Seit Dienstag, dem 11. März ist in Freudenberg (NRW) nichts mehr, wie es mal war. Auch einige Tage nach dem grausamen Mord von Luise F. (†12) ist in dem 5.000-Seelen-Ort noch lange nicht an Normalität zu denken. Zu schwer wiegt immer noch die Gewissheit über die Tat der gleichaltrigen Mädchen, die Luise mit zahlreichen Messerstichen töteten.
Nachdem sich bereits eine Freundin der Toten mit emotionalen Worten meldete, will nun auch die Bürgermeisterin von Freudenberg (NRW), Nicole Reschke (SPD), nicht mehr länger schweigen. Statt rührender Worte bringt sie allerdings ihr Entsetzen hervor – doch nicht etwa über die abscheuliche Tat!
Freudenberg (NRW): Bürgermeisterin – „Grenzen weit überschritten worden“
Die Tat schlug auch über die Landesgrenzen von Nordrhein-Westfalen hinweg hohe Wellen. Kurz nach der Bekanntgabe, dass es sich bei den Täterinnen um zwei gleichaltrige Mädchen handelte, ging eine regelrechte Hexenjagd los. Auf TikTok wurden nicht nur unverpixelte Bilder, sondern auch die vollständigen Namen der beiden Minderjährigen geteilt und sie damit öffentlich an den Pranger gestellt. Die Familien der beiden Mädchen mussten drastische Konsequenzen ziehen – und ergriffen gemeinsam mit ihren Kindern die Flucht aus Freudenberg.
Doch damit noch nicht genug: Auch vor Ort in Freudenberg selbst soll regelrecht Jagd auf Schulkameraden, Familien und Co. gemacht werden. Und das von Medienvertretern, wie Reschke jetzt gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtet. So hätten Pressevertreter Kinder auf dem Schulweg angesprochen und sie nach dem getöteten Mädchen und den mutmaßlichen Täterinnen befragt. Das sei geschehen, obwohl sie den kommunalen Ordnungsdienst beauftragt habe, die Schule zu bewachen.
Einige Male sind laut Freudenbergs Bürgermeisterin „Grenzen weit überschritten worden“. Dennoch sei wichtig, dass die Presse auch in diesem Fall berichte und Journalisten vor Ort seien, um sich ein Bild zu machen, sagte die Bürgermeisterin. Die Alternative hieße, die Berichterstattung jenen zu überlassen, die in sozialen Netzwerken versuchten, Gerüchte zu Nachrichten zu machen. „Was da gerade passiert, ist einfach schrecklich“, sagte Reschke.
Trauerfeier unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Am Mittwoch (22. März) fand die Trauerfeier für Luise F. statt. Um 18 Uhr begann in der Evangelischen Kirche in Freudenberg die Gedenkfeier unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur der engste persönliche Familien- und Freundeskreis von Luise nahm daran teil. Die Polizei stellte sicher, dass Familie und Freunde in ihrem Schmerz und ihrer Trauer in der Kirche nicht gestört wurden.
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Für alle anderen, die sich der getöteten Zwölfjährigen und ihrer Familie verbunden fühlen, wurde die Trauerfeier in die Aula der Esther-Bejarano-Gesamtschule in Freudenberg, die Luise bis zu ihrem Tod besucht hatte, als Audio-Stream übertragen. Bilder von der Feier in der Kirche wird es aus Respekt gegenüber den Trauernden nicht geben. (mit epd)