An Rhein und Ruhr.
Dass den Kontrolleuren die Schwarzfahrer gleich im Rudel ins Netz gehen wie unlängst jene 45 Herrschaften, die bei Bielefeld von Prüfern aus einer Regionalbahn gefischt wurden, kommt selten vor. Dieser Vorfall macht aber deutlich: Die Erhöhung des Bußgeldes von 40 Euro auf 60 Euro vor einem Jahr hat offenbar kaum abschreckende Wirkung gehabt.
Die meisten Verkehrsunternehmen an Rhein und Ruhr können, sofern sie überhaupt Zahlen zu geschnappten Fahrgästen ohne Fahrschein veröffentlichen möchten, keine Rückgänge bei den Vergehen ausmachen. „Keine signifikante Änderung“, heißt es beispielsweise bei den Essener Verkehrsbetrieben. Die Beanstandungsquote liege bei den Kontrollen bei 2,7 Prozent, vor der Anhebung seien es etwa 2,5 Prozent gewesen. Immerhin füllt das nochmals erhöhte Beförderungsentgelt die Essener Kassen. Waren es vor einem Jahr monatlich 80 000 Euro, sind es mittlerweile in der Ruhrgebietsstadt rund 111 000 Euro.
Kontrolleure bei der Bahnimmer zu fünft unterwegs
Auch in Duisburg heißt es: „Die Quote ist gleichbleibend. Die erwartete Abschreckung durch die Erhöhung scheint also auszubleiben.“ Beim Eurobahn-Betreiber Keolis sind die Zahlen konstant bis leicht steigend. Die Deutsche Bahn, die keine Zahlen veröffentlicht, verweist auf einen neuen Anlauf in NRW, um den Abschreckungsfaktor zu erhöhen. Seit Anfang August, so ein Konzernsprecher, kämen die Prüfteams in NRW immer zu fünft an Bord der Regional-Züge – auch um „ein deutliches Signal gegen Schwarzfahrer“ auszusenden.
Inzwischen gibt es schon neue Überlegungen, wie man den Druck erhöhen könnte. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmer (VDV), der davon ausgeht, dass bundesweit drei bis dreieinhalb Prozent aller Fahrgäste in Bussen und Bahnen als Schwarzfahrer unterwegs sind, will eine weitere Verdopplung der Strafe – und zwar für jene, die wiederholt ohne gültigen Fahrschein erwischt werden. 120 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt seien keinesfalls unangemessen, heißt es dort unter Verweis auf die Praxis im europäischen Ausland. In Frankreich seien für Wiederholungstäter bis zu 180 Euro fällig. In Belgien koste schon einmaliges Schwarzfahren 100 Euro, wer mehrfach erwischt werde, für den seien 200 Euro fällig. Diese Initiative würde zumindest die Düsseldorfer Rheinbahn unterstützen, denn auch dort hat die Anhebung auf 60 Euro keineswegs zu weniger Schwarzfahrten geführt. Jedes Jahr fehlten deswegen drei bis vier Millionen Euro in der Kasse des Verkehrsunternehmens., so Sprecherin Heike Schuster.
Die Essener setzen hingegen auf Deeskalation. Unter dem Motto „Von Schwarz zu (Evag-)Gelb“ wird erwischten Schwarzfahrern das Angebot gemacht, ein Monatsticket zu kaufen oder sich für einen Abo-Fahrschein zu entscheiden – dann entfällt das Bußgeld. Seit 2007 nehmen 1200 Fahrgäste jährlich dieses Angebot an.