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Das Erbe der Reisbarone – South Carolina und seine Plantagen

Das Erbe der Reisbarone – South Carolina und seine Plantagen

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Das Erbe der Reisbarone: South Carolina und seine Plantagen Foto: dpa
Was „Vom Winde verweht“ für Georgia bedeutet, ist „Fackeln im Sturm“ für South Carolina: eine filmische Erinnerung an die Jahre der Sklaverei im Süden der USA. Doch auch viele Bauten und Plantagen aus jener Epoche gibt es noch – sie laden ein zu Touren in die Reis-Zeit.

Charleston. 

Sam Jervais zieht leicht an den Zügeln. An der Kreuzung von Market Street und Church Street müssen „Libby“ und „Al“ anhalten. Bevor die Maultiere die Touristenkutsche durch Charlestons Altstadt ziehen dürfen, notiert eine junge Frau ihre Namen, danach weist sie Sam eine Route zu. „Pro Zugtier sind maximal sechs Touren am Tag erlaubt“, erläutert der Kutscher. Und es dürfen höchstens 20 Fuhrwerke gleichzeitig im historischen Distrikt unterwegs sein. „Jedem wird eine Zone zugewiesen, damit sich die Kutschen aus dem Weg gehen und wir die Balance halten können zwischen einer lebendigen Stadt und einer reinen Urlauberattraktion.“ Dann lockert Sam die Zügel – und es beginnt der Ausflug in eine Welt, die in South Carolina geprägt war von enormem Wohlstand, geschaffen auf dem Rücken unzähliger Sklaven.

In den Zeiten der Amerikanischen Revolution in den 1770er Jahren lebten neun der zehn reichsten Familien der neugegründeten USA in Charleston. An der East Bay Street können Reisende heute die längste zusammenhängende Häuserzeile aus vorrevolutionären Zeiten im gesamten Land bewundern. Manche Straßen der Hafenstadt wurden aus den schweren Ballaststeinen jener Schiffe gebaut, die von Europa leer gen Westen segelten und voller Baumwolle, Tabak und Reis die Rückfahrt antraten.

Fronten der Herrenhäuser weisen zum Fluss hin

Vor allem voller Reis: Zeitweise wurden mehr als zwei Drittel des Welthandels damit über Charleston abgewickelt. Gewachsen war der Reis auf den fruchtbaren Feldern des subtropisch-warmen amerikanischen Südens, geerntet von schwarzen Sklaven.

Charlestons Altstadt hat zweifellos das, was man in vielen anderen Stadtzentren in den USA nicht findet: Charme und echte Geschichte. Mehrere Prachtbauten mit Holzveranden lassen sich besichtigen, es werden geführte Rundgänge angeboten. Wer sich einen Eindruck vom Erbe der Reisbarone verschaffen will, sollte es aber nicht dabei belassen, die Häuser zu besichtigen, in denen das Geld verprasst wurde. Einige Plantagen, auf denen das „Gold der Carolinas“ angebaut wurde, sind erhalten und für Besucher geöffnet.

Drei – Magnolia Plantation, Middleton Place und Drayton Hall – liegen eine kurze Autofahrt außerhalb von Charleston an den Ufern des Ashley River, über den der Reis einst zum Überseehafen transportiert wurde. Lange Zeit war es einfacher, die Plantagen per Schiff zu erreichen, als mit Pferden. Die Herrenhäuser besaßen ihre schönen Fronten deshalb auch meist nicht zur heutigen Straße, sondern zum Fluss hin.

Zehn Jahre Arbeit für 100 Sklaven

Von den originalen Plantagenvillen ist allerdings meist nicht viel übrig. Gegen Ende des US-Bürgerkrieges, den South Carolina mit dem gesamten Süden verlor, brannten Unionstruppen 1865 unter anderem die Herrenhäuser in Middleton und Magnolia nieder. Drayton Hall, 1742 vollendet, blieb dagegen stehen – der lokalen Legende nach wegen eines Tricks: „Damals haben die Bewohner ein Schild aufgestellt, das die Plantage zum Hospital für Pockenkranke erklärte. Da haben sich die Soldaten aus dem Norden nicht näher herangetraut“, erzählt Sean Hartness, der Touristen durch die Nachbarplantage Middleton führt.

Berühmt ist Middleton für seine grünen Terrassen, die zum Ashley River hinabführen. „100 Sklaven haben zehn Jahre lang gearbeitet, um die Landschaft so zu gestalten“, sagt Sean Hartness. Zu Füßen der Terrassen zeigt ein Demonstrationsfeld, wie mühsam der Reisanbau war.

Touristen besuchen Serien-Drehort

In Magnolia bekommen Touristen ebenfalls die früheren Reisfelder zu sehen, wenn sie an der sechs Kilometer langen Trolleytour über das Gelände teilnehmen. Bereits seit 1680 wurde dieser Ort als Plantage genutzt, doch nach dem Bürgerkrieg waren die Eigentümer pleite und die Sklaven befreit – 1865 endete der Reisanbau hier.

Östlich von Charleston in Mt. Pleasant liegt eine weitere ehemalige Plantage, die einen Besuch lohnt: die 1681 gegründete Boone Hall Plantation. Hier wurde nur wenig Reis und umso mehr Baumwolle angebaut. Die lange Allee aus 93 Eichen, die 1743 gepflanzt wurden, sowie das 1936 neu gebaute Herrenhaus dürften viele Touristen wiedererkennen, in Erinnerung an einen Fernsehklassiker der 1980er Jahre aber einen anderen Namen damit verbinden: Mont Royal. In der Serie „Fackeln im Sturm“ mit Patrick Swayze und Lesley-Anne Down in zwei der Hauptrollen, diente Boone Hall als Drehort für die Heimat der Pflanzerfamilie Main – und das lockt bis heute viele Besucher an. (dpa) h