Veröffentlicht inRegion

Vermisste aus Bünde – Polizei räumt Fehler bei Suche ein

Vermisste aus Bünde – Polizei räumt Fehler bei Suche ein

Horror-Fund Bünde.jpg
Foto: Christian Mathiesen/ dpa/ Archiv
Zwei Tage nachdem zwei vermisste junge Männer an einer Landstraße bei Herford tot in einem Autowrack entdeckt wurden, räumt die Polizei schwere Fehler bei der Suche ein. Die Leichen hätten bereits eine Woche früher entdeckt werden können. Die Polizei bewertete Zeugenhinweise falsch – unter anderem.

Herford/Bielefeld. 

Sie waren seit dem 2. November vermisst. Nach einem Discobesuch verlor sich die Spur von zwei Männern aus dem ostwestfälischen Bünde. Erst in dieser Woche wurden ihre Leichen entdeckt – in einem Autowrack an einer Landstraße bei Herford.

Jetzt räumt die Polizei schwere Fehler bei der Vermisstensuche ein und kritisiert „Defizite bei der Verarbeitung von Informationen und der Einsatzwahrnehmung“. Solche Fehler „darf es bei uns nicht geben“, sagt ein Sprecher der Herforder Polizei. Denn Hinweise auf einen Unfall hatte die Polizei bereits in der vergangenen Woche.

So hatte ein Autofahrer per Notrufnummer 110 bereits am 5. November nach dem Verschwinden der Männer ein schwer beschädigtes Ortsschild an der Landstraße L557 in Richtung Bielefeld gemeldet. Vielleicht ein Hinweis auf die beiden Vermissten aus der Region?

Der Notruf kam an dem Mittwoch um 21.08 Uhr an und lief bei der Polizeileitstelle in Bielefeld ein. Der Mitarbeiter am Telefon kannte sogar die genannte Stelle. „Er glaubte jedoch, dass der Schaden von einem älteren Unfall stammte und gab die Meldung nicht weiter“, sagt ein Polizeisprecher in Bielefeld. Eine Fehleinschätzung.

Auto war 54 Meter weit über die Leitplanke geflogen

Am Tag danach fiel Arbeitern des Landesbetriebs Straßen.NRW an der Landstraße eine umgeknickte Warnbake auf – „bei einer Routine-Kontrolle“, wird betont. Die Arbeiter tauschten den Pfosten aus und markierten das zerstörte Ortsschild. Damit es später ersetzt werde. Ein Autowrack sahen sie nicht. Weil die an der Straße verlaufende Leitplanke nicht beschädigt war, schöpften sie zudem keinen Verdacht, dass ein Auto vielleicht jüngst über die Leitplanke geflogen sein und dabei Bake und Schild gerammt haben könnte.

Wieder einen Tag später informierte ein weiterer Autofahrer die Leitstelle der Bielefelder Polizei über das zerstörte Ortsschild. Es war derselbe Beamte am Telefon, wie zwei Tage zuvor. Diesmal setzte er eine Polizeistreife in Bewegung. Die Beamten sahen aber nichts Verdächtiges vor Ort. Eine Woche später räumt die Polizei nun ein: „Sie haben nicht gut genug gesucht“.

Das Wrack lag sieben Meter unterhalb der Straße, eine Böschung hinab. Was die Beamten zu dem Zeitpunkt nicht ahnten: Der blaue Ford Puma der beiden 24 und 25 Jahre jungen Männer war 54 Meter weit über die Leitplanke geflogen und lag 15 Meter von der Straße entfernt, inmitten von dichtem Gestrüpp. „Von der Landstraße aus war nichts zu sehen“, erklärt ein Polizeisprecher.

„Da schimmert etwas blau im Wald“

Mittlerweile waren die Männer aus Bünde bereits sieben Tage vermisst. Die Polizei plante unterdessen für diese Woche Dienstag eine erneute Groß-Aktion auf Basis der Handyortung.

Die Aktion war am Dienstag, dem 11. November, dann auch gestartet worden. Im Einsatz waren ein Polizeihubschrauber und Kräfte einer Polizeihundertschaft, als das nach wie vor verbogen und zerbeult am Straßenrand hängende Ortsschild erneut das Misstrauen eines Autofahrers weckte. Diesmal handelte es sich um einen Bielefelder Polizisten, auf dem Weg zum Dienst. Erneut wurde eine Streife der Herforder Polizei alarmiert – und diese Beamten schauten genauer hin.

Einer der Polizisten stieg die Böschung der Straße hinab und lief um das angrenzende Wäldchen herum. „Dort sah er, dass in dem Laub etwas blau schimmerte“, berichtet ein Polizeisprecher: Es war das Unfallauto mit den Leichen der beiden Vermissten. Auch die Handys der Männer wurden darin gefunden. Sie hatten Positionsdaten gesendet, bis die Akkus leer waren.

Interne Untersuchung bei der Polizei

Die letzten Unklarheiten, etwa zur Todesursache der beiden Männer, sollen nun an diesem Freitag geklärt werden: bei einer Obduktion der Leichen. Die Ermittlungspannen bei der Vermisstensuche werden unterdessen bei der Polizei intern untersucht.

Den Wagen gefunden hätte die Polizei mithilfe der Handyortung übrigens nicht, räumt ein Sprecher ein. „Wegen eventueller Überreichweiten bei den Funkmasten“, sagt er, seien die Daten sehr ungenau gewesen. Die Suchaktion jedenfalls war für den Raum Lemgo geplant. Etwa 20 Kilometer entfernt vom Fundort der Männer.