In der Pubertät schießen Teenagern die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf: Sexualität, Stress in der Schule und mit Eltern. Das alles, während der Körper plötzlich verrückt spielt. Über Religion zerbrechen sich jedoch die wenigsten ihren Kopf. Theresa Klasen aus Witten (Ruhrgebiet) war da anders.
Als Theresa Klasen 15 Jahre alt ist, entscheidet sie sich zum Islam zu konvertieren. Zusammen mit Mutter Dorothee Klasen schildert die inzwischen erwachsene Frau aus dem Ruhrgebiet gegenüber DER WESTEN, wie sie zu diesem Wandel gekommen ist und wie ihre Familie auf die Entscheidung reagierte.
Ruhrgebiet: Eine Erfahrung verändert alles
Es war das Jahr 2015, als hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland strömten. Nie zuvor suchten so viele Menschen hier Schutz. Viele von ihnen kamen zunächst in Flüchtlingslagern unter. Unter ihnen auch zahlreiche Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan.
Dorothee Klasen ist auch vor Ort. Sie ist Deutsche, doch sie will den Geflüchteten helfen – so auch ihre 13-jährige Tochter Theresa Klasen. Für den Teenager ist diese Erfahrung der Anfang einer großen Reise, um zu sich selbst zu finden.
„Da hat es angefangen, dass ich mich für andere Kulturen interessiert habe“, berichtet die heute 20-Jährige. Zwei Jahre lang setzte sich die Teenagerin intensiv mit dem Christentum und dem Islam auseinander, ehe sie die Entscheidung traf, zum Islam zu konvertieren.
Dafür war für sie ein Punkt ausschlaggebend gewesen: „Mich hat beim Christentum die Dreifaltigkeit gestört. Ich habe das Konzept nie verstanden, das wurde mir nie erklärt. Wenn es doch nur einen Gott gibt, warum gibt es das dann? Beim Islam gibt es nur einen Gott. Jesus ist zum Beispiel beim Islam nicht der Sohn Gottes, sondern ein Prophet. Das hat für mich mehr Sinn gemacht.“
Ruhrgebiet: Familie reagiert geschockt: „Ich bin aus allen Wolken gefallen“
Für die christliche Familie von Theresa Klasen war die Nachricht zunächst ein Schock: „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das erfahren habe“, gesteht ihre Mutter Dorothee Klasen im Gespräch mit DER WESTEN.
Dabei habe ihr vor allem das Tragen des Kopftuchs Sorgen bereitet: „Das war eine Horrorvorstellung ehrlich gesagt für mich. Vor allem, weil ich Angst hatte, wie die Gesellschaft auf sie reagiert. Es war sehr schwierig, da wir durch die Flüchtlingswelle auch sehr viele negative Berichterstattung gesehen haben. Viele Gräueltaten durch religiös fehlorientierte Menschen schürten bei vielen Menschen Vorurteile.“
Diese Angst habe sich laut Theresa jedoch nicht bestätigt: „Ich habe ehrlich gesagt noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn dann wundern sich die Leute eher, weil sie merken, dass ich gut deutsch spreche. Die jungen Leute sind da total unkompliziert, das ist total unwichtig. Aber es sind die älteren Generationen, die haben mit Frauen, die ein Kopftuch tragen, oftmals ein Problem.“
Damals habe die Familie jedoch gedacht und auch ein wenig gehofft, dass es sich nur um eine „Phase“ handle. Doch Theresa hielt an ihrem neuen Glauben fest und schon bald erkannte auch die 56-Jährige Mama darin eine Chance.
Ruhrgebiet: Mutter und Tochter lernen sich nochmal ganz anders kennen
Gemeinsames Lesen im Koran oder ein Besuch in der Moschee brachten Mutter und Tochter am Ende noch näher zusammen. Auf denselben Nenner kommt das ungleiche Duo deshalb dennoch nicht immer.
Mutter Dorothee Klasen erinnert sich da an einen ganz bestimmten Tag: „Da war Ramadan und Theresa konnte zu einer bestimmten Zeit erst etwas essen. Ich hatte gekocht und mir viel Mühe gegeben, um was Leckeres zu zaubern. Das Essen war dann zehn Minuten fertig, bevor sie hätte essen dürfen. Und es hat einen Riesen-Krach gegeben, weil ich nicht verstanden habe, warum sie jetzt diese zehn Minuten noch warten musste. Sie hat sich aber strikt geweigert und das Essen war dann natürlich kalt.“
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Ramadan ist bei Muslimen vergleichbar mit der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern bei Christen. Während des Fastenmonats verzichten gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Doch auch gemeinsame Feste sind der Familie nach wie vor wichtig. So wird Weinachten auch heute noch zusammen gefeiert.
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Am Ende des Tages ist Dorothee Klasen stolz auf ihre Tochter, weil sie schon in so jungen Jahren weiß, was sie will und für ihre Überzeugungen einsteht. Diskussionen gehören für das Tochter-Mutter-Duo inzwischen einfach zum Alltag dazu.