Spargel aus Walbeck erhält EU-Schutzprädikat für Herkunft
In diesem Jahr kommt Walbecker Spargel erstmals „geografisch geschützt“ auf den Markt. Und unter Schirmherrschaft von Birgit Janßen (26). Sie ist Spargelprinzessin des kleinen Dörfchens Walbeck, wo sie in einer Wohngemeinschaft lebt. Und auf ihren Prinzen wartet.
Walbeck.
Meist trinkt sie ja ein Glas Weißwein zum Spargel – ganz klassisch. In diesem Jahr aber könnte Birgit Janßen, Walbecker Spargelprinzessin, eigentlich mal mit Champagner auf das königliche Gemüse anstoßen. Denn Schaumwein gibt’s vielerorts, Champagner aber darf nur aus der Champagne stammen. Wie Walbecker Spargel aus Walbeck. Denn der trägt in dieser Saison erstmals ein „g.g.A“ zu Markte. Das EU-Prädikat „g.g.A“ steht für „geschützte geografische Angabe“. Damit reiht sich Walbecker Spargel ein in illustre Produkte wie Düsseldorfer Senf, Kölsch und die Spreewaldgurke.
Wobei man in Walbeck großräumig denkt: Das Anbaugebiet umfasst nicht nur den Vorort von Geldern, sondern auch Teile von Kevelaer, Weeze und Goch. Kurz: Alles, was bis zum Johannistag sein Köpfchen zwischen Landesgrenze, A57 und A40 aus dem Boden reckt, läuft Gefahr, als Walbecker Spargel gestochen zu werden.
Statt mit Schmuggel mitSpargel Geld verdienen
Wer Glück hat, kann seine Stangen direkt bei der Prinzessin kaufen: Birgit Janßen ist für die Walbecker, die seit 15 Jahren ihre Spargelprinzessin küren, ein echter Glücksfall: Sie ist auf dem Spargelhof großgeworden, den heute ihr Bruder Dirk führt und steht dort gelegentlich im Hofladen. Bei Janßens wird Spargel schon fast seit der Zeit angebaut, als Major Kleine-Walbeck in den 20er Jahren ausprobierte, ob der sandige Boden rings um sein Schloss und das Dörfchen nicht vielleicht doch irgendwas Gewinnbringendes hervorbringen könnte. Um so vielleicht dafür zu sorgen, dass die Walbecker statt mit Schmuggel auch mal mit ehrlicher Arbeit ihr Geld verdienen können.
Mittlerweile klappt ganz gut: rund 16 Euro das Kilo wird der Spargel kosten, schätzt Dirk Janßen. Und ein guter Spargelbauer sorgt dafür, dass das Gemüse die ganze Saison bis zum 24. Juni einigermaßen gleichmäßig sprießt: Unterm Minitunnel kommt der erste Spargel, kurz danach die Stangen unter schwarzer Folie, danach der Spargel unter weißer Folie. Eine agrarische Tüftelei. Wie die Saison 2014 wird, ist offen. „Spargel braucht eigentlich zehn bis 14 Tage Frost bis minus fünf Grad“, sagt Bauer Janßen. Den gab es nicht. Und jetzt darf das Frühjahr auch nicht zu heiß werden, dann werden die Stangen zu schnell holzig.
Egal, was mit dem jungen Gemüse ist, für Birgit Janßen wird es je eine großartige Spargelsaison. Die 26-Jährige wurde im August letzten Jahres gewählt, hat sich seitdem eigens ein Prinzessinnenkleid gekauft – dafür gibt es von der einzigartigen Spargelbauerngenossenschaft einen kleinen Etat – und war mit Charme und Schärpe schon auf der grünen Woche in Berlin.
Bis zum Ende der Saison stehen noch 40 Termine auf dem Programm. Höhepunkt ist das Spargelfest am 4. Mai. So schmilzt der Jahresurlaub dahin, mehr als eine Woche Ibiza zur Erholung ist da anschließend nicht mehr drin.
Arbeiten im Schloss.wohnen in der WG
Zumal sie vor ihrer Arbeit morgens schon Spargel ausliefert. Dazwischen stehen die normalen Arbeitstage als Kauffrau an. Immerhin in einem Schloss, wie es sich für eine Prinzessin gehört: Sie ist im Großhandel tätig, der Pflanzen für Gärtnereien und Gartencenter aus aller Herren Länder nach Deutschland bringt – und der deutsche Firmensitz ist auf Schloss Wissen bei Weeze.
Dort spinxen die Kollegen schon mal aufs schicke Kleid, wenn’s zum Fototermin über die Brücke des Wassergrabens in den Innenhof geht. Muss ja keiner wissen, dass die Prinzessin eigentlich in einer Wohngemeinschaft mit zwei weiteren Frauen lebt. Durchaus ungewöhnlich für das 4500-Seelendorf. Doch die Spargelprinzessin hat noch keinen Prinzen gefunden, der sie auf ihr Schloss entführt hätte.