Anwalt plant Klage wegen Absage von New York Marathon
Die kurzfristige Absage des New York Marathon nach dem Wirbelsturm „Sandy“ sorgt bei hiesigen Reiseanbietern für Ärger. Ein deutscher Anwalt prüft jetzt eine Sammelklage gegen die Veranstalter in New York. In der Läufer-Szene wird auch über einen Boykott des nächsten Marathons in 2013 diskutiert.
Duisburg/Heidelberg/New York.
Der New York Marathon ist der Traum wohl jeden Langstreckenläufers. Der diesjährige Marathon jedoch wurde für viele Läufer zu einer Enttäuschung. Wirbelsturm „Sandy“ hatte auch Teile New Yorks verwüstet. Aber erst wenige Stunden vor dem Start wurde der New York City Marathon abgesagt. Teilnehmer wie der Duisburger Jörg Bunert empfanden das als „eine riesige Schweinerei“.
Während Bunert „aus moralischen und ethischen Gründen“ Verständnis für die Absage hatte, ärgert er sich nach wie vor über den Zeitpunkt der Entscheidung. So hatte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg nach dem Wirbelsturm stets verkündet, der Marathon werde „unter allen Umständen“ am 4. November starten. Erst am vorletzten Abend vor dem Starttag kam dann doch das Aus. „Eine rechtzeitige Absage hätte viel Ärger und Kosten erspart“, kritisiert Bunert.
So seien den Läufern mehrere Tausend Euro Schaden entstanden. Durchschnittlich 2000 Euro hätten sie für die Sportreise ins Marathon-Mekka bezahlt; Einen Startplatz gibt es dort nur, wenn Flug und Unterbringung gesichert sind.
Startkarte zum New York City Marathon kostet 380 Euro
„Die haben die Leute ganz bewusst nach New York geholt“, ärgert sich Bunert, der unter anderem den Duisburg-Marathon und den Essener Firmenlauf organisiert. 48.000 Teilnehmer waren für den diesjährigen 43. New York Marathon angemeldet.
Der ist ein touristisches Millionen-Geschäft in der finanziell klammen US-Metropole. Alleine die Startkarte kostet je Teilnehmer knapp 380 Euro. Hotels in der Stadt verdreifachen während des Marathons die Zimmerpreise. Insgesamt soll das Lauf-Ereignis 350 Millionen Dollar in die Stadt spülen.
Etwa 60 Prozent der Teilnehmer kommen aus dem Ausland. Startplätze sind kontingentiert. Für Sportler aus Deutschland gibt es insgesamt nur gut 2500 Tickets für den New York Marathon. Das mache die Karten zusätzlich begehrt, sagt Laufexperte Bunert. „Viele sparen jahrelang auf dieses Ereignis hin“. Nicht wenige Teilnehmer trainierten zudem über Monate, „nur um einmal in ihrem Leben diesen einen Marathon in New York gelaufen zu sein“.
Reiseveranstalter bemüht sich in New York um Rückerstattung der Startgelder
Noch nie zuvor war ein New York-Marathon abgesagt worden. Auch nicht nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit mehr als 3000 Toten in der Stadt. Grund genug, dass Peter-Dirk Vetter, Chef des Münsteraner Sportreiseanbieters Grosse-Coosmann (Groco), die Absage des Marathons nicht erwartet hatte. Für ihn war mit dem New York Marathon auch immer eine „heilsbringende Botschaft“ verbunden, „dass man sich dort von keinen Widrigkeiten vom Lauf durch die Stadt abhalten lässt“.
550 Marathon-Fans hatten über Groco ihren Start in New York gebucht. „Wir arbeiten nun massiv daran, dass die Startgelder zurückerstattet werden“, erklärt Vetter. Er ist zuversichtlich, dass der dortige Veranstalter, die „New York Road Runners“ (NYRR) dies auch tun werden.
Für die hiesigen Reiseveranstalter sieht Vetter allerdings keinen Grund, enttäuschten Kunden Schadenersatz zu leisten: „Wir haben alle unsere Reiseleistungen erbracht. Dass der Marathon ausgefallen ist, war alleine die Entscheidung des New Yorker Bürgermeisters und damit höhere Gewalt“.
Rechtsanwalt prüft Klage gegen US-Marathon-Veranstalter
Der Heidelberger Rechtsanwalt Michael Lehner bereitet unterdessen eine Sammelklage gegen den Marathon-Veranstalter in New York vor. „Ich hatte nach dem Sturm überlegt, nicht anzureisen“, sagt der 58-jährige Sportrechtler. New Yorks Bürgermeister Bloomberg aber hätte seine Zweifel zerstreut. „Er hat den Marathon zu einem Lauf für den Wiederaufbau der Stadt ausgerufen“.
Da die Flüge wegen „Sandy“ ausgefallen waren, hatte sich Lehner samt Begleitung teure Business-Class-Tickets organisieren müssen, um noch Platz in einem Flieger zu ergattern. „Nachdem wir dann am Freitagnachmittag, nach 16 Stunden mit Zwischenstopp in Atlanta, in New York angekommen waren, erfuhren wir, dass der Marathon abgesagt ist“. Sämtliche internationale Marathon-Starter seien zu diesem Zeitpunkt bereits in der Stadt gewesen.
„Die NYRR ist nur auf Grundlage des New Yorker Rechts zu belangen“, sagt Lehner, dessen Spezialgebiet das Sportrecht ist. Verbindung mit einem Fach-Kollegen in den USA habe er bereits aufgenommen.
„Mein Mindestziel ist, dass der Veranstalter allen Teilnehmern einen kostenlosen Startplatz für einen der kommenden Marathons innerhalb der nächsten fünf Jahre gewährt“.
Oder die Kosten für dieses Jahr erstattet. Lehner wolle deshalb abwarten, inwieweit die NYRR von sich aus den enttäuschten Marathon-Startern entgegenkommen werden. „Es gibt Andeutungen in Mails, aber noch keine genauen Angaben“, sagt Lehner.
Der nächste New York Marathon ist am 3. November 2013
Laut Lehner seien in der Marathon-Szene auch Forderungen über einen Boykott des nächsten New York City Marathons zu hören. „Berlin, Paris, Sydney – in der Welt gibt es auch andere schöne Marathons“, sagt Lehner. Er allerdings gibt zu: „Der New York-Marathon übt eine ganz besondere Faszination aus“.
Peter-Dirk Vetter nimmt eines mit aus den Erfahrungen der Marathon-Absage: „Wer werden bei solchen Reiseangeboten künftig einen ‚Plan B‘ in der Tasche haben und werden das auch vom Veranstalter vor Ort verlangen“.
So hatten Vetters Reiseleiter vor Ort anfangs die Wogen der Enttäuschung glätten müssen und dann auf Wunsch von Reisekunden kleine Laufgruppen organisiert, die dann mehrere Stunden durch Manhattan trabten.
Am eigentlichen Marathon-Tag hatten sich dann spontan an die 20.000 Sportler getroffen, um gemeinsam durch den Central Park zu laufen. Vetter: „Die wollten einfach in New York laufen“. Die Reise zum kommenden New York City Marathon kann man bei Groco unterdessen bereits buchen. Termin ist der 3. November 2013. Wenn nichts dazwischen kommt.