In den Kasematten unter dem Gelderner Mühlenturm soll es spuken. Im Jahr 2007 hat die „Paranormale Forschungsgruppe Niederrhein“ bei einer ihrer Untersuchungen einen nebulösen Fleck entdeckt: Ein Geist? Nun kehrt die Gruppe zurück, um sich erneut auf die Suche zu machen.
An Rhein und Ruhr.
Es gibt einen Geist – und er haust in den Kasematten von Geldern. Davon ist Gabriele überzeugt. Denn sie hat ihn gesehen. Gut, nicht direkt. Aber immerhin im Nachhinein, auf einem Foto, das sie 2007 in den Kasematten gemacht hat. Da war plötzlich der Umriss einer menschlichen Gestalt zu sehen, die um eine Ecke lugte, sagt sie.
Die 56-Jährige ist Mitglied der „Paranormalen Forschungsgruppe“ Niederrhein – und heute hat sie mit ihrem Kollegen Christian erneut die Chance, in die alten Kasematten hinanzusteigen. Mit jeder Menge Equipment machen sie sich erneut auf die Suche nach dem Geist.
Dass ihr Hobby oft belächelt wird, ist den Hobby-Forschern klar. Vielleicht scheuen sich deshalb auch einige Mitglieder, mit ihrem echten Namen in die Öffentlichkeit zu treten, auch die beiden Geisterjäger heute wollen ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen. „Nicht alle Bekannte wissen von unserem Hobby. Viele verstehen es auch nicht“, erklärt Gabriele. Dabei stellt die Gruppe klar da: „Wir sind keine Geisterjäger, sondern untersuchen Spukorte, die legal zugänglich sind.“
Zwischen den alten, feuchten Mauern ist es kühl
Treppen führen hinunter in die Kasematten. Mittlerweile gibt es hier Strom und die Gänge sind beleuchtet. Es riecht modrig. Gabriele misst mehrfach: Überall sind es gerade mal zehn Grad, die Steine sind kalt und feucht. Die Forscher stellen ihre Geräte auf: Mehrere Fotoapparate und eine Infrarot-Videokamera, falls der Geist in einem anderen Wellenspektrum herumspukt. Im Untersuchungskoffer schlummern neben verschiedenen Messinstrumenten auch viele Batterien. „Wenn paranormale Phänomene auftauchen, brauchen sie Energie. Deshalb entladen sich die Akkus der Kameras sehr schnell“, erklärt das Forschungsduo, das hier akribisch nach Dingen forscht, die in der Welt der Wissenschaft nicht existieren. Jeder Teil der Kasematten wird untersucht. Gemessen werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Mit einem „EMF-Checker“ spüren sie nach elektromagnetischen Feldern.
„Je länger man in den Gemäuern ist, desto empfindsamer wird man“, erklärt Gabriele. Es gibt eben auch einen Grusel, den Messinstrumente nicht einfangen können: „Manchmal kann man alles erklären, und manchmal bleibt ein komisches Gefühl zurück. Und auch die Nerven können durchdrehen“, sagen die Forscher.
Notfallhotline
Die Hobbygeisterjäger haben sogar eine Hotline eingerichtet, über die man sie bei „privaten Störungen paranormaler Art“ zur Hilfe rufen. „In 90 Prozent der Fälle ist die eigene Psyche schuld und kein Geist“, räumen die Forscher ein – und legen oft genug den Betroffenen nahe, einen Psychiater um Hilfe zu bitten.
Zurück in die Kasematten: Hier soll jetzt ein „Move-Test“ beweisen, ob ein Geist anwesend ist. Gabriele legt ein Messer aufs Papier und zeichnet den Umriss mit dem Stift nach. „Wenn das Messer später nicht mehr innerhalb der Linien liegt, war ein Geist am Werk.“
Unter dem Mühlenturm befinden sich die tunnelförmigen Gänge aus dickem Mauerwerk, die von etwa vier Metern Erdreich überdeckt werden. Zur Zeit der Festung dienten diese Gewölbe zur Unterbringung von Soldaten und zur Lagerung von Geschützen und Munition. Während des zweiten Weltkrieges waren die Kasematten Schutzräume. Führungen, auch speziell auf Kinder ausgerichtet, bietet die Stadt Geldern an: 02831/398 120. Infos zur Forschungsgruppe gibt es hier.
Plötzlich Stimmen. Kinder, die etwas zu rufen scheinen. Die Forscher lauschen: „Oben führt ein Weg über die Kasematten. Da werden wohl gerade Kinder unterwegs sein“, sagen sie dann. Geister, sagt Gabriele hat sie noch nie gesehen, außer auf Fotos: nebelschwadenähnliche Objekte gesehen, die gewandert seien.
Plötzlich ist es dunkel im alten Gewölbe. Christian hat das Licht ausgeschaltet. Einzig der Kerzenschein erhellt die Gesichter der Beiden. Die Forscher sitzen am Tisch und fragen: „Ist jemand hier? „Wenn, dann gib uns ein Zeichen. Du kannst klopfen?“ Keiner klopft.
Später, beim Zusammenräumen, gibt es doch noch eine Entdeckung. Gabriele ruft plötzlich: „Das scheint mir verwunderlich.“ Ihr Infrarot-Thermometer zeigt 871 Grad an. Christian meldet: „Die Batterien an allen Kameras sind leer. Die Akkus habe ich 24 Stunden aufgeladen.“ Doch klare Beweise für Geister bleiben auch heute aus. „Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Und vieles, das wir versuchen zu erklären“, sagen die Geisterjäger und würden gern weiter Geister suchen: „Am liebsten in alten Schlössern.“