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Führerschein in NRW: Politiker wollen Regeln komplett umkrempeln – Fahrlehrer auf 180

Könnte die Ausbildung zum Führerschein in NRW schon bald ganz anders aussehen? Politiker haben dazu eine klare Meinung.

Steht den Fahrschulen in NRW bald eine große Änderung bevor?
© imago images/Future Image

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In NRW wird es immer teurer, den Führerschein zu machen. Laut einer im Januar 2024 durchgeführten Umfrage der „MOVING International Road Safety
Association“ liegen die Kosten für einen Klasse B-Führerschein in Deutschland bei durchschnittlich 3.070,00 Euro. Das sind satte 11 Prozent mehr als noch im Vorjahr!

Gründe dafür gibt es viele. Zum einen sind in den den Fahrschulen selbst sind die Betriebskosten deutlich gestiegen. Zudem hat der rückläufige Fahrlehrermangel
zu höheren Personalkosten geführt und externe Dinge wie Treibstoffpreise oder Kfz-Versicherungen sind ebenfalls teurer geworden. Um dem entgegenzuwirken, fordert die CDU eine drastische Wende. Dazu gehört unter anderem die verstärkte Nutzung von Fahrsimulatoren bei der Praxisausbildung (lies hier mehr darüber <<<).

Doch wie sehen Fahrlehrer diese Entwicklung? DER WESTEN hat nachgefragt.

NRW: Einsatz von Fahrsimulatoren beim Führerschein?

In einer Stellungnahme berichtete der Fahrlehrerverband Westfalen e.V. von dem Einsatz von Fahrsimulatoren in der praktischen Führerscheinausbildung. Schon heute würden diese in vielen Fahrschulen eingesetzt werden. Dabei sitzt der Fahrschüler an einem Bildschirm, auf dem der Verkehrsverlauf simuliert wird. „Der Einsatz eines Simulators unterstützt unter Umständen hilfreich die erforderlichen Anfangskenntnisse, welche sich in den ersten Fahrstunden positiv beim Anfahren, Anhalten sowie beim Schalten auswirken können“, findet der Fahrlehrerverband Westfalen.


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Doch die Vorteile seien eben nur für die ersten Anfangskenntnisse hilfreich. Auf die Frage, ob die Verkehrsrealität durch einen Simulator ersetzbar ist, fällt die Antwort der Experten aus NRW sehr deutlich aus. „Nur auf der Straße selbst erschließt sich dem/der Fahrschüler/-in ein Gefühl der Wirklichkeit.“ Insbesondere Dinge wie Fliehkräfte oder Geschwindigkeit sowie das Verhalten bei Drängeln, dichtem Auffahren oder plötzlich auftretendem Stau „sind nur einige weitere Fahrerlebnisse, die sich im Simulator so nicht darstellen und somit nicht vermitteln lassen.“

Wird in NRW so die Fahrschule der Zukunft aussehen?
Wird in NRW so die Fahrschule der Zukunft aussehen? Foto: IMAGO/Funke Foto Services

Immense Kosten

Die verstärkte Nutzung von Fahrsimulatoren bei der Praxisausbildung soll laut Union am Ende zu einem günstigeren Führerschein führen. Doch auch das sieht der Fahrlehrerverband Westfalen ein wenig anders. Gerade für kleinere Fahrschulen dürfte die Anschaffung von mehreren Simulatoren „ein unlösbares Hindernis“ bedeuten. Vor allem die häufig anzutreffenden „Einmann/- frau“ Fahrschulen dürfte eine solche immense Anschaffung deutlich überfordern. Im Umkehrschluss dürfte dies zu einem Rückgang der selbständig betriebenen Fahrschulen führen, wie der Verband befürchtet.


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Auch die gewünschte Reduzierung von Fahrzeugen in den Fahrschulen wird sich nur bedingt kostenentlastend auswirken, wie die Experten prognostizieren, denn selbst bei einer Verlagerung der Ausbildungsstunden auf Fahrsimulatoren müssten entsprechende
Ausbildungsfahrzeuge in der Fahrschule vorhanden sein.

Im Hinblick auf das Finanzielle äußert sich der Verband daher deutlich: „Die für die Anschaffung von Simulatoren notwendigen Mittel, dürften den Preis einer einzelnen Simulator Stunde deutlich steigern.“ Erst ab einer Anzahl von 35 Simulator Stunden würde sich eine Einsparung von den der Union benannten 1.000 Euro einstellen. „Das würde bedeuten, dass etwa 35 Stunden auf einem Simulator und 5 Fahrstunden im realen Straßenverkehr absolviert werden müssten. Diese für die Verkehrssicherheit sicher nicht zielführende Umsetzung erschließt sich uns in Gänze nicht“, ist das abschließende und deutliche Fazit des Fahrlehrerverbandes Westfalen. Auch andere Fahrschulen dürften dieser Auffassung zustimmen.