Seit 35 Jahren ist der Münchener auf der Düsseldorfer Rheinkirmes. Natürlich auch in diesem Jahr, wenn die Kirmes am kommenden Freitag eröffnet wird.
Düsseldorf.
Mitte Juni kamen die ersten, mit ihren Lastern und Wohnwagen, dem ganzen Equipment und der Technik und natürlich mit ihrem Team. Dann wurden es immer mehr. Jetzt sind fast alle da, und auf den Rheinwiesen zwischen Oberkasseler- und Rheinkniebrücke ist ein ganzes Dorf entstanden. Ein Dorf, das an einigen Stellen in den Himmel wächst, die Türme heißen Hangover oder Power Tower und verheißen Kreischabenteuer.
3500 Leute aus ganz Deutschland leben hier auf Zeit – mit Mann, Frau, Kind und Hund. Vor einem Wohnwagen stehen Blümchen. Wer Mittag essen möchte, geht in die Kantine, die Jüngsten werden in einem eigenen Kindergarten betreut, und die Post wird auch pünktlich zugestellt. Alltag der Schausteller, kurz vor der großen Sause: Die beginnt in knapp einer Woche, dann muss alles, an dem derzeit noch mit großem Gerät oder in filigraner Feinarbeit gebaut, geschraubt und gewerkelt wird, bereit sein fürs große Publikum. Denn dann strömen sie millionenfach in das kleine Dorf am Flussufer. Dann ist wieder Rheinkirmes.
Für Siegfried Kaiser ist Kirmes keine Attraktion, sondern Normalität. Sie ist sein Beruf, ein wunderbarer Beruf, wie er aus tiefer Überzeugung sagt: „Ein wirklich schönes Leben.“
Auch wenn es etwas uncharmant klingt: Der 66-Jährige gehört fast schon zum Inventar der Düsseldorfer Kirmes. Seit 35 Jahren kommt der Münchener mit seinen Fahrgeschäften auf die Festwiese in Oberkassel. Ganz am Anfang war er mit dem „Traumboot“ hier, das hat er später an einen Freizeitpark in Kolumbien verkauft. Jetzt hat er den „Skater“ dabei, auf sechs Lastwagen wurde das Teil nach Düsseldorf geschafft, mit fünf Mitarbeitern baut es Kaiser auf.
Zwischendurch hat er etwas Zeit und lädt in sein „Haus auf Rädern“ ein, das nur ein paar Meter vom „Skater“ entfernt liegt. Gemütlich ist es hier, schön und komfortabel. Das soll auch so sein, „schließlich sind wir ja von März bis November unterwegs“.
Auch Sohn und Enkel sind vor Ort
Wir – das sind nicht nur Kaiser und seine Frau. Wir – das umfasst die ganze Familie, denn auch die drei Kaiser-Kinder sind Schausteller geworden. Sohn Sascha betreibt auf der Rheinkirmes eine Raftingbahn, und auch Enkel Willy hat schon sein eigenes Fahrgeschäft, den „Predator“, auch zu ihm sind es nur ein paar Schritte. Drei Schaustellergenerationen auf einer Kirmes. Für die Kaisers nichts Besonderes. „Ich bin mit dem Leben auf Reisen groß geworden“, erzählt der urige Mann aus München, der übrigens mit Paul Breitner zur Schule ging.
Siegfrieds Eltern hatten einen Zirkus, später sattelten sie auf Kirmes um. Sie sind ganz schön herumgekommen, haben eine Menge erlebt, außergewöhnliche Persönlichkeiten getroffen.
Kaiser zeigt Fotos von seinem Vater neben Königin Elizabeth von England, neben Max Schmeling, und dann gibt es da noch das Bild von dem jungen John Lennon, wie er in Hamburg auf einem Wagen sitzt, mit der Gitarre in der Hand. Auch das haben die Eltern erlebt. Ruhe kennt ein solches Leben nicht. Urlaub? „War ich mit meiner Frau in all den Jahren zwei Mal.“ Ist ja nicht so, als wäre man sonst nicht genug unterwegs. Von Düsseldorf aus geht es für den 66-Jährigen weiter nach Dachau, Regensburg, München, Karlsruhe, Münster. „Und im Dezember sind wir immer in München auf dem Weihnachtsmarkt.“ In dieser Zeit wohnen die Kaisers dann in ihrem anderen Haus, in dem ohne Räder.
Die Düsseldorfer Rheinkirmes öffnet in diesem Jahr vom 15. bis 24. Juli. Der St. Sebastianus Schützenverein 1316 ist Ausrichter der Kirmes, die mit dem Schützenfest verbunden ist. Am 15. und am 22. Juli gibt es jeweils ein nächtliches Feuerwerk. Nähere Programminfos: www.groesstekirmesamrhein.de