Das „Jedermannsrecht“ erlaubt es Campern in Norwegen,Finnland und Schweden an jedem Ort sein Zelt aufzustellen. Mit der richtigen Ausstattung ist der Unterschied zum Hotelbett auch kaum noch zu spüren. Und wen der Hunger plagt, wirft die Angel aus und fängt sich sein Abendessen einfach selbst.
Skandinavien.
Die Landschaften in Skandinavien sind grandios, aber Unterkünfte und Restaurantbesuche teuer, vor allem in Norwegen. Für einen zweistelligen Euro-Betrag ist zwischen Oslo und dem Nordkap kaum ein unserem Preisverständnis entsprechendes Hotel zu bekommen. Wir würden die Nordlichter ja unter ihresgleichen lassen, wären da nicht die Fjorde, Gletscher Gebirge, Seen und Wälder, die Naturfreunde so entzücken.
Doch das Nordland geht auch günstig: mit dem eigenen Auto und im Zelt. Selbst wenn die Temperaturen frisch sind; wie im Frühjahr. Abenteuerlustige können in Norwegen, Schweden und Finnland das „Jedermannsrecht“ beanspruchen und ihr Zelt überall aufstellen, solange sie privates Ackerland meiden und Rücksicht auf andere und die Umwelt nehmen.
Selbstversorgung durch Angeln
Andererseits gibt es in Norwegen und Schweden mehr als 1300 Campingplätze, die meisten komfortabel ausgestattet mit Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsraum – wichtig, wenn das Wetter mal nicht mitspielt und die Essenszubereitung auf dem Gaskocher vorm Zelt ungemütlich wäre. Selbst kochen entlastet zudem die Reisekasse, gerade wenn Angler mitreisen. Der gefangene Seelachs oder Dorsch kann zum kulinarischen Höhepunkt der Reise werden. Überhaupt bieten sich Fisch und Meeresfrüchte an. Lachs und Krabben beispielsweise sind in norwegischen Supermärkten (etwa der Kette „Rema 1000“) vielfach wesentlich günstiger als in Deutschland.
Im Frühjahr herrschen an der Küste von Fjord-Norwegen bereits passable Temperaturen und lange Tage, die Stadt Bergen verzeichnet im Mai eine durchschnittliche Tagestemperatur von knapp 13 Grad. An manchen Tagen ist es warm genug, um leicht bekleidet in der Sonne zu sitzen, an anderen kann es in höheren Lagen noch schneien. Die Campingausrüstung will daher gut ausgesucht sein.
Auch im Frühjahr kann es nachts kalt werden
Kai Vogt, Zeltexperte bei Ausrüster Vaude, empfiehlt für das Frühjahr, wenn im Norden nachts die Temperatur durchaus noch unter null Grad fallen kann, ein Vier-Jahreszeiten-Zelt, bei dem die Lüftungsklappen von innen abgedeckt werden können. Autoreisenden rät er zu „einem komfortablen Zelt mit ordentlicher Schlafbreite von etwa 1,20 Metern“ mit ausreichend Vor- und Stauraum. Größe und Gewicht spielen ja im Pkw kaum eine Rolle. Die Wahl könne durchaus auf ein schwereres Einsteigerzelt aus dickem Polyester mit wasserabweisender Imprägnierung fallen. Zwar ist silikonisiertes Nylon als Zelthaut robuster, UV-beständiger und langlebiger, dafür mehr als ein Drittel teurer.
Wegen des einfacheren Aufbaus und besserer Stabilität bei Wind spricht beim Skandinavientrip einiges für ein Kuppelzelt. Kai Vogt rät zu stabilen gusseisernen Heringen oder sogenannten Titan-Pins, die das Einschlagen und Spannen „unter jedweden Bedingungen einfacher machen“. Sein besonderer Tipp: Wer ein Sonnensegel mitnimmt, kann daraus je nach Bedarf einen Wind- oder Sonnenschutz basteln.
So wird das Zelt zum Hotelbett
Auch beim Schlafsack gilt: Wer mit dem Auto reist, muss dem Gewicht weniger Augenmerk schenken. Schlafsäcke unterscheiden sich in punkto Füllung (Daunen oder Kunstfaser) und Form. Ein guter Kompromiss für kühle, aber nicht mehr eiskalte Nächte könnte die Eiform sein, die die Vorteile des bequemen, weil großräumigen Deckenschlafsacks und des engen, aber wärmeeffektiven Mumienschlafsacks vereint. Mit Kunstfaser-Füllung ist so ein Schlafsack vielseitig einsetzbar, pflegeleicht, preisgünstig und auch für feuchte Regionen geeignet, da Kunstfasern kaum Feuchtigkeit aufnehmen. Hilfreich bei der Entscheidung ist die seit einigen Jahren verpflichtende unabhängige Prüfung und Angabe der Temperaturbedingungen auf den Schlafsäcken. So können Hersteller und Modelle verglichen werden. Der erste der drei Temperaturwerte (Komfortwert „TCom“) bezieht sich auf eine „Standard-Frau“ (25 Jahre, 60 Kilo, 1,60 Meter), die gerade noch nicht friert, und sollte den Ausschlag geben.
Unter den Schlafsack muss eine Isoliermatte. „Richtig bequem“, sagt Zeltexperte Vogt, liege man auf einer sieben Zentimeter dicken Matte, die nur zu zwei Dritteln aufgepumpt sei. In ein 1,20 Meter breites „Ehe-Zelt“ passen zwei 60-Zentimeter-Isomatten. Wer schließlich noch Ohrenstöpsel (im Zelt hört man alles!) und Schlafbrille (für die längeren Tage) zur Hand hat, für den ist der Unterschied zum richtigen Hotelbett gar nicht mehr so groß.