Kochen, malen, töpfern: Kreative Ausflüge in Deutschland
Malen auf Rügen, Bücher binden in Leipzig und knoten in Köln: Wer auf Reisen in Deutschland kreativ werden will, hat viele Möglichkeiten.
Köln.
Homeoffice, online Meetings und das Smartphone als Tor zur Außenwelt – nach langen Lockdown-Wochen wächst der Wunsch nach Reisen, echten Begegnungen und Erlebnissen. Und vielleicht nach etwas kreativer Handarbeit. Das geht (bald wieder) an vielen Orten Deutschlands. Eine Auswahl:
Hafenstadt Hamburg: Schlemmerschulen von Dim Sum bis Köttbullar
Die historische Speicherstadt, der weltweit größte Lagerhauskomplex, verrät: Das Nordlicht an der Elbe ist geprägt durch den Handel. Die Metropole der „Pfeffersäcke“ gilt hierzulande als Hauptstadt der Gewürze. Was liegt näher, als selbst in der Küche kreativ zu werden und sich den leckeren Aromen über einen Gewürzkochkurs zu nähern?
Das Unternehmen Miomente bündelt deutschlandweit ausgesuchte Kochschulen und -kurse, auch in der Hansestadt, vom Dim Sum über spanische Tapas bis zur schwedischen oder israelischen Küche. Neben einem Kochkurs darf auf einem Hamburg-Törn auch der Besuch des Gewürzmuseums Spicy’s nicht fehlen. Wo? Immer dem Duft nach!
Köln: Kunstvoll knoten mit Makramee
Die Rheinmetropole ist nicht nur Dom-, Moschee- und Jeckenstadt, sondern auch einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte Europas. Köln ist reich an kulturellen Einflüssen. Wo also ließe es sich schöner – knoten? Gemeint sind weder Palstek noch Ankerstich, allerdings könnten Segler durchaus im Vorteil sein, wenn sie die kunstvolle Knüpftechnik aus dem Orient erlernen: Makramee.
Diese Knotenkunst war vor allem in den 1970er Jahren beliebt und erlebt in DIY-Zeiten eine Renaissance. Deutschlandweit bieten Kreative dazu Workshops an, so auch in Köln. Susan Rostam alias Su Makramee heißt eine der zahlreichen Knoten-Enthusiasten. „Als halbe Perserin habe ich das Knüpfen quasi im Blut und mein Hobby vor zwei Jahren zum Beruf gemacht“, erzählt die 28-Jährige. Ob Blumenampel, Wandbehang oder ein wunderschöner Traumfänger: In drei Stunden können Anfänger in ihren Workshops Basisknoten erlernen und das eigene Produkt gleich mit nach Hause nehmen.
Rügen: Malerei am Meer
Selbst Kunstbanausen dürften den „Kreidefelsen auf Rügen“ kennen. Entstanden vor rund 200 Jahren, zählt dieses Gemälde zu den bedeutendsten Werken Caspar David Friedrichs. Der Nationalpark Jasmund lädt
Besucher ein, die Schönheit der Region selbst kreativ festzuhalten.
„Urban Sketching“, „Skizzieren am Meer“ oder „Aquarell-Exkursion auf Rügen“: So verheißungsvoll lauten Kurse, bei denen Urlauber wertvolle Zeichen-Techniken erlernen und zu Stift oder Pinsel greifen. Der Kreativreise-Veranstalter Artistravel bietet deutschland- und europaweite Kurse rund um Malerei und Fotografie.
Dresden und Meißen: Drehscheibe des Töpferhandwerks
Von der „maladie de porcelaine“, der Porzellansucht, sei August der Starke befallen gewesen. Wie viele andere Adelige im 17. Jahrhundert, packte auch den Kurfürst von Sachsen bei chinesischem Porzellan schier die Sammelwut. Eine kostspielige Angelegenheit.
Willens, das feine Porzellan selbst herzustellen, beauftragte August 1702 den Alchemisten Johann Friedrich Böttger. 1708 gelang diesem der Durchbruch. In der Albrechtsburg zu Meißen gründet August der Starke 1910 daraufhin die erste europäische Porzellan-Manufaktur – geboren waren die berühmten Meißener Porzellane.
Wer heute das Besucherzentrum, die Erlebniswelt Haus Meißen in der Talstraße besucht, kann an bestimmten Tagen selbst kreativ sein und eigenes Porzellanprodukt modellieren. Weiterhin bieten zwei Dresdner Keramikstudios von Made by youWorkshops oder Schnupperkurse an der Töpferscheibe an. Auch in anderen Städten können Interessierte in Made-by-you-Ateliers ihre eigene Keramik bemalen und brennen lassen. „Keramik-to-go“ gibt es etwa in Frankfurt, Hamburg und Chemnitz.
Leipzig: Die Kunst des Buchbindens
Bereits im 17. Jahrhundert war Leipzig Deutschlands wichtigste Buchstadt. Hier fanden später nicht nur die bedeutendsten Buchmessen statt. Leipzig war auch Standort von Schriftgießereien, Druckereien, Papierhändlern und Großbuchbindereien. Zahlreiche Verlage unterhielten Standorte im Graphischen Viertel.
Bomben des Zweiten Weltkrieges machten einem Großteil des Viertels den Garaus, darunter dem prächtigen Buchhändlerhaus. Es folgten Enteignungen oder die Abwanderung von Buchbetrieben. Seit der Wende jedoch lebte der Stadtteil sukzessive wieder auf.
An der Stelle des historischen Buchhändlerhauses steht heute das 1996 errichtete Haus des Buches, in dem unter anderem das Literaturhaus Leipzig zu Lesungen und Ausstellungen lädt.
In der Kreativitätswerkstatt in Leipzig-Gohlis hingegen können Besucher das Handwerk des Buchbindens erlernen. Ob koptische Bindung oder Fadenheftung: Die selbst gebundenen Schätze lassen sich mit Erinnerungsfotos füllen – oder besser: gar mit eigenen Worten? (dpa)