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Wie Peter Caris gegen das Rheuma kämpft

Wie Peter Caris gegen das Rheuma kämpft

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Foto: Lars Heidrich
Peter Caris lebt seit 18 Jahren mit der Diagnose Rheuma und er hat zwei künstliche Kniegelenke, doch er arbeitet 14 Stunden am Tag – mit Freude.

Meerbusch. 

Peter Caris ist ein Typ wie ein Baum: groß und stark mit riesigen Händen, die das Zu­packen gewöhnt sind. So einen Mann haut so schnell nichts um. Meint man. Und das glaubte womöglich auch Peter Caris selbst. Doch vor 20 Jahren starb seine Frau an Krebs. Ein schwerer Schlag. Und zwei Jahre später spürte der Rheinländer in seinem Körper einen Schmerz, den er beschreibt als einen Kampf zweier verfeindeter Brüder, die sich mit aller Gewalt und mit scharfen Waffen angehen. Immer und immer wieder und an verschiedenen Stellen. Manchmal setzen sie aus und pausieren, und dann geht es wieder vorn vorne los. Die Krankheit heißt Rheuma.

Als der Mann aus Willich sein Patient wurde, da hätte es kaum ein Gelenk gegeben, das nicht entzündet gewesen wäre, erinnert sich Dr. Stefan Ewerbeck, Ärztlicher Direktor des Rheinischen Rheuma-Zentrums im St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch-Lank. Die Symptome: Schwellungen, Schmerzen und Unbeweglichkeit in den Gelenken. Doch wer Peter Caris heute sieht, kann kaum glauben, dass dieses Kraftpaket seit 18 Jahren an der schweren Autoimmunerkrankung leidet.

Zuständig für die Kunstschmiedearbeiten

Über Krankheit will Caris auch eigentlich gar nicht so gern reden, sondern viel lieber vom Leben, vom Schaffen. „Ich arbeite jeden Tag 14 Stunden.“ Er kann nicht anders. „Ich bin ununterbrochen kreativ. Ich brauche das wie das Atmen.“ Ganz nebenbei: Peter Caris wird Ende Oktober 74. Jeden Tag ist er noch in seinem Schlossereibetrieb tätig, den inzwischen sein Sohn führt.

Aber der Senior ist dort nach wie vor der Ansprechpartner für Kunstschmiedearbeiten, seine große Leidenschaft. Dass das möglich sei, habe er auch seinen guten Ärzten zu verdanken, so der Willicher. Gegen das Rheuma nimmt er Medikamente, die Teil einer Langzeittherapie sind, „um das Immunsystem wieder aufs richtige Gleis zu bringen“, wie Dr. Ewerbeck sagt. So ist sein Patient ziemlich schmerzfrei, außer, wenn das Wetter ungünstig ist: Sonne und Wind oder Novemberstürme, das sei nichts für Rheumakranke, so Caris. Aber letztlich kann er trotz (oderbesser: mit) der Krankheit gut leben. Er achtet auf seine Ernährung, treibt viel Wassergymnastik.

Ein Bilderbuchpatient, bei dem auch alle Therapien gut angeschlagen haben. „Herr Caris nimmt alles gern selbst in die Hand“, so Dr. Ewerbeck. Und er hat sich damals durch die Diagnose nicht entmutigen lassen. Gerade bei Menschen, die beruflich auf ihre Hände angewiesen seien, wie Handwerker oder Zahnärzte, sei Rheuma oft mit der Angst verbunden, nicht mehr richtig arbeiten zu können, so Ewerbeck weiter. So einer wie Peter Caris zeigt, dass es doch geht.

Er selbst hat übrigens die Theorie, dass der Tod seiner Frau die Krankheit mit ausgelöst hat. Dr. Stefan Ewerbeck findet den Gedanken keineswegs abwegig. Es komme durchaus vor, dass Krankheiten, die im Körper „schlummerten“ durch eine längerfristige psychische Stresssituation ausgelöst würden. Allerdings ist Peter Caris überdies genetisch vorbelastet: auch seine Mutter litt an Rheuma.

Und seine Krankengeschichte ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende, denn seit zehn Jahren hat der gelernte Schmied zwei künstliche Kniegelenke. Denn zum Rheuma kam auch noch Arthrose, eine Operation war unumgänglich, hier machten sich die kurzen Wege im Rheumazentrum in Meerbusch bemerkbar. Dr. Ewerbeck verwies ihn an seinen Kollegen Dr. Thomas Pauly von der Klinik für Orthopädie und Rheumatologie, der auch die Operation vornahm.

Nur mit einer Sache ist Dr. Pauly noch nicht ganz durchgedrungen. Er gebe den Patienten nach einer solchen Operation immer mit auf den Weg, abzunehmen, wenn sie übergewichtig seien. „Jedes Pfund mehr belastet das Gelenk“, so der Chefarzt und guckt ein bisschen streng in Richtung des wohlgenährten Peter Caris. Der hört da großzügig drüber hinweg: „Alles wunderbar repariert. Ich merke nichts“.

Inzwischen ist es später Nachmittag, Peter Caris muss weiter zu einer Kundin. „Für die will ich gleich noch eine Wetterfahne entwerfen.“ Und man sieht ihm an, wieviel Freude ihm das macht.


Zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an entzündlichem Rheumatismus, von dem es etwa 200 verschiedene Formen mit unterschiedlichen Symptomen und Verläufen gibt.
Entsprechend schwierig ist die Diagnose. Im Schnitt vergehen zwischen ersten Anzeichen und einer Behandlung 15 Monate. Manchmal sind es sogar Jahre.


Dabei ist die rasche Therapie-Einleitung sehr wichtig. „Gerade zu Beginn der Krankheit ist die Zerstörung der Gelenke am stärksten, darum ist ein früher Therapiebeginn sehr hilfreich“, betont Dr. Stefan Ewerbeck, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie und Ärztlicher Direktor des St. Elisabeth-Hospitals in Meerbusch.
Er gehört zu vier Experten, die am Mittwoch, 5. Oktober, von 16 bis 18 Uhr die Fragen unserer Leser zu Behandlungs-Möglichkeiten am NRZ-Gesundheitstelefon beantworten.
Die Ärzte freuen sich auf Ihren Anruf! Der Anruf ist kostenlos.

Dr. Stefan Ewerbeck, Chefarzt Innere Medizin/Rheumatologie: 0800 – 100 2985
Dr. Stefanie Freudenberg, Chefärztin Innere Medizin/Rheumatologie, 0800 – 100 2986
Dr.Thomas Pauly Chefarzt Orthopädische Chirurgie/ Rheumatologie, 0800 – 100 2987
Dr. Robert Van Ende, Lt. Oberarzt Orthopäd. Chirurgie / Rheumatologie, 0800 – 100 2988