Der britische DB-Konkurrent National Express hat kurz nach der Übernahme der Bahnlinien RE7 und RB48 in NRW Schwierigkeiten. Auch durch Graffiti.
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Sie hatten vor allem Tür-Probleme befürchtet. Doch die Schwierigkeiten lauern woanders: Graffiti haben in den ersten drei Tagen nach der Betriebsübernahme der Bahnlinien RE7 und RB48 die Deutschland-Premiere des britischen Bahnunternehmens National Express torpediert. Auch in der Nacht zu diesem Mittwoch wurde wieder ein Zug beschmiert, erklärte am Morgen ein Sprecher. Ein anderer Zug musste am Montag sogar komplett aus dem Verkehr gezogen werden, weil auch die Scheiben des Führerstands von außen beschmiert worden waren.
Seit Sonntag ergänzt National Express die Liste der privaten Bahnunternehmen im regionalen Bahnnetz in NRW. National Express fährt zwischen Rheine und Krefeld über Köln (RE7) und bedient die Linie RB 48 zwischen Wuppertal und Bonn. Vieles soll besser werden mit National Express. Die neuen Elektrotriebfahrzeuge von Typ Talent II sind schneller auf Tempo als die bisherigen lokbespannten Züge mit Doppelstock-Waggons der Deutschen Bahn. Das ist gut für die Pünktlichkeit. Doch da wirken noch viele andere Unsicherheitsfaktoren.
Erste Züge müssen schon in die Werkstatt
„Beim Start gab es einige Probleme“, räumte National Express am Mittwochmorgen ein. Auf der Linie RB48 gab es gleich am Montagmorgen einen technischen Defekt an zwei Triebwagen – und einen gravierenden Graffiti-Schaden. Auf der Linie RE7 mussten am Montagabend einige Fahrgäste auf freier Strecke im Zug verweilen – auch dort war ein technischer Fehler am Zug die Ursache. Am Dienstag wiederum führte ein Personenunfall zwischen Münster und Rheine zu Verspätungen und ein defekter Bahnübergang.
Zudem kann National Express nicht alle insgesamt 35 neuen Triebfahrzeuge einsetzen. „Einige müssen jetzt bereits in die erste Inspektion“ – weil sie seit Juli schon für Testfahrten genutzt wurden. Deshalb haben nicht alle Züge mit fünf Triebfahrzeugeinheiten bespannt, sondern einige nur mit drei. Auf der Linie RB48 setzt National Express unterdessen auch zwei geliehene Fahrzeuge ein – alte „n-Wagen“ der Deutschen Bahn, einst bekannt als „Silberlinge“. Ende Januar, sagt Sprecher Prüfer, sollten aber alle „Talent II“-Fahrzeuge auf der Strecke sein. Der letzte dieser Züge müsse noch ausgeliefert werden.
Aller Anfang ist schwer
„Es wird vermutlich noch einige Betriebstage dauern, bis sich die Prozesse zwischen allen Beteiligten National Express, DB Netz, DB Station & Service eingeschwungen haben“, sagt National-Express-Sprecher Daniel Prüfer. Man habe unterdessen „zusätzliche Werkstattslots“ in den DB-Werkstätten eingeplant; National Express lässt seine Fahrzeuge bei der Bahn warten und reparieren. „Mobile Werkstattteams der DB und von „Talent“-Hersteller Bombardier versuchen kleine Störungen kurzfristig zu beheben“.
Das Graffiti-Schäden in den Griff zu bekommen ist indes die wohl größte Herausforderung. „Bei der Bahn hatte man uns im Vorfeld schon gewarnt, dass das Probleme bringen wird“, sagt Sprecher Prüfer. Die Züge sammeln sich nach Betriebsschluss nicht an bestimmten Endbahnhöfen, sondern sind auf mehrere Standorte verteilt: Krefeld, Köln, Rhein, Bonn und Hamm. Der National-Express-Specher: „Sie stehen auf offenem Bahngelände, das kann man kaum kontrollieren“.