Dicke Geschwulste, verstümmelte Körperteile und liegen gelassene Kadaver von Schweinen – mit diesen Bildern schockierten Tierschützer. Entstanden seien die Aufnahmen auf sieben Zulieferbetrieben in NRW der Firma Westfleisch.
Nachdem die Missstände auf den Betrieben in den Kreisen Lippe, Höxter, Paderborn, Warendorf, Steinfurt und Borken in NRW sowie Landkreis Hameln-Pyrmont (Niedersachen) vermeintlich aufgedeckt wurden, hat Westfleisch reagiert. Allerdings nicht so wie die Tierschützer es erwartet hätten.
NRW: Heftige Aufnahmen zeigen misshandelte Schweine
„Die Bildaufnahmen zeigen katastrophale Zustände, so sind kranke, blutende, verletzte, sterbende und tote Tiere in allen sieben Stallungen zu sehen“, empört sich Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom „Deutschen Tierschutzbüro“.
Versteckte Kameras sollen aufgezeichnet haben, wie Schweine teilweise mit Elektro-Schockern misshandelt wurden. „Die Aufnahmen sind kaum zu ertragen“, so Peifer in einer Pressemitteilung (Weitere Einzelheiten hier). Inzwischen habe der „Deutsche Tierschutzbund“ gegen alle sieben Betriebe Strafanzeige gestellt.
SO reagiert der Fleischkonzern
Westfleisch, der zu den größten Schweineschlachtern Deutschlands zählt, hat mittlerweile reagiert und alle Hofportraits auf der Website gelöscht. Zuvor schauten einem vor dem Bildschirm freundliche Bauern mit glücklichen Ferkeln auf dem Arm an. „Anstatt wirkliche Konsequenzen zu ziehen, ändert Westfleisch nun lediglich ihre Kommunikation“, kritisiert Peifer und ergänzt: „Ich halte das für ein Schuldeingeständnis, sonst würde man nicht die angeblichen Vorzeigebetriebe von der Website nehmen“.
Die Tierschützer fordern von Westfleisch die Zusammenarbeit mit den Skandalbetrieben einzustellen, Tierquälerei zu beenden und Verantwortung zu übernehmen. Auf dpa-Anfrage äußerte sich das Unternehmen wie folgt: „Die Aufnahmen machen auch uns betroffen.“ Westfleisch wolle den Vorwürfen „mit aller Entschiedenheit“ nachgehen und aufklären. Doch vorher keine voreiligen Schlüsse ziehen: „Bis zur endgültigen Klärung aller Vorwürfe behalten wir uns sanktionierende Maßnahmen bis hin zur Kündigung der Lieferverträge vor.“
Der Fleischkonzern will nun jeden Betrieb einzeln kontrollieren. Westfleisch werde außerdem sein Kontrollnetz erweitern. Transport- und schlachtunfähige Tiere würden grundsätzlich nicht zur Schlachtung angenommen.
„Angezeigte Verstöße in vier von sechs Fällen bestätigt“
Aus dem NRW-Landwirtschaftsministerium hieß es, bereits im Frühsommer seien bei den betroffenen Kreisen anonyme Hinweise auf tierschutzrechtliche Verstöße eingegangen. Es habe danach unangekündigte Kontrollen gegeben. „Dabei haben sich die angezeigten Verstöße in vier von sechs Fällen bestätigt“, berichtete ein Sprecher in Düsseldorf.
Es handele sich überwiegend um Verstöße beim Umgang mit kranken oder verletzten Tieren – etwa nicht erfolgte tierärztliche Behandlungen oder Nottötungen oder auch eine unterbliebene Separierung dieser Tiere. Die Behörden sorgten laut Ministerium dafür, dass die Zustände beseitigt wurden. Auch Bußgeldstrafen seien verhängt worden. (cg mit dpa)