Gewalt an Schulen in NRW ist keine Seltenheit, wie eine Umfrage des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen (PhV NRW) ergab. Sabine Mistler, Vorsitzende des PhV NRW und selbst Lehrerin, berichtet von einigen schlimmen Beispielen, die aufhorchen lassen…
Sie selbst musste bislang nie Erfahrung mit Gewalt in der Schule machen – doch immer wieder bekommt Mistler von ihren Kollegen aus NRW einige schlimme Beispiele erzählt. Und die Zahlen unterstreichen das:
Fast die Hälfte (47 Prozent) aller befragten Lehrer an Gymnasien und mehr als ein Dreiviertel (76 Prozent) der befragten Lehrkräfte an Gesamtschulen waren in den vergangenen Jahren schon einmal persönlich von Gewalt betroffen. Insgesamt 1.500 Lehrkräfte beteiligten sich an der Umfrage.
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Schulleiter von Vater in NRW attackiert
„Jetzt muss man natürlich schauen: Wie definiert man Gewalt? Das ist ganz wesentlich. Schwerpunktmäßig geht es unserer Umfrage nach, an Gymnasien und Gesamtschulen eher um verbale Gewalt, also beispielsweise Beschimpfungen und Bedrohungen“, erklärt Mistler, die selbst 30 Jahre lang als Englisch- und Sportlehrerin arbeitete. Von ihren Kollegen hat sie schon einige erschütternde Storys gehört.
„Ein Schulleiter aus unserem Verband ist vor einigen Monaten von einem Schülervater bei einem Sponsorenlauf tätlich angegriffen worden. Erst wurde er verbal und dann auch so körperlich attackiert, dass er einige Tage nicht dienstfähig war. Das sind tatsächlich Ausnahmesituationen, aber es ist die Zunahme an fehlendem Respekt und weniger Anerkennung der Lehrer-Autorität“, ist sich Mistler sicher.
Schüler droht im Internet seine Lehrerin zu enthaupten
Doch Lehrer müssen sich nicht nur beschimpfen und bedrohen lassen: Gymnasiallehrkräfte bekommen es nicht selten auch mit Cyber- und Online-Mobbing zu tun (13 Prozent), während Gesamtschullehrer über Sachbeschädigung (12 Prozent) klagen.
Einen besonders heftigen Fall, der im Internet stattfand, schildert Mistler. Demnach habe ein Siebtklässler einer Lehrerin gedroht, sie umzubringen und zu enthaupten – wie es damals auch in Frankreich getan wurde! Zu Erinnerung: 2020 wurde der französische Lehrer Samuel Paty auf offener Straße von einem mutmaßlichen Islamisten enthauptet. Vor der Tat wurde gegen den Lehrer im Internet gehetzt, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohamed zeigte.
Social Media mitverantwortlich für gestiegenes Gewalt-Potenzial
„Die Androhung von Tötung ist kein Einzelfall“, berichtet Mistler. Aus Sicht der 58-Jährigen trägt auch der übermäßige Konsum von Social-Media viel zum Gewaltpotenzial unter Kindern und Jugendlichen bei. „In den sozialen Medien wird Gewalt oft verherrlicht. Die jungen Menschen werden so an vermeintliche Gewalt-Ideale herangeführt und verlieren eher ihre Hemmungen.“
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Unter anderem deswegen fordert Mistler: „Wir brauchen deutliche Unterstützung. Ich weiß, dass das sehr schwer ist, weil eben viel Personal fehlt. Es fehlen uns Sozialarbeiter und Schulpsychologen, die wir als unterstützende Kräfte wirklich dringend brauchen.“