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Kunstgenuss und Wellenrauschen in Flandern

Kunstgenuss und Wellenrauschen in Flandern

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Mitten auf der Promenade von Ostende stehen rote Felsen, die „Rock Strangers“ von Künstler Arne Quinze. Werke wie diese verdankt die flandrische Nordsee-Küste der Beaufort-Triennale für Gegenwartskunst. Sie können mit der „Kusttram“, der Küstenbahn, von Touristen erkundet werden.

Ostende. 

Immer wieder flitzt ein kleiner Junge auf dem Fahrrad um die riesigen, leuchtend roten und zerknautschten Metallskulpturen herum. Er düst über die Promenade von Ostende, der größten Stadt an der flämischen Küste. Seine Lieblingsstelle ist der Platz, an dem die „Rock Strangers“ von Arne Quinze aufgestellt sind. Wie vom Meer angeschwemmt hocken die Teile des Skulpturenensembles auf dem Zeeheldenplein, der die Promenade zum Hafen hin abschließt.

Kinder rennen herum, Erwachsene schlendern über den Platz. Sie kommen vom Shopping und legen in einem Café auf der Promenade eine Pause ein – und genießen den Blick auf den Strand und das mattblaue Meer. Wer Herzhaftes bevorzugt, kehrt in eine der Brasserien ein und bestellt frische Garnelen-Kroketten, eine Spezialität in Ostende.

„Rock Strangers“ sind unübersehbar platziert

Einige Besucher bleiben neugierig stehen und schauen die Kunstobjekte genauer an. „Es ist verrückt, so knatschrote, große Teile direkt vor dem Strand aufzustellen – ich mag das“, sagt die 24-jährige Alice, die sich von ihrem Freund vor einem der Elemente fotografieren lässt. Unübersehbar sind die „Rock Strangers“ platziert und fordern zur Interaktion auf. Darüber hinaus findet sich noch viel mehr Kunst und Kultur in der Stadt und an der gesamten belgischen Küste. Der Badeurlaub am Nordsee-Strand lässt sich hier bestens mit Kunstgenuss verbinden.

Entlang der flämischen Küste sind viele weitere Skulpturen zu entdecken. Dafür hat die Beaufort-Triennale für Gegenwartskunst gesorgt, die seit 2003 stattfindet. Im Rahmen dieser Veranstaltung stellen Künstler ihre Werke für ein paar Wochen am Strand, in den Dünen oder auf den Plätzen der Seebäder auf. Viele Werke sind im Anschluss daran dauerhaft in den Orten verblieben. So ist bereits ein großer Skulpturenpark herangewachsen.

Mit der Tram von Ort zu Ort

Wer diesen genauer erkunden will, fährt am besten mit der „Kusttram“, der Küstenstraßenbahn, von Ort zu Ort. Auf dem Stück von Ostende nach Middelkerke verläuft die Strecke auf dem Deich direkt vor dem Strand. Das Meer glänzt, Möwen segeln vorbei und an jeder Station weht frische Seeluft in die Wagen. Da wird die Fahrt zum besonderen Erlebnis. Wo sonst kann man mit der Straßenbahn direkt am Meer entlangrattern? Die Kusttram verbindet die gesamte flämische Küste von Knokke bis De Panne. Mit einer Strecke von 68 Kilometern gilt sie als die längste Straßenbahnlinie der Welt.

Gründe immer wieder auszusteigen, gibt es viele. Dazu gehören die Skulpturen und hier und da ein Spaziergang durch die Seebäder. An der Station Koksijde-Sint Idesbald lohnt es sich zudem, einen Stopp für das Delvaux-Museum einzulegen. Es zeigt Werke des surrealistischen Malers Paul Delvaux, der dort bis zu seinem Tod 1994 gelebt hat. Auch Modelle von Straßenbahnen und Zügen finden sich dort. Denn der Künstler war ein Bahnfan, wie auf seinen melancholischen Bildern immer wieder zu sehen ist. Kunst und Bahn passen in Flandern besonders gut zusammen.

Wie anno dazumal 

Zurück nach Ostende – Kunst und Kultur im Ensor-Museum. Der Maler James Ensor wurde hier 1860 geboren. Sein einstiges Wohnhaus ist mitsamt dem Souvenirladen seiner Tante erhalten geblieben. Wer die Messingklinke an der alten Eingangstür hinunterdrückt und eintritt, wird in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts versetzt.

„Die Türklingel scheppert noch wie zu des Malers Zeiten“, weiß Museumsmitarbeiterin Anne-Marie Thibaut. In den hohen Holzschränken mit Glastüren sind als einstige Verkaufsware Schiffe und Muscheln, Totenschädel, Masken und anderer Kleinkram zu finden. Vor allem die Masken finden sich häufig als Motive in den Werken des Malers wieder. In der oberen Etage ist der Blaue Salon, das Wohnzimmer mit Original-Ausstattung, zu besichtigen. Bilder von Ensor hängen an den Wänden – allerdings nur Repliken. Dennoch bietet dieses Museum eine intensive authentische Atmosphäre, wie sie selten zu finden ist. Die Originalwerke des Künstlers sind übrigens im Mu.Zee daheim. Das städtische Kunstmuseum beherbergt eine bedeutende Sammlung belgischer Kunst von 1850 bis heute.

Restaurants laden zum Besuch ein

Nach einer erlebnisreichen Tour entlang der Küste laden die zahlreichen Restaurants und Kneipen in der quicklebendigen Stadt zum Besuch ein. Auf der beleuchteten Promenade lässt sich bis spät in die Nacht flanieren. Am nächsten Tag geht es dann zur Entspannung an den Strand oder noch einmal mit der Kusttram auf Tour. Denn auch in Richtung Knokke gibt es viel zu sehen. Die Küstenbahn versetzt den Gast auch hier in alte Zeiten.