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Was die Freizeitparks im Revier zu bieten haben

Was die Freizeitparks im Revier zu bieten haben

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Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Service
Kreischen, Klettern, Lernen: Das Revier überzeugt mit vielseitigen Freizeitparks. Von „A“ wie „Abenteuerpark Oberhausen“ bis „M“ wie Movie Park.

Ruhrgebiet. 

Direkt neben dem „Movie Park“ in Bottrop liegt „Schloss Beck“. Das sind zwei Attraktionen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Es sind aber auch zwei Nachbarn, die seit langem wissen, was sie einander haben.

Demnächst suchen sie wieder Monster. Zombies, Vampire, Untote, ganz egal, die Fachkräfte müssen nur in der Lage sein, die zahlende Kundschaft zu Tode zu erschrecken. Im „Movie Park“ hat sich das Halloween-Fest nämlich über die Jahre zum Kassenschlager entwickelt: wenn verwesende Ungeheuer durch neblige Straßen streifen.

Im Park „Schloss Beck“, direkt nebenan, haben sie Becki: ein freundliches Gespenst mit Kulleraugen.

Man könnte fast meinen, eine Plankommission für Freizeit habe die beiden Parks im Bottroper Norden nebeneinander gesetzt, so gut ergänzen sie sich in wenigen Fußminuten Abstand. Das Schlossgelände für alle kleinen Kinder, der Filmpark für alle größeren. Hier spielt die Kundschaft lustvoll, dort schreit sie vor Angstlust. „Ich will noch mal auf die Rutsche, Mama“, heißt es hier – und dort: „Wollt ihr euch da wirklich anstellen, Alter?“

Hier haben sie die Achterbahn geschrumpft, dort ist: alles schneller, höher, weiter, schriller.

„Schloss Beck“ und „Movie Park“ begannen als Konkurrenten

Ganz so trennscharf ist der Unterschied natürlich nicht, es gibt auch im Filmpark ein Kinderland und im Schlosspark eine Riesenrutsche. Die Wahrheit aber ist: Die beiden Parks begannen als Konkurrenten, wissen aber heute ganz gut, was sie aneinander haben. „Wenn die Kinder schon in dem Alter an Freizeitparks gewöhnt werden, ist die Affinität da“, sagt Movie-Geschäftsführer Thorsten Backhaus (39) freundlich über Schloss Beck.

Und die Senior-Chefin von Schloss Beck, Renate Kuchenbäcker (81), sagt in Gegenrichtung: „So eine Konkurrenz zwingt dazu, darauf zu achten, dass man Blumen hat und gepflegte Wege. Sie hält einen schön auf Trab.“

Man beachte auch die Namen: Backhaus und – Kuchenbäcker.

Um das abzuschließen: Es ist auch kein Geheimnis, dass Bottrop daran arbeitet, dass seine ungewöhnliche Spaßindustrie sich vernetzt. Das Alpin-Center gehört noch dazu und das Grusel-Labyrinth, und der Arbeitstitel ist: „Fun City“.

Kuchenbäckers begannen 1966. Der Marler Karl Kuchenbäcker hatte von einem Schloss geträumt, jetzt hatte er eines – ein 200 Jahre altes, ein ganz und gar abgewirtschaftetes.

1967 richtete das Paar dahinter einen Spielplatz ein, ließ ein Bähnchen drumherum fahren und nahm 50 Pfennig Eintritt. „Das war die Keimzelle“, sagt Renate Kuchenbäcker. Bei der Renovierung des Schlosses habe man „die wahnsinnigsten Entsetzen“ erlebt (lacht).

„Bestmögliches Abstrampeln“

Aus Mangel an Geld und an Platz blieb der Traum von großen Fahrgeschäften auch immer ein Traum. Was sich als Glücksfall erweisen sollte, als 1996 in Sicht- und Rüberschlurfweite ein Weltkonzern antrat mit genau jenen Fahrgeschäften als Schwerpunkt: die „Warner Bros. Movie World“ – „Hollywood in Germany“ mit Motto.

Warum ausgerechnet hier? Weil auf dem Gelände schon zuvor andere Freizeitparks bestanden hatten. Der „Traumlandpark“ hatte lange durchgehalten, der „Bavaria Filmpark“ nur zwei schlecht laufende Saisons.

