Die Kanareninsel Lanzarote in Spanien ist ein kleines Urlaubsparadies. Ein perfekter Ort, um einerseits die körperliche Fitness zu trainieren und andererseits die geistige Balance wiederherzustellen. Neben Pilates, Yoga und Flexible Band bleibt dabei auch genug Zeit für ausgedehnte Spaziergänge.

Arrecife. 

Jetzt seid Ihr meine glücklichen Babys“, ruft Kristina begeistert in die Runde. Wir liegen alle auf den Rücken. Käfern gleich strecken wir unsere Beine in die Luft, die Hände fassen an die Waden. „Vergesst das Atmen nicht. Und das Lächeln“, ermahnt Kristina uns. Wir, das sind die Teilnehmer des Pilates-Kurses der Thomas Cook Balancewelt auf Lanzarote. Und schon nach nur einer einzigen Stunde fühlen wir uns wie neugeboren.

Ich bin hier, weil ich neugierig bin. Was ist dran an den Verheißungen der Tourismusindustrie, dass der Urlaub der ideale Zeitpunkt sei, um mit verschiedenen Anwendungen das innere Gleichgewicht wiederherzustellen? Schon bei der Ankunft an der Rezeption im Hotel Los Jameos Playa hat mich eine Broschüre auf das Programm aufmerksam gemacht: Mehr Wohlbefinden und mehr Gelassenheit, schonend Kraft aufbauen, ungeliebte Fettpölsterchen schmelzen lassen, das Gleichgewicht fördern, den Atem schulen, Körper, Geist und Seele wieder in Einklang bringen. Das klingt erstrebenswert. Schließlich muss man dafür zu Hause viel Geld zahlen. Hier ist alles im Preis inbegriffen. Und nur im Liegestuhl liegen ist auch nicht so mein Ding. Also, warum nicht die freie Zeit nutzen, um neue Fitness- und Entspannungstechniken kennenzulernen?

Zurück in die Welt der Fitness

Nach der ersten Pilates-Stunde bleibe ich gleich zum „Ballooning“: Mit mir findet sich auch wieder Rainer aus Lüneburg im Salon Lanzarote ein. Zugegeben, so hatte ich mir den Trainingsraum nicht vorgestellt: ein leer geräumter Tagungsraum, Teppichboden, an der Wand Werbeplakate statt Spiegel – allerdings mit einer großen Fensterfront zum Patio mit wunderschönen Palmen, Kakteen und Blüten.

„Der Bauch ist fest, Arme gestreckt, Rücken gerade, den Ball über dem Kopf halten.“ Kristina bringt uns schnell zurück in die Welt der Fitness. Wer will, kann vormittags zwei bis drei Kurse besuchen, am späten Nachmittag wieder zwei Kurse. Immer bei Kristina, 25 Jahre jung, im Erzgebirge aufgewachsen – dort, wo die wunderschönen Schnitzereien herkommen. „An Weihnachten ist die Sehnsucht nach meiner Heimat am größten“, gesteht sie. Gleichzeitig ist sie mit Leib und Seele unterwegs in der großen, weiten Welt. Erst als Animateurin, nun als Fitness-Trainerin.

Ausbildung auf Mallorca

Sie weiß, was sie lehrt. Wie viele Fitness-Coaches bekam sie ihre Ausbildung auf Mallorca direkt bei bekannten Fitness- und Gesundheitsexperten wie dem Fitness-Coach Dieter Grabbe, Trainer und Therapeut Bernhard Adelberg und der Yogatrainerin Marcela Vigo. Stolz erzählt Kristina von einem Schweizer Ehepaar, das vor zwei Monaten hier drei Wochen lang an jedem Kurs teilgenommen hat. Die beiden wollten sie am liebsten mit nach Bern nehmen.

Natürlich muss man nicht jede Stunde mitmachen. Zwischen Pilates, Swing Stick Balooning, Meditation, Yoga und Flexible Band bleibt Zeit, die Hotelanlage in Puerto del Carmen zu verlassen. Ein Spaziergang an der Playa de los Pocillos, der Blick auf den weiten Horizont – auch das bietet eine Menge Entspannung. Die Atmosphäre auf Lanzarote ist wie geschaffen zum Kraft tanken und um das innere Gleichgewicht wiederzufinden.

Anregungensind inklusive

Um Einklang und Harmonie von Natur und Mensch bemühte sich schon der berühmte Sohn der Kanareninsel, der Architekt und Künstler César Manrique. Davon zeugen zahlreiche eindrucksvolle Orte wie die Lavahöhlen von Jameos del Agua, der Kakteengarten Jardín de Cactus oder der Aussichtspunkt Mirador del Río. Raum und Zeit verlieren ihre Bedeutung in den Feuerbergen des Timanfaya-Nationalparks. Auch die edlen Tropfen aus der Weinregion La Geria, entsprungen aus dem Lavagestein, sind dem Stressabbau durchaus förderlich. Am späten Nachmittag finden wir uns wieder im „Salon Lanzarote“ ein. Kristina erklärt, worum es geht: Mit der Klopfakupressur sollen Energieblockaden gelöst werden, indem man mit den eigenen Fingern bestimmte Stellen „beklopft“. Denn erst, wenn die Energie ungehindert fließen kann, fühlt man sich wohl. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder auch Stimmungsschwankungen verschwinden. Beklopft werden die zwölf Hauptmeridiane, dabei wird ein individueller Zielsatz formuliert wie „Ich fühle mich jetzt wohl und entspannt“. Gut 15 Minuten sitzen wir mit geschlossenen Augen auf der Matte. Es ist erstaunlich, wie es wirkt – und es ist so einfach!

Rainer ist weniger begeistert: Für ihn war das Klopfen nicht so gut. Er schwört auf Meditation. Und auch die hat er diese Woche mit Kristina erstmalig erlebt. Und das ist das Gute an dieser Art Urlaub: Selbst wenn einem nicht alles liegt, bekommt man Anregungen, sich fit zu halten und zu entspannen. Jeder kann danach auswählen, welche Form am besten zu ihm passt und sie zu Hause weiterführen. Sei es mit einem Luftballon im Rücken die Muskulatur stärken, den Tag mit dem Sonnengruß beginnen, in der Mittagspause die Ärgernisse des Vormittags „wegklopfen“ oder in der Happy Baby-Position glücklich den Feierabend einläuten.