Veröffentlicht inRegion

Tafeln in NRW sind alarmiert – „Wir kriegen langsam Schiss“

Die Tafeln in NRW stecken in einer absoluten Krise. Spenden fehlen, Mitarbeiter werden krank, Energiekosten steigen…

Tafeln in NRW Beispielbild
© Christian Charisius/dpa

Organspende rettet Leben – und zwar so:

Warum es keinen Grund gibt, keine Entscheidung für oder gegen die Organspende zu treffen, sehen Sie im Video.

Es steht schlecht um die Tafeln in NRW. Zuerst gepeinigt von der Corona-Krise, dann überlaufen von Flüchtlingen aus der Ukraine, stehen die Ausgabestellen im Land vor weiteren Herausforderungen. Die aktuell kritische Zeit mit gestiegenen Preisen bei Lebensmitteln, Sprit und Co. setzt den Tafeln in NRW heftig zu.

Petra Jung, die ehrenamtliche Sprecherin des Landesverbands der Tafeln, sendet nun einen Hilferuf zu Weihnachten: #spendenstattschenken. Petra Jung ist eine von sieben Ehrenamtlichen, die für den Landesverband der Tafeln zuständig ist. Die Sprecherin bekommt schon „kalte Füße“, wenn sie nur an den restlichen Winter denkt.

Tafeln in NRW versinken in Kosten

Die gestiegenen Kosten für Energie abzufedern sei kaum möglich. „Vor allem bei den Spritkosten merken wir das ganz erheblich.“ Denn um Lebensmittel für die Tafeln retten zu können, sind die Mitarbeiter mit Sattelschleppern unterwegs und holen auch Spenden ab. Und auch die Stromkosten explodieren bei dem, was sie in den Kühllagern verbrauchen, förmlich.

Weiter geht es bei der Miete und hört auch nicht bei den Einmalhandschuhen und Knotenbeuteln auf – alles ist teurer geworden. Und das ist nur eines der zahlreichen Probleme. „Wir haben eine irre wachsende Zahl an Kunden“, sagt Jung. Vor Beginn des Ukraine-Krieges waren es noch 350.000, nun schätz sie die Zahl auf über 500.000.

Tafeln in NRW von Kunden überlaufen

Und: „Das hört ja nicht auf, das wird noch mehr“, befürchtet sich die Sprecherin. Viele Tafeln nehmen bereits keine Neukunden mehr auf und müssen sie teils an der Tür abweisen. „Das tut weh“, bedauert die Sprecherin. Sie bekommen eine Nottüte, werden auf eine Warteliste gesetzt. Manche dürfen nur alle 14 Tage kommen.

Tafeln in NRW Sprecherin Petra Jung
Petra Jung, Sprecherin der Tafeln in NRW. Foto: Bozi Rimac

Zum „schlimmen Teufelskreis“ gehört auch der Rückgang der Spenden. Sowohl von den Hauptlieferanten, den Supermärkten und Discountern als auch von privaten Spendern kommt immer weniger. „Wir kriegen langsam Schiss, dass wir bald überhaupt nichts mehr haben“, fürchtet sich die Sprecherin. Da auch die Händler ihre „Rettertüten“ rabattiert verkaufen, kommt bei den Tafeln schon seit einiger Zeit weniger an. Vor allem an frischen Lebensmitteln fehlt es. Fleisch gibt es nur ganz selten.

Tafeln brauchen dringend Spenden

Unter dem Hashtag „Spenden statt Schenken“ bewirbt Petra Jung vor der Weihnachtszeit noch einmal die Spendenannahme bei den Tafeln. „Damit in den Tafeln nicht das Licht ausgeht und der Sprit reicht, um Lebensmittel einzusammeln für Kinder, Senioren und ganze Familien, die sonst schlecht über den Winter kommen.“


Wenn du die Tafel unterstützen möchtest, kannst du an dieses Konto überweisen:

  • GLS Gemeinschaftsbank eG
  • 44789 Bochum
  • IBAN: DE03 4306 0967 4061 8358 00
  • BIC: GENODEM1GLS

Vor allem im neuen Jahr gehen die Spenden meist zurück – sowohl die Geld- als auch die Lebensmittelspenden. Gepaart mit den gestiegenen Preisen sieht Jung den Negativtrend besonders kritisch: „Die Leute sind verhaltener.“ Die Sprecherin versteht, dass die Teuerungen alle treffen und deshalb die Tafeln bei vielen eher hintenanstehen. Darum freut sie sich umso mehr, wenn dennoch weiter gespendet wird: „Wir sind froh über jeden Euro.“ Ein 20er oder mehr wäre aber auch super, sagt Jung und lacht.

Die Hoffnung bleibt

Bei all der Not trösten vor allem die Privatspenden, stellt Jung fest. Erst kürzlich kamen nach Ratingen zwei Damen mit einem Kofferraum voller Weihnachtsmänner: „Das ist süß.“ In Oberhausen haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter ganze 2.000 Päckchen als Weihnachtsgeschenke für die Kinder zusammenstellen können. Und das nur dank der privaten Spender. „Da kriegt man Pippi in den Augen, wenn man sieht, wie die Kinder sich freuen“, zeigt sich die Sprecherin dankbar.


Mehr Nachrichten:


„Wir Tafellaner leben vom Gedanken der Nächstenliebe und der Hoffnung, dass schon irgendwie alles gut wird. Dass das Land uns hilft.“ Und genau dieses Gefühl der Hoffnung möchte sie auch ihren Kollegen und den Kunden vermitteln.