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Ruhrgebiet: Schule schafft Unterricht und Noten ab – und kassiert mächtig Kritik! „Total bescheuert“

In einer Ruhrgebietsstadt wird jetzt das Schulsystem revolutioniert. Doch das stößt bei einigen Anwohnern auch auf großen Unmut.

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NRW zählt insgesamt über 5.100 Schulen. Viele davon dürften im Ruhrgebiet liegen. Und wer hier an das klassische Schulsystem mit Frontalunterricht und Noten denkt, der wird in Herne jetzt eines Besseren belehrt.

Denn die Erich-Fried-Gesamtschule in Herne hat als erste Schule im Ruhrgebiet nicht nur den klassischen Unterricht, sondern auch die Vergabe von Noten abgeschafft. Davon berichtet jetzt die „WAZ“. Während das bei Schülern und Lehrern für Jubelrufe sorgt, sind andere Menschen aus dem Revier so gar nicht begeistert von dem neuen Schulkonzept.

Ruhrgebiet: Schüler können selbstbestimmt lernen

An der Herner Gesamtschule wird ab Sommer nächsten Jahres alles bislang Gewohnte komplett auf den Kopf gestellt. Künftig wird es im „Lerndorf Holsterhausen“ keinen Unterricht, keinen Stundenplan, keine Klassen und in den ersten vier Jahren auch keine Noten mehr geben. Auslöser der drastischen Maßnahme sollen eine Fülle an Frustrationserlebnissen gewesen sein. „Man stößt aufgrund des Systems häufig an seine Grenzen. Das frustriert“, sagt Anders Krosch, Didaktischer Leiter an der Schule. Und das beträfe Schüler und Lehrer gleichermaßen. Aber wie genau darf man sich das neue Konzept vorstellen?

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Schüler sollen ihre Lernfortschritte künftig selbst in der Hand haben. Auf schuleigenen Tablets können sie auf Lernpakete zugreifen und selbst entscheiden, ob sie in vier Unterrichtsstunden am Vormittag lieber Mathe, Englisch oder Deutsch machen möchten, berichtet die „WAZ“. Klassischen Frontalunterricht mit einem Lehrer vor der Tafel gäbe es keinen mehr. Stattdessen würden Fachlehrer künftig als Lernbegleiter für „Input“-Runden zur Verfügung stehen, in denen interessierten Schülern in 20 bis 30 Minuten Inhalte vermittelt würden.

Menschen im Ruhrgebiet zeigen sich skeptisch

Jedes Kind und jeder Jugendlicher muss ein digitales Aufgabenpaket bewältigen. Wird ein Paket mit 80 Prozent der Punkte abgeschlossen, wird das nächstschwierigere Paket freigeschaltet. So könne jeder Schüler ganz individuell an sein eigenes Lernniveau und Lerntempo angepasst, weiterlernen. Doch im Netz stößt das neue Schulsystem der Herner Schule auf große Skepsis.



„Es ist wirklich schade, dass somit keine Gesamtschule in Herne (!) mit so einem guten Ruf mehr zur Verfügung steht. Dies ist allerdings nur meine Meinung und ich bin sehr skeptisch, ob dieses neue Konzept wirklich funktioniert“, wird etwa eine Anwohnerin deutlich. Ein anderer formuliert es wesentlich drastischer: „Das ist total bescheuert. Wir können auch gleich die Schulpflicht abschaffen.“


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Andere dagegen zeigen sich durchaus optimistisch, dass das neue Schulsystem Früchte tragen könnte. „Da dort viel auf Freiwilligkeit liegt, werden Schüler ohne vernünftiges Elternhaus abgehängt, für interessierte Schüler mit funktionierendem Elternhaus kann dies eine gute Option sein“, kommentiert so etwa ein Mann. „Unser Schulsystem ist völlig veraltet und einfach Scheiße. Es wird Zeit, neue Wege zu gehen. Das Konzept des freiwilligen Lernens gibt es ja schon lange und funktioniert tatsächlich sehr gut. Man kann es sich nicht vorstellen, aber es ist tatsächlich so. Ich bin sehr gespannt und glaube, dass es eine sehr gute Idee ist“, findet eine andere Hernerin.

Welche weiteren Neuerungen mit dem neuen Schulsystem im Ruhrgebiet einhergehen und was künftig an der Gesamtschule außerdem zu erwarten ist, das liest du in diesem Artikel der „WAZ“ >>>.