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Bye-bye Traumschiff – Zukunft der Kreuzfahrt-Klassiker

Bye-bye Traumschiff – Zukunft der Kreuzfahrt-Klassiker

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Viele Klassiker unter den Kreuzfahrtschiffen verschwinden vom Markt. So wie aktuell das bekannteste deutsche Kreuzfahrtschiff, die „Deutschland“.

Essen. 

Sehnsüchtig erinnert sich so mancher Kreuzfahrt-Fan an die Zeiten, als große Schiffe noch weniger als 1000 Passagiere hatten, die Atmosphäre an Bord eher maritim als luxuriös war, den Passagieren Wind und Wellen viel wichtiger waren als Entertainment und Animation. Die meisten Schiffe aus den 50er, 60er und 70er Jahren sind längst verschrottet, einige haben sich als echte Klassiker bis ins 20. Jahrhundert gerettet. Doch nach und nach verschwinden auch sie – meist still und leise, manchmal aber auch unter großer öffentlicher Anteilnahme wie aktuell das bekannteste deutsche Kreuzfahrtschiff und ehemaliges ZDF-Traumschiff, die „Deutschland“. Ihre Zukunft ist nach der Insolvenz der Reederei völlig offen und nicht sehr hoffnungsvoll.

Azores – Athena – Völkerfreundschaft

Die „Azores“ hat mehr gesehen als jedes andere noch aktive Kreuzfahrtschiff. Von dem Original-Schiff dürfte nach zahlreichen Renovierungen und Umbauten allerdings wohl nur noch wenig übrig sein. Das Schiff wurde 1948 als „Stockholm“ gebaut, in Deutschland ist es am bekanntesten unter ihren früheren Namen „Völkerfreundschaft“ und „Athena“.

Die schicksalhafteste Begegnung hatte das Schiff mit einem italienischen Ocean Liner: 1956 kollidierte die „Stockholm“ vor der US-Ostküste im Nebel mit der legendären „Andrea Doria“, die daraufhin sank. Ab 1960 diente die „Azores“ in der DDR beim FDGB unter dem Namen „Völkerfreundschaft“ als Kreuzfahrtschiff für besonders verdiente Parteikader. Unter dem Namen „Italia Prima“ fuhr sie ab 1995 für Neckermann Reisen, von 1998 bis 2001 als „Valtur Prima“ für Air Maritim Seereisen. 2005 bekam sie nach umfangreichen Umbauten den Namen „Athena“. 2013 übernahm die portugiesische Portuscale Cruises das Schiff und benannte sie in „Azores“ um. Inzwischen ist sie langfristig an die britische Reederei CMV verchartert, wird aber im Herbst 2015 auch bei Transocean in Deutschland angeboten.

Mona Lisa

Bis ins Sultanat Oman verschlagen hat es die „Mona Lisa“: Als Hotelschiff „Veronica“ liegt das ehemalige Kreuzfahrtschiff in der Stadt Duqm an der Pier. Seit Oktober 2013 ist das Hotel allerdings geschlossen, die Zukunft des Schiffs unklar.

1966 als Transatlantik-Liner „Kungsholm“ gebaut, fuhr sie im Laufe ihres Kreuzfahrtschiff-Lebens unter den Namen „Sea Princess“, „Victoria“, „The Scholar Ship“, „Oceanic II“ und zuletzt „Mona Lisa“. In Deutschland hat sich die „Mona Lisa“ in ihrer Zeit bei Lord Nelson Seereisen eine treue Fangemeinde erarbeitet.

Als Hotelschiff hatte die „Mona Lisa“ kurzzeitig auch schon 2010 gedient – bei den Olympischen Spielen in Vancouver. Im selben Jahr wurde sie dann außer Dienst gestellt, weil sie die neuen Sicherheitsanforderungen nicht mehr erfüllen konnte. Ihr heutiger Eigentümer, die Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering Oman, renovierte das Schiff und wandelte es in ein schwimmendes Luxus-Hotel mit 200 Zimmern sowohl für Geschäftsreisende als auch Touristen um.

Marco Polo – Alexandr Pushkin

„Marco Polo“ und „Alexandr Pushkin“: Gleich unter zwei Namen ist das 1965 in der VEB Mathias-Thesen-Werft in Wismar für die sowjetische Baltic Shipping Company gebaute Schiff in Deutschland bekannt.

1979 bis 1985 fuhr die „Alexandr Pushkin“ für Transocean Tours. Seit der umfassenden Modernisierung 1993 heißt das Schiff „Marco Polo“ und fuhr bis 2008 für Orient Lines, bevor es nach einem zweijährigen Gastspiel erneut bei Transocean Tours in Deutschland zur britischen Reederei Cruise & Maritime Voyages (CMV) wechselte, wo es seitdem beheimatet ist. Zuletzt hatte die „Marco Polo“ für traurige Schlagzeilen gesorgt, als sie im Februar 2014 vor England unerwartet von einer großen Welle getroffen wurde. Zwei Fenster im Restaurant auf Deck 6 gingen zu Bruch, ein Passagier kam dabei ums Leben.

Delphin

Als russische Autofähre begann eines der beliebtesten deutschen Kreuzfahrtschiffe seine Karriere: die „Delphin“. 1975 als „Belorussiya“ in Dienst gestellt, wurde sie 1986 zum Kreuzfahrtschiff umgebaut und später in „Kazakhstan II“ umbenannt.

Unter ihrem heutigen Namen „Delphin“ fuhr sie von 1996 bis 2013 fast durchgehend für deutsche Reiseveranstalter von Delphin Seereisen und Hansa Kreuzfahrten bis zu Delphin Kreuzfahrten und zuletzt Passat Kreuzfahrten, die Ende 2014 Insolvenz anmeldete. Aktueller Eigentümer der „Delphin“ ist Vishal Cruises mit Sitz auf Mauritius und dem indischen Investor Pradeep Agrarwal im Hintergrund.

Noch bis August 2015 dient die „Delphin“ als Hotelschiff für die US Navy bei einer Werft nahe dem kroatischen Rijeka. Danach soll sie wieder als Kreuzfahrtschiff eingesetzt werden, dann allerdings am indischen Markt.

Maxim Gorkiy

Von 1988 bis 2008 fuhr die „Maxim Gorkiy“ für Phoenix Reisen und ist dadurch eines der bekanntesten deutschen Kreuzfahrtschiffe überhaupt. Als „Hamburg“ bei der Howaltswerke Deutsche Werft gebaut, fuhr das Schiff zunächst für die Deutsche Atlantik-Linie, ging dann aber 1974 an die russische Black Sea Shipping Co. Von Phoenix Reisen gechartert fuhr sie mit russischer Besatzung und lange behielt sie sogar das russische Design. Erst 2006 wurde der rote Stern am Bug entfernt und der Schornstein bekam das türkisfarbene Logo von Phoenix Reisen. Als der Chartervertrag 2008 auslief, war das Schiff wegen hoher Betriebskosten so unwirtschaftlich geworden, dass nur noch der Weg nach Indien zur Verschrottung blieb. Rettungsversuche von Fans der „Maxim Gorkiy“ scheiterten.

Weltweit bekannt wurde das Schiff nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, als sich auf ihr vor Malta US-Präsident George Bush und der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow zum Abschluss eines wegweisenden Rüstungsabkommens trafen. Kurz darauf machte die „Maxim Gorkiy“ erneut Schlagzeilen. Im Juni 1989 war sie vor Spitzbergen in ein Eisfeld gefahren und drohte zu sinken. Schiff und Passagiere wurden gerettet.