Dann kam der Movie Park. Um zu bleiben.

„Hilfe, ich bin im Film“ heißt das Motto heute. Warner ist Geschichte, der Park gehört zu der großen internationalen Gruppe „Parques Reunidos“ (Vereinigte Parks). Das Thema „Film“ freilich blieb, „das ist unser Alleinstellungsmerkmal in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Backhaus, der seine Arbeit sympathischerweise als „bestmögliches Abstrampeln“ beschreibt.

Mehr Auftritte, Paraden und Stunt-Shows

Also: Da laufen die Minions herum aus dem gleichnamigen Film, da lehnen sich Fahrgeschäfte an an Hollywood-Filme und Animations-Charaktere. Man könne Freizeitparks „heute nicht mehr reduzieren auf ,Ich stelle ein paar Fahrgeschäfte auf’“, sagt Backhaus; man müsse Gäste schon während eventueller Wartezeiten unterhalten.

So war es die jüngste Neuerung, mehr Auftritte, Paraden und (Stunt-)Shows in die Straßen zu bringen, nachdem in den Vorjahren beständig mit Fahrgeschäften nachgerüstet wurde. An der Stelle hat es Schloss Beck ein wenig einfacher, und man kann das ganz gut so erklären: Dreijährige erfreuen sich noch an denselben Dingen wie Dreijährige vor 100 Jahren; bei 13-Jährigen hätte man da so seine Zweifel.

Der Riesen-Riesen-Riesen-Spielplatz hinter dem Barockschloss bekam zwar später auch kleinere Fahrgeschäfte hinzugestellt, bekam einen Baumkronenpfad und Klettergerät für größere Kinder – aber die Kernkompetenz blieb unangetastet: wippen, schaukeln, drehen, hüpfen, große Augen machen.

„Wer Freizeitpark macht, möchte natürlich alle Leute kriegen“, sagt Renate Kuchenbäcker. Sie weiß aber sehr genau, dass mit zehn, elf, zwölf Jahren spätestens ihre Kundschaft abwandert in den Filmpark. Teenager’s Paradies: Da kann man rasen und schreien, geschleudert und abgestürzt werden, kontrolliert natürlich.

Ein Trost freilich bleibt Renate Kuchenbäcker: Mit 30 oder 35 Jahren sind sie alle wieder da. Mit einem dreijährigen Kind an der Hand.

Warum der „Abenteuerpark Oberhausen“ noch unvollendet ist

Der „Abenteuerpark Oberhausen“ steuert gerade um. Unterhaltungsriese „Merlin Entertainment“ setzt statt auf Karibikwelten auf den Kleinkinderbereich.

Vor gut drei Jahren wurden in Oberhausen große Pläne vorgestellt: Flamingos und Krokodile tauchten darin auf, Nordsee- und Karibik-Welten wurden sozusagen an die Wand geworfen. Der britische Unterhaltungsriese „Merlin Entertainment“ kündigte an, den vormaligen „Centro Park“ neu zu erfinden.

Dabei sind sie heute immer noch. Schuldlos, sagt Sprecherin Nina Zerbe. Als „Abenteuerpark“ fristet der Park derzeit trotz Wildwasserbahn und Jeep-Safari ein unvollendetes Dasein. „Das Problem liegt darin, dass wir etwas gepachtet haben, was nicht unseren Ansprüchen genügte.“

Man habe Fahrgeschäfte und offene Bereiche erst vom TÜV zertifizieren lassen müssen und Mindestalter an verschiedenen Fahrgeschäften heraufgesetzt. Jetzt müsse nur noch der – gesperrte – Rutschenturm überarbeitet werden.

Zusammen mit dem „Sealife“ und dem „Legoland“

Dabei hat der „Abenteuerpark“ einiges, was die anderen nicht haben. Die Nähe zum Centro, zu Einkaufszentrum und Gastronomiemeile, mag man schätzen.

Und die Synergien mit dem benachbarten Großaquarium „Sealife“ und dem benachbarten „Legoland“ ebenfalls: Auch sie sind Merlin-Geschöpfe, und es gibt kombinierte Tickets, die man aber nicht an einem Tag abfeiern muss.

