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Ausbruch des isländischen Vulkans Katla längst überfällig

Island – Ausbruch des Vulkans Katla überfällig

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Foto: AP
Der Ausbruch des Eyjafjallajökull hat 2010 den europäischen Flugverkehr lahmgelegt. Doch nun droht auf Island der Vulkan Katla, dies in den Schatten zu stellen. Seismologen registrieren kleine Erdbeben, die auf einen baldigen Ausbruch hindeuten.

Vik/Island. 

An der Südspitze Islands braut sich womöglich etwas zusammen, was den spektakulären Ausbruch des Eyjafjallajökull voriges Jahr weit in den Schatten stellen könnte. Mit einiger Nervosität beobachten Wissenschaftler derzeit das zunehmende Grummeln unter dem Vulkan Katla, bei dem eine große Eruption längst überfällig ist. Wochenlang war die Aschewolke des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 über Europa gezogen und hatte den internationalen Luftverkehr behindert. Dabei war es nur ein kleiner Ausbruch, wie der Geophysiker Pall Einarsson von der Universität Island urteilt.

Katla, benannt nach einem bösen Troll, ist ein ganz anderes Kaliber. Die Magmakammer des Vulkans, eines der aktivsten auf der Insel, ist größer als die des nahegelegenen Eyjafjallajökull. Der letzte große Ausbruch 1918 dauerte über einen Monat, verdunkelte den Himmel, nahm den Pflanzen das Licht und vielen Tieren das Leben. Zudem schmolzen Teile der Gletscherkappe, die Katla bedeckt, und gewaltige Wassermassen stürzten in reißender Flut die Hänge herab und überschwemmten ganze Landstriche.

Zunehmende kleine Beben im Untergrund

Derzeit registrieren Seismologen gehäuft kleine Erdbeben in der Umgebung des Vulkans, was auf einen bevorstehenden Ausbruch hindeuten könnte. Zudem nehmen die Erdstöße an Stärke zu: Nach einer längeren Phase der Stärke drei wurde vergangene Woche ein Beben der Stärke vier gemessen. „Er zeigt definitiv Anzeichen von Unruhe“, erklärt Einarsson.

Seismologen und Geologen der Universität verfolgen den Anstieg der seismischen Aktivität und arbeiten mit Katastrophenschützern zusammen, um umliegende Orte wie die 300-Seelen-Gemeinde Vik auf einen Ausbruch vorzubereiten. Evakuierungspläne wurden aufgestellt und Notunterkünfte vorbereitet. Manche befürchten allerdings, dass bei einer Eruption nicht einmal eine Stunde Zeit bleibt, die Menschen in Sicherheit zu bringen.

Unruhe um den Jahrestag des Ausbruchs von 1918

In der Regel kommt es zwei Mal jedes Jahrhundert zu einem größeren Ausbruch des Katla. Der letzte liegt ziemlich genau 93 Jahre zurück – der nächste ist nach Einschätzung von Seismologen also längst fällig. Um den Jahrestag herum sind die Isländer nun besonders beunruhigt: „Wir bekommen in letzter Zeit Anrufe von Leuten, die sich Sorgen machen, dass Katla vor einer Eruption steht, weil der letzte Ausbruch am 12. Oktober 1918 war“, sagt Einar Kjartansson, Geophysiker beim Isländischen Wetteramt. „Als Wissenschaftler sehen wir keinen so großen Zusammenhang mit dem Datum, aber es gibt ganz gewiss erhöhte Aktivität. Die Frage ist, ob es sich danach beruhigt, oder ob es zu einer Eruption kommt.“

Das kollektive Gedächtnis der Einwohner von Vik weiß noch, wie es beim letzten Mal war. Nur etwa 20 Minuten Zeit sollen damals geblieben sein, um vor den Wassermassen zu fliehen. Thorir Kjartansson, der ein Andenken- und Wollgeschäft führt, wartet schon seit Jugendjahren auf einen großen Ausbruch: Sein Vater habe die Eruption 1918 erlebt und ihn immer gewarnt, bevor er mit dem Auto losfuhr, nach Norden zur Gletscherkappe des Katla zu schauen. „Wir warten schon lange darauf, und wir wissen, dass es eines Tages kommt“, sagt er. „Bis dahin hat es keinen Sinn, sich Sorgen zu machen.“ (dapd)