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Justiz-Auktionen im Internet erbringen Millionen

Justiz-Auktionen im Internet erbringen Millionen

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Foto: Ministerium
Was die Justizbehörden in NRW nicht mehr brauchen oder beschlagnahmt haben, kommt im Netz unter den Hammer – der Umsatz auf „Justizauktion“ stieg um 30 Prozent. Auch das Online-Angebot „Knastladen“ mit Produkten aus den JVA läuft prima.

An Rhein und Ruhr. 

Inge Donepp? Da muss man schon was zurückdenken. Die SPD-Politikerin, im Jahr 2002 verstorben, war von 1978 bis 1983 Justizministerin von Nordrhein-Westfalen. Nun werden ihre Büromöbel, an denen auch schon Vorgänger Josef Neuberger saß, im Internet versteigert. Das jüngste Angebot im Portal „Justiz-Auktion.de“: 265 Euro.

Versteigert hat man bei der Justiz schon immer, aber: „Das Internet wird dabei immer wichtiger, das ist der Markt der Zukunft“, sagt Peter Marchlewski vom Düsseldorfer Justizministerium. Auf „Justizauktion“ wird angeboten, was Staatsanwälte und Gerichtsvollzieher beschlagnahmen (außer z. B. Drogen) und was Justizbehörden ausrangieren. Das Portal verzeichnete im vergangenen Jahr fast 9000 Versteigerungen und machte einen Umsatz von 3,5 Mio Euro (+30%). Auch das Angebot „Knastladen“, wo Produkte aus Werkstätten von NRW-weit 37 Justizvollzugsanstalten angeboten (nicht versteigert) werden, läuft prima. 2013 gab es einen Umsatz von einer Million Euro.

Schuhe, Vogelhäuschen, Kalender

Angeboten wird so ziemlich alles: Ein Verkaufsschlager auf „Knastladen“ ist der vom Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly gemalte NRW-Panoramakalender, der in der JVA Geldern gedruckt wird (8,95 €). Über 3000 Exemplare sind bereits verkauft. Es gibt aber auch Schuhe (aus Remscheid), das Meerschweinchenhaus „Villa Wutz“ (Werl) oder tolle Vogelhäuschen aus der JVA Essen. Auf „Justizauktion“ fanden u. a. Motorräder, Fußballtrikots, eine antike Kutsche und Handys neue Besitzer. Für einen Jaguar E Coupe liegt das aktuelle Gebot bei 24 100 Euro.

Während die Erlöse aus „Knastladen“ voll in den Landesetat fließen (Ausgleich für Haftkosten von 114 Euro pro Tag und Person), gilt das für „Justizauktion“ nur bedingt – zum einen, weil auch alle anderen Bundesländer die von NRW aufgebaute und betriebene Plattform nutzen (ein Drittel der angebotenen Gegenstände war nicht aus NRW). Zum anderen, weil bei den Beschlagnahmungen durch Gerichtsvollzieher die Gläubiger bedient werden und etwaige Überschüsse an die früheren Eigentümer gehen.

Erlöse für Dinge, die von der NRW-Justiz ausrangiert wurden, fließen aber komplett ins Landessäckel (zuletzt insgesamt 400 000 Euro). Abwarten, was noch für Inge Donepps Schreibtisch hinzukommt. Erfahrungsgemäß steigen die Gebote in den letzten Tagen einer Auktion. Der Schreibtisch war nach Donepps Ausscheiden noch 30 Jahre im Ministerium im Betrieb und wurde in der JVA Geldern fein aufgearbeitet.