Essen.
Halbzeit in Berlin. Es trat auf: Helene Fischer. Hübsche Frau, Hitlieferantin, glockenklare Stimme, klinisch reines Image – mit dieser Präsentation, das hatten die Herrschaften beim Deutschen Fußball-Bund zuvor angenommen, würden sie definitiv nichts falsch machen können. Und mit genau dieser Annahme lagen sie mächtig daneben.
Der Auftritt wurde zum Desaster. Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete den vier Minuten dauernden Gesang. Nur Spieler, die bei gegnerischen Fans extrem verhasst sind, kennen das in dieser harten Form.
Sky machte sogar lieber Werbung
Bei den Fernsehsendern ARD und Sky wurde die Phonstärke der Ablehnung heruntergedreht. Der Eindruck der schönen Show sollte offensichtlich nicht getrübt werden. Die Sky-Regie wechselte schnell zur Werbung, bei der ARD suchte Moderator Alexander Bommes den flotten Übergang zur sportlichen Analyse. Doch diese Rettungsversuche misslangen: Die Protestwelle, die auch in den sozialen Medien über die Schlagersängerin hereinbrach, ließ sich nicht mehr stoppen.
Das DFB-Pokalfinale ist nicht der Super Bowl
Deutschland ist eben nicht Amerika, das DFB-Pokalfinale nicht der Super Bowl: Fußballfans sind in dieser Frage äußerst sensibel – moderne Machenschaften von Verbänden und Vereinen lehnen sie konsequent ab. Helene Fischer bekam was auf die Ohren, weil sie sinnbildlich für den Eventgeist stand, den die Hüter der Tradition schrecklich finden.
Halbzeit braucht nicht unbedingt Unterhaltung
Fußballfans nutzen die Pause für ein lieb gewonnenes Ritual, bestens beschrieben vom Bochumer Autor Frank Goosen: Der eine Fan sagt „Ich geh mal pinkeln“, und der andere erwidert „Bring mir eins mit!“ Muss die Halbzeit eines Sport-Spektakels also zwanghaft mit Unterhaltung gefüllt werden? Kann man die Leute nicht einfach in Ruhe Schlange stehen lassen, wo auch immer sie das gerade müssen oder wollen?
Mickie Krause funktioniert wahrscheinlich
Interessant wäre es, von Fans zu erfahren, welchen Halbzeitauftritt sie möglicherweise akzeptieren würden, wenn sie selbst darüber entscheiden könnten? Wären die harten Gitarrenriffs von AC/DC recht? Oder würden lieber bierselig wie auf Malle Mickie Krauses nackte Friseusen besungen? Würde Udo Lindenberg ausgepfiffen, wenn er den guten alten Bodo Ballermann wieder aufleben ließe?
Vielleicht könnte man sich ja auf eine längst vergangene Verbindung zwischen Fußball und Schlager einigen. Wie wäre es, die einst vor jeder Weltmeisterschaft zum Singen gezwungenen Nationalspieler aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern auf den Rasen zu stellen und noch mal inbrünstig „Fußball ist unser Leben“ schallern zu lassen? Und jetzt alle: Ha, ho, heja, heja, he.
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