Zechensiedlungen im Ruhrgebiet – Margarethenhöhe in Essen
Die Essener Margarethenhöhe gilt als Vorzeige-Zechensiedlung. Die Kruppsche Siedlung verbindet Industrie mit Ästhetik.
Essen.
Auf der Themenroute 19 der „Route Industriekultur“ sind 13 bedeutsame Siedlungen beschrieben. Insgesamt führt die Liste 51 Werkssiedlungen auf.
Die Essener Margarethenhöhe, benannt nach ihrer Stifterin Margarethe Krupp, gilt als eines der schönsten Beispiele für die Umsetzung der Gartenstadt-Idee in Deutschland. Der Architekt Georg Metzendorf verband romantisch gestaltete Fassaden mit zweckmäßiger und komfortabler Ausstattung. Dank des Wiederaufbaus der Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg kann die Siedlung, die seit 1987 unter Denkmalschutz steht, in ihrer historischen Form besichtigt werden. Führungen durch die Siedlung bietet das Ruhr Museum an.
Margarethe Krupp führte nach dem Tod ihres Gatten Friedrich Alfred Krupp das Familienunternehmen weiter. Neben ihrem Engagement als Kunstmäzenin wirkte sie vor allem im sozialen Bereich. Wohlfahrtseinrichtungenfür Frauen waren ihr ein besonderes Anliegen.
1906 rief sie anlässlich der Heirat ihrer Tochter Bertha die „Margarethe-Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge“ ins Leben. Mit deren Kapital wurde erstmals eine – im Unterschied zu anderen Krupp-Wohnprojekten – klassenübergreifende Siedlung realisiert. Die Margarethenhöhe ist hierin zum Leitbild für den späteren allgemeinen sozialen Wohnungsbau geworden.
Margarethenhöhe war die erste klassenübergreifende Siedlung
Mit der Planung und dem Bau der Siedlung wurde Georg Metzendorf beauftragt, ein Reformarchitekt, der zahlreiche öffentliche Gebäude, Geschäftshäuser und weitere Siedlungen im Ruhrgebiet schuf. Neben den Gartenstadtprinzipien setzte Metzendorf in der Margarethenhöhe sein Konzept des „Klein-Wohnhauses“ um. Dieser Entwurf zeichnete sich durch eine auf die Bedürfnisse der industriellen Kleinfamilie zugeschnittene Grundrisslösung und durch einen Komfort (Bad, Wasserklosett und Zentralheizung) aus, der bis dahin für diese Zielgruppe nicht bekannt war.
Das Zentrum der Margarethenhöhe bildet der Kleine Markt mit seiner Achse aus Gasthaus, Marktbrunnen und der ehemaligen Kruppschen Konsumanstalt. Im Gasthof Margarethenhöhe (1911), dem Wahrzeichen der Siedlung, befindet sich das frühere Sitzungszimmer der Stiftung. Der Schatzgräberbrunnen (1912), ein Werk des Bildhauers Josef Enseling, ist eine Schenkung der Stadt Essen zu Ehren der Stifterin. Die alle anderen Gebäude überragende, an der Stirnseite des Marktplatzes gelegene Konsumanstalt war den Kruppschen Werksangehörigen vorbehalten.
Siedlung wurde ab 1917 zur Künstlerkolonie
Mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten für freie Künstler schuf die Stiftung die Voraussetzung dafür, dass sich die Margarethenhöhe ab 1917 zu einer Künstlerkolonie von überregionaler Bedeutung entwickeln konnte. In den folgenden Jahren entstanden das „Kleine Atelierhaus“ in der Sommerburgstraße 18, das „Werkhaus“ im Stillen Winkel 1 sowie das „Große Atelierhaus“ im Stillen Winkel 42-48.
Zum Kreis der auf der Margarethenhöhe tätigen Künstler zählten u.a. der Graphiker Hermann Kätelhön, der Bildhauer Will Lammert, die Goldschmiedin Elisabeth Treskow, die Buchbinderin Frida Schoy und der Fotograf Albert Renger-Patzsch. Die Vertreibung von Künstlern nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 setzte der Künstlergemeinschaft ein Ende.
Quelle: www.route-industriekultur.de
„Route Industriekultur“ – die 50 schönsten Zechensiedlungen im Ruhrgebiet: