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Nach dem Kronkorken-Prozess: Warum plötzlicher Reichtum (fast) jede Freundschaft zerstört

Nach dem Kronkorken-Prozess: Warum plötzlicher Reichtum (fast) jede Freundschaft zerstört

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Foto: imago
  • Im Prozess um den Gewinn, der unter einem Kronkorken steckte, haben sich fünf Freunde völlig zerstritten
  • Ist es das wert? Kommt das öfter vor?
  • Ein Psychologe erklärt

Arnsberg/Essen. 

Sie starteten als Freunde in den Kurzurlaub – und endeten völlig zerstritten vor Gericht. Der Stein des Anstoßes: ein Kronkorken auf dem Tisch.

Nicht irgendein Kronkorken allerdings. Sondern der Gewinner-Kronkorken eines Brauerei-Gewinnspiels. Der war nämlich einen 28.500 Euro teuren Audi A3 wert.

Gewinner muss Freundin auszahlen

Einer der Freunde nahm das Blech an sich und tauschte es gegen das Auto ein. Später verklagte eine Freundin den Schmallenberger auf ein Fünftel des Geldes, den der Wagen wert war.

Mit Erfolg, denn das Landgericht Arnsberg urteilte am Donnerstag, dass der Autobesitzer seine Freundin auszahlen müsse. Die Begründung: Alle hätten sich vor dem Urlaub gemeinsam darauf geeinigt, dass die Kosten gemeinsam getragen werden. Also stehe auch allen der gleiche Anteil am Gewinn zu.

Die finanziellen Streitigkeiten sind also erstmal (zwangsweise) beigelegt. Aber: Das Tuch zwischen den Freunden ist wohl erstmal zerschnitten.

Geld oder Freund? Eine Frage des Motivsystems

Sind knapp 30 Riesen eine Freundschaft wert? Ist Geld das Kryptonit jeder Freundschaft, wie die Schwachstelle von Superman?

Nicht zwingend, sagt Psychologe Sebastian Bartoschek aus Herne. „Aber leider ist das kein ungewöhnlicher Fall.“

Denn immer, wenn sich schnell etwas verändert, würden die „Motivsyteme“ der Menschen deutlich. Also das, was ihnen am wichtigsten ist – und was weniger bedeutsam.

Heißt für den Kronkorken-Streit: Plötzlich lag sie da vor allen auf dem Tisch, die Chance auf ein kleines Vermögen. Dem „Gewinner“ war Geld offensichtlich wichtig. Das muss ihm vorher nicht mal so klar gewesen sein. Aber in diesem Moment griff er zu.

Freundschaften zerbrechen an Ungerechtigkeit

Die Freunde müssen sich übervorteilt gefühlt haben. „Gerade wenn es um Geld geht, ist die wahrgenommene Gerechtigkeit ein großer Faktor“, sagt Bartoschek.

Zum Beispiel gebe es innerhalb von Cliquen immer dann Unruhe, wenn sich die Gehaltsstrukturen ändern. Wobei jüngere Bande dafür anfälliger seien als Sandkastenfreundschaften. „Alte Freundschaften sind belastbarer.“

Bei unseren fünf Freunden im Kurzurlaub komme noch ein Faktor hinzu. Jeder von ihnen könne da das Gefühl gehabt haben: „Ich hätte den Kronkorken ebenso gut finden können.“

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