Nein, die Inflation hat damit nichts zu tun, und auch kein lukrativ klingendes Schneeballsystem. Tatsächlich geht es um das Thema psychische Gesundheit. Ein Verein aus NRW warnt Menschen mit psychischen Belastungen und Problemen vor einer alternativen Methode.
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Klar, auf einen Psychotherapie-Platz müssen Betroffene im Durchschnitt ein halbes Jahr warten, so eine Studie der Uni Mainz. Doch stattdessen auf sogenannte „Life Coaches“ auszuweichen, kann mitunter nicht nur ein großes Loch ins Portemonnaie fressen, sondern auch noch schädlich für die eigene Gesundheit sein, wie die Sekten-Info NRW appelliert.
NRW Sekten-Info warnt vor Life Coaches
Life Coaches werden immer beliebter. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Therapieplätze sind rar, die Wartezeiten lang und die Unsicherheiten in der Bevölkerung wachsen weiter. Die Google-Suchanfragen zu Life Coaches gingen dieses Jahr durch die Decke – laut dem Unternehmen gab es einen Anstieg von 50 Prozent.
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Doch beliebt ist nicht gleich gut. Die Sekten-Info NRW warnt vor unqualifizierten Coaches, die nur auf den Zug aufspringen und sich an ihren Klienten eine goldene Nase verdienen wollen. „Das ist eine Entwicklung, die wir hier auch mit Sorge beobachten“, erklärt Uta Bange, psychologische Beraterin und Referentin im Verein gegenüber dem NDR. „Viele Coaches haben gar keine richtige Coaching-Ausbildung und schon gar keine psychologische therapeutische Ausbildung.“
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Dennoch würden sie teils grenzwertige psychologische Praktiken ausüben und ihren Klienten damit Schaden zufügen. „Das kann im Einzelfall auch zu einer psychischen Destabilisierung führen. Und dann ist das schon sehr fahrlässig“, warnt Bange.
Sekten-Info NRW warnt vor Kostenfalle
Bei den Life Coaches seien mitunter viele Ähnlichkeiten zu Sekten zu erkennen. Im Internet würden Aufnahmen von Veranstaltungen mit teils Tausenden Menschen im Umlauf sein, die völlig euphorisch drauf seien. „Das führt dann wiederum dazu, dass sie Seminare besuchen“, erklärt Bange.
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Manche sogenannten Life Coaches würden ihre Klienten wie Anhänger an sich binden und von sich abhängig machen. „Dann macht man noch mal ein paar Jahre weiter oder investiert noch mehr Geld. Da kann man wirklich sagen, das ist wie bei anderen Süchten auch, wie bei Drogen.“ Teils würden Klienten bis zu 100.000 Euro für die „Seminare“ ausgeben.
Regierung stellt Problem hintenan
Eine politische Ahndung dieser fragwürdigen Coachingangebote ist nicht in Sicht. Vor zwanzig Jahren hatten Initiativen ein Verbraucherschutzgesetz für die Teilnehmer gefordert, waren jedoch gescheitert. Zudem hat die Bundesregierung ihre Informationsstelle für „sogenannte Sekten- und Psychogruppen“ von fünf auf 0,7 Stellen reduziert, wie der NDR berichtet. Offenbar zählen Coaching-Opfer nicht zu den Prioritäten der Regierung.
Mehr zu dem Thema konntest du bei der Sendung „Reschke Fernsehen“, die am Donnerstag (23. November) im Ersten lief, erfahren – oder in der ARD Mediathek.