Die Computerspiel-Entwickler Crenetic aus Mülheim haben in ihrem Feuerwehrsimulator die Wache ihrer Stadt bis ins Kleinste nachgebaut.
Köln / Mülheim.
Plötzlich muss es schnell gehen. Es brennt. Die Sirenen der Feuerwache Mülheim heulen. Eile. Wo ist das Tanklöschfahrzeug? Da, ein offenes Tor. Sonne scheint hindurch. Das muss es sein. Da steht der Wagen. Glück gehabt, er ist noch nicht besetzt. Schnell rein. Motor anlassen. Gas geben, runter vom Gelände. Mit Sonderrechten. Quer über die Kreuzung. Vollgas, die Rettungsgasse ist frei. Noch dreihundert Meter, zweihundert, hundert. Der Rauch ist schon zu sehen. Da ist das Ziel, ein Hinterhof. In dichtem schwarzen Rauch ist ein Müllcontainer vage zu erkennen. Flammen lodern. Schnell den Schlauch ausrollen, an den Hydranten anschließen. Wasser marsch! Es zischt, der Qualm lässt nach, verfärbt sich weiß. Plötzlich erstarrt die Szenerie.
Carsten Widera-Trombach grinst. Er steht vor einem großen Bildschirm, in seiner Hand ein Computer-Controller. Mit dem rechten Daumen hat er soeben auf Stopp gedrückt. Kein Feuer mehr, kein Rauch. Die Hektik fällt von den Schultern – alles nicht echt. Eine Computer-Simulation. Widera-Trombach ist der Vater eben jener.
Premiere in Köln
Auf der größten Spielemesse Deutschlands, der Gamescom, stellt er „Notruf 112 – die Feuerwehrsimulation“ an diesem Wochenende zum ersten Mal vor. Gut anderthalb Jahre hat er mit seiner Mülheimer Firma Crenetic damit verbracht, das ambitionierte Projekt zu realisieren. Ein Computerspiel in dem jeder selbst zum Feuerwehrmann wird, Brände bekämpft, Keller auspumpt.
Die fünf Entwickler von Crenetic haben dafür die komplette Wache der Feuerwehr Mülheim bis ins allerkleinste Detail in Pixeln modelliert. „Wir wollten so originalgetreu wie möglich sein. Zu Beginn ahnt man gar nicht, was da auf einen zukommt“, weiß der 44-Jährige noch von den Anfängen. Anhand von Bauplänen und Fotografien konnten die Entwickler die Äußerlichkeiten, wie die Form der Wache oder die Chassis der Fahrzeuge gut nachbauen. Doch der heilige Gral des Löschwesens liegt in den Kleinigkeiten. „Wenn man sich beispielsweise die Feuerwehrautos genauer ansieht, merkt man, dass sie etliche Klappen, Ersatzteile und Hohlräume für Schläuche und Werkzeuge haben. Da dachten wir nur ‘ach du Scheiße, ist das kompliziert’.“
Doch die Feuerlösch-Laien standen in der Entwicklungsphase nicht alleine da. Die Feuerwehr Mülheim hatte ihnen volle Unterstützung zugesagt und war bei jeder Frage an der Seite der PC-Fachmänner. Nicht ganz uneigennützig, wie Sprecher Thorsten Drewes zugibt. „Wir sind in den sozialen Netzwerken sehr aktiv, so steigen auch unsere Bewerberzahlen.“ Mit der Veröffentlichung des Spiels sollen sich diese nun noch einmal steigern.
„Notruf 112 – die Feuerwehrsimulation“ ist ab dem 29. September im Handel. Sie wird 28,99 Euro kosten. Doch Widera-Trombach denkt schon weiter. „Wir werden in Zukunft noch Zusätze herausbringen. Die Feuerwehr löscht ja nicht nur Brände.“ So wird es Modi geben, in denen zum Beispiel die Tierrettung im Mittelpunkt steht. „Und mit dem Rettungsboot über die Ruhr zu heizen, ist sicher auch cool.“