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Tödlicher Streit um Musik in Straßenbahn: Kantholz-Schläger (29) aus Düsseldorf vor Gericht

Tödlicher Streit um Musik in Straßenbahn: Kantholz-Schläger (29) aus Düsseldorf vor Gericht

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Foto: dpa
  • Ein Vater liegt, schwer getroffen von einem Kantholz, an einer Straßenbahn-Haltestelle
  • Zuvor hatte er sich in der Bahn über die Musik von drei Schülern beschwert
  • Am Donnerstag begann der Prozess wegen Totschlags gegen einen inzwischen 20-Jährigen

Düsseldorf. 

Die Düsseldorfer Straßenbahn-Haltestelle „An der Piwipp“ verwandelte sich vor drei Jahren in ein Meer aus Blumen und Kerzen. Menschen trauerten und hielten Mahnwache für einen 44-jährigen Vater. Ein nichtiger Streit um Musik war in einer Straßenbahn eskaliert. Er endete tödlich.

Getroffen von einem Vierkantholz erlitt der 44-Jährige einen Schädelbruch, lag im Koma und starb Tage später. Seit Donnerstag muss sich ein 20-Jähriger wegen Totschlags vor dem Landgericht verantworten.

Tochter des Toten wollte Einstellung des Verfahrens nicht akzeptieren

Richterin Karin Michalek schloss die Öffentlichkeit von dem Verfahren aus. Der damalige Schüler und sein Verteidiger Joachim Müller berufen sich auf Notwehr. Davon gingen auch die Ermittler der Mordkommission aus. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren damals ein.

Das wollte der Anwalt der Tochter des 44-Jährigen, die durch das Geschehen zur Halbwaise wurde, als Nebenkläger nicht akzeptieren. Wolfgang Steffen gelang es vor dem Oberlandesgericht, den Strafprozess zu erzwingen.

„Komm doch raus!“

Er verweist am Donnerstag vor Prozessbeginn auf den Instagram-Account des Angeklagten, in dem der sich recht martialisch zeige. Außerdem soll er den 44-Jährigen beim Aussteigen aus der Bahn provoziert haben. Ob der Satz lautete: „Komm‘ doch mit raus, wenn du was willst“ oder „Komm‘ doch raus, du Pisser“, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Jedenfalls stürmte der 44-Jährige hinterher, obwohl er eigentlich noch zwei Stationen weiter fahren wollte – das sagen alle Zeugen.Draußen war es dann zu dem fatalen Schlag mit dem Kantholz gekommen, den der damalige Schüler, der sich später mit seinen Freunden der Polizei stellte, nicht bestreitet.

Kantholz hatte ein anderer Fahrgast verloren

Das Holz, so stellte sich damals bei den Ermittlungen heraus, hatte ein anderer Fahrgast in der Bahn verloren. Der damals 17-Jährige hatte es wohl aufgehoben, als sich die Situation zuspitzte.

Die Lebensgefährtin des 44-Jährigen hatte seinerzeit in ihrer Vernehmung eingeräumt, dass ihr Freund nicht nur betrunken, sondern auch aggressiv gewesen sei. Sie habe noch vergeblich versucht, ihn zu beschwichtigen.

Vorher noch mit dem Gürtel zugeschlagen

Die Musik der Jugendlichen sei aus ihrer Sicht auch gar nicht so laut gewesen. Die Prügelei selbst habe sie aber nicht beobachtet. Der 44-Jährige soll seinen Ledergürtel aus der Hose gezogen und mit der Schnalle zugeschlagen haben, bevor ihn das Kantholz an der Schläfe traf. Eine Abwehrverletzung am Finger schien die Notwehrversion des 17-Jährigen zu bestätigen.

Nach seiner damaligen Aussage und der seiner Begleiter hatte er sich umgedreht und zweimal mit dem Kantholz zurückgeschlagen – einmal gegen die Brust und einmal gegen den Kopf.

Doch Notwehr?

Als der Mann zu Boden gegangen war, habe man der zur Hilfe eilenden Freundin noch angeboten, einen Rettungswagen zu rufen, doch die Frau habe ungehalten abgelehnt.

Wenn im Prozess herauskomme, dass es Notwehr gewesen sei, sagt Nebenklagevertreter Steffen, dann müsse die Tochter des Toten mit dieser Entscheidung leben. Das Gericht hat für den Prozess, der am Montag fortgesetzt werden soll, fünf Verhandlungstage angesetzt. (dpa)

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