Übergriffe auf Rettungskräfte – Feuerwehr-Gewerkschaft schlägt Alarm und fordert: Jeder Angriff muss bestraft werden
Am Dienstag ging ein wütender Mob nach einem Unfall in Castrop-Rauxel auf Rettungskräfte los
Für die Lebensretter von Feuerwehr und Rettungsdienst ist so etwas trauriger Alltag
Mit einem Offenen Brief schlägt die Feuerwehr-Gewerkschaft jetzt Alarm
Der aufgeheizte Mob, der am Dienstag in Castrop-Rauxel auf Rettungskräfte losging, sorgte für Entsetzen. Warum behindern und bedrohen Angehörige eines verletzten Kindes Sanitäter und Polizisten im Einsatz?
Für die Rettungskräfte selbst waren die Tumulte auf der Victorstraße nichts ganz so Neues. Wie Andreas Jedamzik von der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft berichtet, gibt es solche Fälle in erschreckender Regelmäßigkeit.
„Meldungen von Gewalt gegen Rettungskräfte erreichen uns täglich“
„Androhung von Gewalt, Handgreiflichkeiten, Pulkbildungen wie in Castrop-Rauxel und brutale Gewalt gegen Einsatzleute von Feuerwehr und Rettungsdienst erreichen uns täglich“, sagt der Gewerkschafter.
Ein Beleg lässt nicht lange auf sich warten. Noch während des Gesprächs mit DER WESTEN bekommt Jedamzik eine Mail eines Feuerwehrmannes, der nach einem Schlag aufs Ohr ein Knalltrauma erlitten hat.
Jedamzik ist selbst freiwilliger Feuerwehrmann in Dortmund, feiert 2017 sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Auch er wurde schon mehrfach von Unfallbeteiligten, Angehörigen und Passanten angegangen.
Offener Brief an die Politik
Jetzt schlägt die Gewerkschaft Alarm: Mit einem Offenen Brief wendet sie sich an die Politik. Der Brief ist gerichtet an Bundes-Innenminister Thomas de Maiziére, Justizminister Heiko Maas und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty.
Der Tenor: Die Gesetze zu Übergriffen auf Rettungskräfte wurden zwar verschärft, doch das allein reicht nicht. „Diese müssen auch angewendet und die Täter mit der vollen Härte des Gesetzes verurteilt werden.“
Jeder Übergriff muss zur Verurteilung gebracht werden
Der Offene Brief mit dem Betreff „Gewalt gegen Einsatzkräfte muss geahndet werden!“ prangert an, dass gerade jüngst wieder zwei Fälle von Übergriffen durch die Staatsanwaltschaft eingestellt wurden, da kein öffentliches Interesse besteht.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht für jede Einsatzkraft!“, heißt es im Schreiben. Die Gewerkschafter verlangen deshalb: Jeder Übergriff muss bestraft werden.
Jedamzik: Es braucht Abschreckung
Jedamzik: „Es ist ein gesellschaftliches Problem. Ohne Abschreckung begreifen die Täter nicht, dass ihre Handlungen ein absolutes No-Go sind und Leben kosten können. Auch in Castrop-Rauxel wurden die Störer eine halbe Stunde nach den Tumulten wieder laufen gelassen. So lernen sie es nie.“
Über einen Rückmeldebogen erfasst eine Studie der Ruhr-Universität Bochum alle Fälle von Übergriffen gegen Lebensretter. Nach dieser Studie ist die Zahl der Fälle in Dortmund, wo Andreas Jedamzik im Einsatz ist, letztes Jahr um 7 zurückgegangen.
„Die Rettungsleute sind abgestumpft“
Darüber kann Jedamzik nur herzhaft lachen: „Die Rettungsleute sind abgestumpft. Es ist Alltag geworden, bedroht und beleidigt zu werden. Dafür holen viele den Rückmeldebogen gar nicht mehr raus. Dabei sollten sie das unbedingt tun!“
Der Gewerkschafter hofft, dass der Offene Brief die Politik und auch die Bevölkerung wachrüttelt. Das gelang schon einmal mit einem Video-Appell. „Respekt? Ja- Bitte“ ging im Internet viral und sensibilisiert: Respektiert und honoriert die Arbeit der Lebensretter!
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