NRW-weit gab es schwere Bikerunfälle, in Viersen und nahe Aachen waren sie tödlich. Gerade zu Beginn der Motorradsaison ist das Unfallrisiko hoch
An Rhein und Ruhr.
Der 53-Jährige hatte auf seiner Harley keine Chance. Auf der Kreisstraße 8 zwischen Viersen und der A 61 scherte eine Frau mit ihrem Pkw im Gegenverkehr auf seine Fahrbahn aus. Das Motorrad und der Kleinwagen stießen in einer langgezogenen Kurve frontal zusammen. Noch an der Unfallstelle wurde der schwerstverletzte Mönchengladbacher wiederbelebt. Ein Hubschrauber brachte ihn in die Duisburger Unfallklinik. Doch die Ärzte konnten dem Biker nicht mehr helfen: Er starb.
Eine ganze Reihe schwerer Motorradunfälle bilden die Schattenseite dieses ersten Frühlingswochenendes an Rhein und Ruhr. Ein zweiter Biker verlor in Stolberg bei Aachen sein Leben. Der 35-Jährige kam zwischen zwei Ortschaften von der Fahrbahn ab und stürzte in den Straßengraben. Zudem gab es seit Freitag mehrere Unfälle mit schwerverletzten Kradfahrern.
70 Motorradtote gab es im Jahr 2014
In Hamminkeln etwa stieß eine 18-Jährige mit ihrem Pkw mit dem Motorrad eines 53-jährigen Weselers zusammen. In Gelsenkirchen stürzte ein Bochumer (60) mit seinem Krad ohne Fremdeinwirkung auf offener Straße. Weitere Unfälle gab es u. a. in Düren, Herford und Höxter. In Witten wurde ein 79 (!) Jahre alter Biker von einem Auto gerammt.
An Rhein und Ruhr waren viele Motorräder vor allem gestern und am Freitag wieder auf den einschlägigen Strecken unterwegs. Der Eyller Berg in Kamp-Lintfort etwa ist bei Bikern ebenso beliebt wie das Ruhrtal in Essen und Mülheim oder die Landstraßen bei Schermbeck oder Emmerich-Elten. Gerade der Saisonbeginn gilt wegen des Unfallrisikos als brenzlig. „Autofahrer müssen sich mit Beginn des schönen Wetters erst wieder daran gewöhnen, dass wieder mehr Motorräder unterwegs sind“, hieß es gestern bei der Polizeileitstelle in Wesel. Dort sieht man aber ebenso die Kradfahrer in der Pflicht. Nach dem Winter gelte es zunächst, die Räder gut zu checken. Zudem solle man sich erst langsam an das eigene Fahrvermögen heranarbeiten.
70 Motorradtote gab es NRW-weit im vergangenen Jahr – genau so viele wie 2013. Zu hohes Tempo bleibt die größte Gefahr.. „Wir haben das im Blick“, hieß es gestern bei der Polizei in Mettmann. Ein Beamter war gestern auf einem mit Kamera ausgestatteten „Provida“-Motorrad unterwegs, um auch die Geschwindigkeit von Bikern zu überprüfen. Stationäre Blitzer helfen nicht (s. Box). In Paderborn erwischte ein solches Provida-Krad erst jüngst einen Kradfahrer mit 190 km/h auf einer Landstraße. Erlaubt waren 100.
Aber: Solche Provida-Kräder gibt es nach Auffassung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW zu wenig: „Es fehlt uns an Ausstattung und Personal“, meinte Landesvize Michael Mertens gegenüber der NRZ. Er forderte auch Fahrsicherheitstrainings für ältere Kradfahrer. Leute, die erst spät das Motorrad für sich entdecken, seien ebenso wie jene, die nach langer Pause wieder aufsteigen, besonders gefährdet.