Köln will „Wasserbusse“ über den Rhein pendeln lassen
Straßen verstopft, Busse und Bahnen zur Rushhour voll: Kölns Stadtverwaltung soll ein Konzept für Wasserbusse auf dem Rhein entwickeln.
Köln.
Der Rhein soll Teil des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) in Köln werden – auf welche Weise genau, dazu soll die Stadtverwaltung jetzt Vorschläge entwickeln. Der Rat der Stadt hat sie beauftragt, ein „regionales Wasserbus-Liniensystem“ zu entwickeln, das stufenweise realisiert werden kann. „Dabei ist der Begriff ‘Wasserbus’ möglicherweise irreführend“, räumt Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, im Gespräch mit unserer Redaktion ein. Denkbar seien auch kleine (oder größere) Fähren. Allerdings seien Amphibienbusse, wie sie derzeit als Touristenattraktion im Hamburger Hafen oder auch in London oder Rotterdam unterwegs sind, auch nicht ausgeschlossen.
Worum es den Kölner Politikern geht: Die zunehmend überlasteten Brücken über den Fluss sind die Nadelöhre für die täglichen Pendlerströme in der Domstadt. Wer aus linksrheinischen Stadtteilen ohne Auto rüber auf die „Schäl Sick“ – also auf die rechte Seite – will, der muss in der Regel durch die Innenstadt, denn nur auf ihrer Höhe fahren Straßenbahnen und Busse über den Fluss. Die „Wasserbusse“ sollen Entlastung schaffen. Ebenso hätten sie ihren Charme und würden nach Auffassung der Politiker in die Stadtentwicklung passen, weil in Köln und anderswo neue Stadtquartiere in unmittelbarer Rheinnähe entstehen (z. B. in Mülheim und auf dem Areal des Deutzer Hafens).
Noch unklar ist, wer Betreiber sein soll – die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) möglicherweise. Denkbar wäre aber auch die Häfen und Güterverkehr Köln AG. Ebenso unklar ist, wie sich die Amphibienbusse mit der starken Strömung vertragen. Möglicherweise liefe es dann eben auf die kleinen Fähren heraus, wie es sie ebenfalls schon im Hamburger Hafen und auf der Elbe gibt. Sie sind dort Teil des normalen ÖPNV-Systems.
CDU, Grüne, FDP und die Wählergruppe „Deine Freunde“ hatten den Antrag gestellt. ganz neu ist das Thema nicht, schon 2010 war in Köln über „Wasserbusse“ diskutiert worden, allerdings nur lokal. Die Idee war in einer Studie durchgerechnet und dann verworfen worden. „Damals hat man das Ganze rein betriebswirtschaftlich gedacht. Das war falsch“, meint Lino Hammer. Der ÖPNV müsse immer volkswirtschaftlich gedacht werden und sei – wie man auch an Bussen und Bahnen sehe – ein Zuschussgeschäft.
Schon Pilotstrecke ausgeguckt
Jetzt soll das Ganze ohnehin größer gedacht werden – mit möglichen Anbindungen an den Rhein-Sieg-Kreis, Bonn und Leverkusen. „Denkbar wäre etwa, dass man mit so einem ‘Wasserbus’ von den Fordwerken im Kölner Norden zu Bayer nach Leverkusen kommt“, sagt Grünen-Mann Hammer. Wichtig sei die Einbindung ins bestehende Tarifsystem: „Die ‘Wasserbusse’ muss man auch mit dem normalen ‘Jobticket’ nutzen können“, betont Hammer. Die Ratspolitiker – quer durch die Fraktionen – jedenfalls machen Druck. „Zeitnah“ wollen sie das Konzept vorgelegt bekommen. Eine Pilotverbindung haben sie auch schon ausgeguckt: Zwischen den Stadtteilen Porz und Rodenkirchen soll der erste Wasserbus verkehren.