich über den Tellerrand hinauszuschauen. Ich meine damit nicht die großen Wanderferien auf Madeira oder in den Alpen. Man kann Abwechslung auch im Sauerland, am Niederrhein oder im Münsterland haben. Aber das machen viele nicht.
Wo waren Sie für Ihr Buch überall unterwegs? Andrack: Ich habe mir für mein Buch alle Premium- und Qualitätswege angeschaut. Dazu gehören zum Beispiel Weitwanderwege wie der Rothaarsteig, der Eifelsteig und der Hermannsweg, welche ich portraitiere. Das ist das Prinzip des Buchs. Ich bin zwar nicht sämtliche Etappen gegangen, aber ich war wirklich auf jedem Weg unterwegs.
Was macht einen guten Wanderweg aus? Andrack: Die Abwechslung. Es darf nicht nur durch den Wald gehen. Da muss auch mal ein Ausblick kommen, ein Bach, eine Burg, irgendwas. Und am Ende sollte es eine gute Einkehr geben, wo man sich mit einem Bier belohnen kann. Für mich in puncto Abwechslung übrigens eine absolute Entdeckung: die „Wasser.Wander.Welt“ am Niederrhein. Die Gegend mit Nettetal und Rode Beek stand für mich immer fürs Radfahren, nie fürs Wandern. Aber dort macht es riesig Spaß.
Bitte ergänzen Sie für uns folgende Sätze: Um Kinder fürs Wandern zu begeistern, muss man… Andrack: …drei Dinge beachten. Erstens: ehrlich sein und sagen, dass die Beine auch mal wehtun können. Zweitens: die Route mit besagter Abwechslung planen. Und drittens muss man Kindern Gewicht abnehmen, sprich irgendwann den Rucksack tragen.
Beim Wandern singe ich am liebsten… Andrack: …nichts.
Wanderstöcke sind… Andrack: …für die, die eine künstliche Hüfte haben, unabdingbar.
„Richtig wandern bedeutet den richten Weg auszusuchen“
Wanderausrüster raten auch immer zu richtigem Schuhwerk, am besten zu Wanderstiefeln. Sie schwören allerdings auf Turnschuhe. Andrack: Ja, ich bin aber gerade untreu geworden. Ich habe seit vergangener Woche einen Wanderschuhsponsor (lacht). Aber Sie haben das richtige Stichwort geliefert: Wanderstiefel. Die sind im Mittelgebirge ein No-Go. In den Alpen mag das aber anders aussehen. Aber eine gute Sohle ist immer wichtig.
Bitte ergänzen Sie: Einer meiner Lieblingswege in NRW ist… Andrack: …der Tecklenburger Bergpfad.
Das deutsche Wanderabzeichen mache ich… Andrack: …wenn ich in Rente bin.
Richtig wandern bedeutet… Andrack: …den richtigen Weg auszusuchen. Wer als Kind mit seinen Eltern schlechte Wege wandern musste, hat heute ein Trauma. Also ganz klar: Der Weg ist das Ziel!
Sie gelten ein bisschen als Wanderrebell. Wie kam es dazu? Andrack: Ach, nur weil ich nicht mit Stöcken laufe und mir einen Wanderhut aufsetze, bin ich doch kein Rebell. Es ist in Wahrheit genau andersherum. Wenn ich meine Wandergewohnheiten mit den Ergebnissen einer Studie des Deutschen Wanderinstituts vergleiche, dann bin ich ein langweiliger „Mainstream-Genusswanderer“. Also einer, der lieber im Mittelgebirge geht als im Hochgebirge. Und lieber kürzere Strecken wandert als lange. So bin ich.
Was reizt Sie am Mittelgebirge? Andrack: Gegenfrage: Warum in die Ferne schweifen? Viel Schönes liegt vor der Haustür, die Anfahrt ist kurz und günstig. So anstrengend wie eine Alpentour ist es auch nicht. Das sind erst mal viele Vorteile.