Warnung vor Unwettern – Schwere lokale Gewitter in NRW
Tief „Xaveria“ liegt mit schwülwarmer Luft noch genau über Deutschland
Kaum Wind – Schauer und Gewitter kommen nicht vom Fleck
Unwetter auch noch am Samstag möglich, Besserung erst für Sonntag in Sicht
Essen.
Nach der Hitze Mitte der Woche hat die Schwüle das Land fest im Griff. Und die bleibt. „Die Wetterlage ist eingefahren“, erklärt Rebekka Krampitz vom Wetterdienst Kachelmannwetter. Das Tiefdruckgebiet „Xaveria“ liegt mit schwülwarmer Luft immer noch genau über Deutschland und bewegt sich nicht weiter. Dadurch können sich Schauer und Gewitter entwickeln, die das Potenzial für Unwetter haben.
Bis weit in den Abend besteht Freitag in ganz NRW erhöhte Unwettergefahr. Starkregen, Hagel und auch stürmische Böen sind möglich. Die Hauptgefahr geht allerdings vom Regen aus. „Das Problem ist, dass kaum Wind weht. Schauer und Gewitter kommen nicht vom Fleck“, sagt Krampitz. „Der ganze Regen kann sich an Ort und Stelle abladen.“
Kreise HSK und Soest am Freitagmittag betroffen
Am Freitagmittag haben sich unwetterartige Gewitter im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest gebildet. Besonders betroffen waren die Regionen zwischen Warstein, Erwitte und Geseke.
„Es kommen hier stellenweise Monatsmengen an Regen in kurzer Zeit zusammen“, berichtet Kachelmannwetter-Experte Fabian Ruhnau. Vereinzelt seien 100 Liter Regen pro Quadratmeter und mehr gefallen. „Das schafft kaum eine Kanalisation“. Zudem könnten kleine Bäche schnell zu reißenden Strömen werden und ausufern.
In Balve-Volkringhausen setzte ein starkes Gewitter am Mittag Straßen unter Wasser, eine Hauptverkehrsstraße musste deswegen gesperrt werden. Auch zu anderen Stellen im Hönnetal zwischen Menden und Balve musste die Feuerwehr wegen Überflutungen ausrücken.
Bei Soest und bei Sundern seien Hagelkörner mit Durchmessern von bis zu vier Zentimetern registriert worden, berichtet Ruhnau. Im Ruhrgebiet und am Niederrhein herrschte am frühen Nachmittag Ruhe. Dies könne sich im Tagesverlauf aber noch ändern, warnt Ruhnau.
Am Freitagmorgen erste kräftige Gewitter am Niederrhein
Über den Kreis Kleve zogen schon am Freitagmorgen schwere Gewitter hinweg. „Es kam zu heftigem Starkregen mit stellenweise 20 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter in kurzer Zeit und auch Hagelkörner mit zwei Zentimentern Durchmesser waren dabei“, berichtet Ruhnau.
Das Gewitter über dem nördlichen Kreis Kleve war sehr blitzintensiv, in einer halben Stunde wurden rund 2600 Blitze gezählt. Die Wetterlage bleibt explosiv und Ruhnau erwartet im Tagesverlauf am Niederrhein weitere Gewitter.
Ortschaft bei Detmold überflutet
Heftige Regenfälle haben auch die Ortschaft Barntrup-Selbeck bei Detmold überschwemmt. Eine Mischung aus Wasser und Schlamm sei durch mehrere Straßen geschossen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Freitag. Vorsorglich schaltete die Feuerwehr den Strom des Dorfes Selbeck mit knapp 400 Einwohnern ab und sperrte die Zufahrtsstraßen. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Ein Rollstuhlfahrer, der in seinem mit Wasser vollgelaufenen Haus festsaß, sei in Sicherheit gebracht worden.
Die örtliche Feuerwehr sei in Komplettbesetzung im Einsatz und erhalte Unterstützung von Kräften der umliegenden Gemeinden, hieß es aus der Leitstelle der Feuerwehr in Lemgo.
Auch der Kreis Paderborn meldete Feuerwehr- und Polizeieinsätze nach Gewittern mit Regen und Hagel. In Paderborn stürzte eine 19-jährige Rollerfahrerin beim Bremsen im Starkregen und verletzte sich schwer. An mehreren Orten im Kreisgebiet schossen Gullydeckel unter meterhohen Fontänen aus dem Rahmen, Keller mussten leergepumpt werden.
Ein Schauer kann für überschwemmte Keller sorgen
Im Extremfall könne sogar lokal und eng begrenzt in kurzer Zeit eine ganze Monatsmenge Regen fallen und für Überschwemmungen und vollgelaufene Keller sorgen, während wenige Kilometer entfernt die Sonne scheine, warnen die Wetterexperten. Gewitter lassen sich für einen Ort erst kurzfristig mithilfe des Regenradars vorhersagen.
Meteorologin Rebekka Krampitz rät, niemals in überflutete Unterführungen und Straßen zu fahren, da die Höhe des Wasserstandes meist nicht eingeschätzt werden kann und man sich so schnell in Lebensgefahr begebe. Auch zu Fuß sollten überflutete Straßen unbedingt gemieden werden, da oft Gullydeckel hochgedrückt wurden, in dessen Schächte man hineinstürzen kann
Die Aussicht aufs Wochenende ist durchwachsen
Sicher ist, dass es am Freitag wieder nicht jeden treffen wird. An vielen Orten bleibt es trocken. Die Höchstwerte liegen am Nachmittag übrigens je nach Sonnenanteilen bei 26 bis 30 Grad.
In der Nacht zum Samstag lassen die Schauer und Gewitter nach. Der Samstag bringt mit neuem Unwetter jedoch keine wesentliche Änderung. Erst für den Sonntag deutet sich momentan eine Wetterbesserung an. Mit über 25 Grad bleibt es sommerlich warm. (we/dpa)