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Insel Siebenbergen: Grüne Oase im Herzen Kassels

Insel Siebenbergen: Grüne Oase im Herzen Kassels

Chilenischen Riesenrhabarber
Karl-Heinz Freudenstein, Gärtnermeister der Museumslandschaft Hessen-Kassel, präsentiert den giftigen chilenischen Riesenrhabarber. Seine rauen, runzeligen Blätter werden bis zu 1,50 Meter groß. Foto: Uwe Zucchi/dpa
Wer in den Sommerferien reif für die Insel ist, besucht die Insel Siebenbergen in der Karlsaue in Kassel. Die vielfältige Pflanzenpracht auf dem kleinen Eiland lockt jährlich 40.000 Besucher an.

Kassel. 

Auf einer grünen Holzbank auf der Insel Siebenbergen sitzt ein Pfau und putzt sein buntes Gefieder. Insgesamt fünf dieser Tiere sind in dem kleinen Naturparadies am südlichen Ende des Staatsparks Karlsaue in Kassel zu Hause. Ohne Scheu stolzieren sie inmitten der Besucher umher.

«Wir haben aktuell zwei Männchen und drei Weibchen», sagt Karl-Heinz Freudenstein von der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), der als Gärtnermeister für die Insel zuständig ist. «Zur Zeit befinden sich die Männchen in der Mauser.» Die Insel-Gäste freuen sich über die Federn mit den schillernden Pfauenaugen, die sie nur allzu gerne als Souvenir mitnehmen.

Wechselbepflanzung im Frühjahr und im Sommer

Umgeben von einem etwa zehn Meter breiten, aus der nahen Fulda gespeisten Kanal, auf dem neben Enten und Schwänen auch prächtige Seerosen schwimmen, ist Siebenbergen eine wundersam stille botanische Oase im Herzen Kassels. Auf dem 2,5 Hektar großen Eiland sind rund 100 Pflanzenarten aus aller Welt zu finden. Eine Fläche von 250.000 Quadratmetern wird jeweils im Frühjahr und im Sommer wechselnd bepflanzt.

«Jedes Beet wird in seiner Farbgebung anders gestaltet», erklärt Freudenstein. «Wildnishaft und mit staudigem Charakter.» Das passe besser zur Insel und sei zudem insektenfreundlich. Denn die bunten Beete mit Salbei, Begonien, Tagetes, Löwenblumen, Eisen- und Currykraut sowie einer Vielzahl anderer Blumensorten locken jede Menge Hummeln und Bienen an.

Eine von sieben künstlichen Hügeln

Etwa 1730 sollen an die 500 Soldaten die Insel mit dem Aushub aus einem Bassin aufgeschüttet haben, erklärt Freudenstein. «Sie ist eine von insgesamt sieben künstlichen Hügeln, die es in der Karlsaue gibt. Daher könnte auch ihr Name stammen», erläutert der Gärtnermeister. Geklärt sei der Ursprung jedoch nicht.

Um 1820 wurde die Insel vom damaligen Hofgartendirektor Wilhelm Hentze in eine Art Botanischen Garten umgestaltet. «Man findet hier neben einheimischen Pflanzen überall exotische Stauden und Bäume», sagt der heutige Chefgärtner der Insel. Darunter etwa ein gut zwei Meter hoher chilenischer Riesenrhabarber. Seine rauen, runzeligen Blätter werden bis zu 1,50 Meter groß.

Nicht weniger beeindruckend ist der asiatische Mammutbaum, der erst in den 1970er Jahren gepflanzt wurde und bereits jetzt um die 30 Meter hoch in die Luft ragt. Drei starke Arme entspringen dem oberirdisch sichtbaren Wurzelstock. «Dieser Baum hat etwas Mystisches», sagt Freudenstein fasziniert. Kinder interessierten sich hingegen mehr für die Vogelvoliere, in der Kanarienvögel, Zwergwachteln, Zebrafinken, Nymphen- und Wellensittiche um die Wette zwitschern.

Um die Insel herum führt ein Weg auf drei Höhenebenen. Er endet in 16 Metern Höhe auf dem Plateau. Von dort bietet sich ein Ausblick unter anderem über das große Bassin in der Karlsaue bis zur Orangerie. Von Freudensteins Lieblingsplatz aus ist sogar der über Kassel thronende Herkules zu sehen. «Die Insel bietet verwunschene Orte und Nischen», meint der Gärtnermeister.

Früher sei Siebenbergen nur mit dem Boot, später mit einer Fähre erreichbar gewesen, berichtet Freudenstein. «Die Fähre wurde aber im Zweiten Weltkrieg zerstört.» Später führte eine provisorische Brücke auf die Insel, seit 1955 gelangt man über die heutige Brücke hinüber.

Highlights für Kassel-Touristen

Beliebt ist die Insel bei Einheimischen und bei Touristen gleichermaßen. In der Saison von Anfang April bis Ende Oktober besuchen nach Angaben der MHK 40.000 Menschen Siebenbergen. Zur MHK gehören unter anderem das Unesco-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe mit Herkules und Wasserspielen, Schloss Wilhelmshöhe, die Löwenburg, das Orangerieschloss, das Hessische Landesmuseum und die Neue Galerie.

«Das absolute Highlight für Kassel-Touristen sind natürlich die historischen Wasserspiele, aber die Insel Siebenbergen zählt auch zu den Höhepunkten der Stadt», sagt Birgit Kuchenreiter von der Kassel Marketing GmbH. Besonders beliebt sei das Eiland bei Tagesreisenden. «Man kann dort hervorragend lustwandeln.»

Damit das Blumenmeer für die Besucher erstrahlt, kümmern sich drei Gärtner und zehn Auszubildende um die Pflanzenfülle auf der Insel. «Damit haben sie alle Hände voll zu tun», sagt Freudenstein. Auch im Winter ruht die Arbeit nicht. «Da haben wir mit Pflegearbeiten genug zu tun, um im Frühjahr wieder zu Spazier-Ausflügen auf der Insel einzuladen.» (dpa)