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20 Jahre Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt

Jahrhundertealte Zeugnisse – 20 Jahre Straße der Romanik

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Foto: dpa
Mit 80 romanischen Baudenkmälern lockt die Straße der Romanik seit nunmehr 20 Jahren Touristen und Kulturfreunde nach Sachsen-Anhalt. Entlang der Route gibt es für Besucher einiges zu entdecken: historische Gebäude, Kunstsammlungen und sogar althochdeutsche Zaubersprüche.

Magdeburg. 

Die markanten Kirchtürme von Halberstadt sind schon von weitem zu sehen. Doch die Schönheit der alten Bischofsstadt erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Das meint jedenfalls Stadtführerin Anke Marzahl. „Der Domplatz, wo wir gerade stehen, ist die gute Stube der Stadt“, sagt sie. Dom und Liebfrauenkirche dominieren den Platz, eingerahmt aber wird er von Kurien. „Das sind die Wohnhäuser der Domherren eines Stifts, und sie sind heute alle wieder schön renoviert“, erklärt Marzahl. Einige werden als Wohnhäuser genutzt, in andere sind Museen eingezogen, und seit kurzem gibt es auch ein schönes Restaurant mit Terrassenplätzen.

Zum Ensemble gehört auch der Petershof. Der einstige Bischofspalast dient heute als Stadtbibliothek. Der Buchbestand verteilt sich über sechs futuristisch und mit viel Glas gestaltete Ebenen. Ganz unten im Keller haben die Kinder ihren eigenen Bereich. Wo einst Gefangene in engen Zellen eingesperrt waren, sind heute schaurig-schöne Leseecken eingerichtet, in denen Kinder Geschichte hautnah erleben können. „Das ist doch mal ein tolles Beispiel, wie historische Gebäude heute genutzt werden können“, sagt Marzahl.

Textilkunst ist über Halberstadt hinaus berühmt

Über die Peterstreppe geht es hinunter zur Unterstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Dort lohnen das Gleimhaus, eines der ältesten Literaturmuseen, und das Berend Lehmann Museum für jüdische Geschichte und Kultur einen Besuch. „Verpassen Sie aber nicht die Führung im Domschatz“, sagt Marzahl.

„In den historischen Räumen der Domklausur ist in einer völlig neu gestalteten Dauerausstellung einer der umfangreichsten Kirchenschätze zu sehen“, sagt Kustos Thomas Labusiak. Weit über Halberstadt hinaus berühmt sind die Meisterwerke der Textilkunst, etwa der romanische Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150. „Schade, dass nur wenige Besucher nach Halberstadt kommen“, sagt Labusiak. „Aber vielleicht ändert sich das, wenn im Dezember der Film „The Monuments Men“ in die Kinos kommt“, hofft er. Einige Szenen spielen im Halberstädter Dom, und bei den Dreharbeiten im Mai verbreitete George Clooney immerhin schon mal einen Hauch von Hollywood in der Domstadt.

Merseburger Orgeltage sind Treffpunkt für Musikfreunde

Halberstadt ist eine der bekanntesten Stationen auf der Straße der Romanik, die seit 20 Jahren durch Sachsen-Anhalt führt. Insgesamt stehen 65 Orte mit 80 romanischen Baudenkmälern auf der Liste. Wie eine große Acht führt die Straße durch das ganze Bundesland.

InfoNeben Halberstadt ist Merseburg eine der größten Attraktionen auf der Südroute. „So etwa könnte das geklungen haben“, sagt Beate Tippelt dort und verleiht ihrer Stimme einen geheimnisvollen Ausdruck. Dann gibt sie althochdeutsche Merseburger Zaubersprüche zum Besten. Das sind kostbare Schriften heidnischen Inhalts, die zum frühesten, im Original erhaltenen deutschen Schriftgut zählen, erklärt die Domführerin den beeindruckten Gästen. Und mit der von Friedrich Ladegast gebauten Orgel hat der Dom noch einen klingenden Schatz zu bieten. Ein Treffpunkt für Musikfreunde sind die Merseburger Orgeltage, die internationalen Ruf genießen.

Naumburger Dom erhebt sich am höchsten Punkt der Stadt 

Weiter geht es nach Naumburg. Die Stadt liegt auf einer Terrasse über dem rechten Saaleufer. Am höchsten Punkt der in Marktsiedlung und Domfreiheit geteilten Stadt erhebt sich der Dom St. Peter und Paul, der in seinem heutigen Aussehen seit 1210 entstand. Berühmt ist er vor allem wegen seiner Stifterfiguren. „Da sind unsere Superstars“, sagt Führerin Kirsten Reichert und zeigt auf Markgraf Ekkehard und seine Ehefrau Uta. „Schauen Sie nur, wie lebendig die aus einem Block gehauenen Figuren des unbekannten Meisters erscheinen.“

„Ekkehard ist sich seiner Macht bewusst, Uta wirkt dagegen kindlich und unbefangen, schlägt den Mantelkragen gegen den Ehemann und schaut mit einem tiefgründigen Lächeln in die Ferne.“ Doch es gibt auch moderne Kunst zu entdecken – an einer Tür zum Beispiel stellt Heinrich Apel Jakobs Traum von der Himmelsleiter dar, und in der Elisabethkapelle leuchten drei von Neo Rauch gestaltete Glasfenster.

Kloster ist nahezu unverändert erhalten

Schnittpunkt von Nord- und Südroute – und auch ein guter Ausgangspunkt für Touren auf der Straße der Romanik – ist die Landeshauptstadt Magdeburg. Mit dem Dom St. Mauritius und Katharinen und der Klosteranlage Unser Lieben Frauen sind hier gleich zwei der eindrucksvollsten romanischen Bauwerke zu sehen. Der Dom, den Otto der I. an der Elbe bauen ließ, galt als prächtigstes Bauwerk seiner Herrschaftszeit. In ihm wurde der Kaiser nach seinem Tod im Jahre 973 in einem Steinsarkophag auch beigesetzt.

Nach einem Stadtbrand entstand später auf den Fundamenten der ottonischen Kirche der erste gotische Dom auf deutschem Boden. Heutige Besucher bewundern die Grablege Kaiser Ottos I. und seiner ersten Frau Editha, romanische Bronzegrabplatten, aber auch die schönen Portalfiguren der klugen und törichten Jungfrauen oder das berühmte Mahnmal des Krieges von Ernst Barlach.

Nahezu unverändert erhalten präsentiert sich dagegen das ab 1064 errichtete Kloster Unser Lieben Frauen. Kirche und Kreuzgang vermitteln einen authentischen Eindruck der ursprünglichen Anlage, und durch ihre Sammlungen und Ausstellungen wurde sie zum wichtigsten Ort für zeitgenössische Kunst in Sachsen-Anhalt. (dpa)