Ob das freilich jemals etwas wird mit Nordsee- und Karibik-Welten, ist derzeit nicht ganz klar. Denn schauen die Betreiber auf ihre Besucher, dann sehen sie vor allem junge Familien mit kleinen Kindern.

„Im Kleinkinderbereich ist mehr los als auf der Wasserbahn“, sagt Nina Zerbe. Es gebe daher Überlegungen, „in Oberhausen einen günstigen Park zu schaffen. Der Kunde ist sehr preissensibel.“ Daher kommt er – außerhalb von Feier- und Ferientagen – montags bis mittwochs schon für 2,50 Euro in den Park: Die Fahrgeschäfte sind dann freilich abgestellt.

Toben und Tiere – Das hat der „Ketteler Hof“ zu bieten

Schulklassen und Kita-Gruppen kommen gerne in den „Ketteler Hof“ nach Haltern am See. Denn dort gibt es „Klettergebirge“, Riesenwippen, Wasserrutschen – und eine Sommer-Rodelbahn.

Irgendwann fällt es auf, irgendwann fängt man an zu suchen. Gibt es hier denn wirklich gar nichts mit Motor? Ha, doch: eine Pferdchenbahn hinten im Gelände und ein Schweinchenkarussell ganz am Anfang. Doch beide fahren gerade nicht. Als wäre es Programm. Willkommen im Ketteler Hof.

Im Westen von Haltern geht man zum Spielen in den Wald. Das sind schon keine Kletterburgen mehr, das sind Klettergebirge zwischen Riesenwippen, Kletterhäuser zwischen Bäumen, und nach der Sommer-Rodelbahn rennen die Kinder zur Schlauchboot-Wasserrutsche zum Wasserspielplatz – zum nächsten Klettergebirge. Man sieht es schon: Das hier ist der Freizeitpark zum Toben, Tollen, Tummeln und Tun.

Geräuschkulisse Spielplatz.

Die Kern-Kundschaft: schon etwas größere Kinder. Als Familie kommen sie, als Schulklasse; gelegentlich auch schon als Kita-Gruppe, die dann mehr in Richtung Hüpfburg geführt wird. „Hier müssen alle körperlich hart arbeiten, und am Ende des Tages sind sie müde und geschafft“, sagt Sylvia Schulze Robert.

Was Eltern, seien wir mal ehrlich, dann und wann durchaus zu schätzen wissen. Und dann gibt es das Phänomen älterer Kunden, Jugendlicher, 17-, 18-, 19-Jähriger vielleicht, die nach mehrjähriger Pause plötzlich wiederkommen in der Gruppe, um sich hier körperlich auszutoben.

400.000 Besuchern im Jahr im „Ketteler Hof“

Sylvia Schulze Robert ist eines von drei Geschwistern, die den Ketteler Hof führen: „Der Betrieb hat uns nie Zeit für Privatleben gelassen“, sagt die Halternerin. Ihr Vater Ernst Schulze Robert machte sich 1969 daran, aus dem Umland seines damaligen Ausflugslokals einen „Spiel- und Mitmachpark“ zu machen.

„Er stand da und hat gesagt, da kommt der Märchenwald hin, und da kommt das Gehege hin“, erinnert sich seine Tochter: „Das war so revolutionär, dass die Banken keine Kredite gaben . . . Die ganz harten Jahre waren erst 1990 vorbei.“

Heute aber ist der Ketteler Hof nahezu ein Selbstläufer mit bis zu 400.000 Besuchern im Jahr. Auch er wächst ins Gelände hinein und hat mittelfristig noch was vor. Da ist das Thema Übernachtung: „Das ist in der Idee, aber ein ganz neuer Zweig. Vielleicht mit der neuen Generation.“

Und da ist die Vorstellung, etwas wetterfester zu werden. Denn konjunktur- und wetterabhängig sind sie hier wie in jedem Freizeitpark, oft auch von Glaskugeln, die sich heute lieber „Wetter-App“ nennen. „Jeder Kunde möchte den optimalen Tag erwischen“, sagt Sylvia Schulze Robert: „Ab 20 Prozent Regenwahrscheinlichkeit bleiben die Leute zu Hause.“ Merke: Das ist der optimale Tag. Es ist dann nicht so voll.