- Experten kämpfen um die Baumbestände im Land
- Klimawandel macht den Wäldern zu schaffen
- Vor allem Buche und Fichte dürften es künftig schwer haben
NRW.
Starkregen, Stürme und Hitzetage nehmen in NRW zu – das besagt der aktuelle Klimawandelbericht. Extreme Wetterlagen treten in Zukunft häufiger auf. Das hat verheerende Folgen für die Wälder im Land: Experten kämpfen um die Baumbestände im Land. Die Forstwirtschaft steht vor einer großen Herausforderung.
Ende August 2016: Plötzlich dreht der Sommer in Deutschland doch noch auf. Die starke Hitze mit Temperaturen über 30 Grad hält sich mehrere Tage. „Das hat im Wald Spuren hinterlassen. Die Buchen sahen sehr schlecht aus“, berichtet Dr. Mathias Niesar, Leiter der Schwerpunktaufgabe Waldschutz des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Der Klimawandel mit extremen Witterungsbedingungen sei real, warnte Landesumweltminister Johannes Remmel bei der Präsentation des Berichts.
Doch wie wappnet sich der Wald für die Zukunft? Werden einige Baumarten in 100 Jahren komplett verschwunden sein? Neben der Buche dürfte es die Fichte schwer haben, prognostiziert Niesar: „Sie wird an Vitalität verlieren. Das wird sich vor allem in der Eifel, dem Sauerland, dem Bergischen Land und Westfalen bemerkbar machen.“ Trockenheit und Hitze bedeuten für den Baum Stress, denn ihm fehlt die Flüssigkeit. Neue Krankheiten und Schädlinge setzen den geschwächten Bäumen zu.
Gesicht der Waldes wird sich verändern
Nach den Ergebnissen einer Waldinventur ist die Fichte mit 30 Prozent die häufigste Baumart in NRW-Wäldern – vor der Buche, Eiche und Kiefer. Der Anteil wird sich laut den Prognosen verschieben. Als Flachwurzler ist die Baumart besonders sturmanfällig. Stürme und Starkregen stellen für den Wald ebenfalls eine Bedrohung dar. „Genau wie wir Menschen ertrinken die Bäume unter Wasser. Die Wurzeln können dann nicht atmen“, erläutert der oberste Waldschutzbeauftragte des Landes.
Fakt ist, dass sich das Gesicht vieler Wälder in den nächsten Jahrzehnten verändern wird. Schon nach den Stürmen Kyrill (2007) und Ela (2014) wurden zerstörte Waldgebiete mit alternativen Baumfamilien neu bepflanzt. „Wir müssen uns breiter aufstellen“, fordert Niesar.
Doch worauf müssen sich die Waldbauer in den nächsten Jahrzehnten einstellen? Trockene Hitzeperioden oder Tropenwetter? Die Ungewissheit sei eine Riesenherausforderung, gibt Niesar zu. Die Lösung lautet: weg von der Monokultur, hin zum Mischwald.
Wälder werden mit Stileichen und Erlen, die sich in einem feuchten Klima wohlfühlen, sowie mit Traubeneichen, Esskastanien und Roteichen, die robust gegen Hitze sind, aufgeforstet. Die Roteiche ist beispielsweise ursprünglich in Nordamerika heimisch und hat bewiesen, dass sie Wetterextremen trotzen kann. h
915.000 Hektar Land in NRW sind Wald. Das entspricht 27 Prozent der gesamten Fläche. Auf jeden Einwohner kommen laut Waldinventur 532 Quadratmeter Wald. Damit ist der Wald im bevölkerungsreichsten Bundesland ein knappes Gut. Im Bundesdurchschnitt stehen jedem Einwohner 1400 Quadratmeter Wald zur Verfügung.
Der Anteil an Laubbäumen in NRW beträgt 58 Prozent. Die restlichen 42 Prozent sind Nadelhölzer.
Holzmarkt im Auge behalten
Beim Waldbau der Zukunft dürfen die Experten den Holzmarkt nicht aus den Augen verlieren. In Nordrein-Westfalen arbeiten 180.000 Menschen in Berufen, die auf den Rohstoff Holz angewiesen sind. Die Branche erwirtschaftet einen Umsatz von 38 Milliarden Euro.
In der konstruktiven Holzwirtschaft wird überwiegend Nadelholz verbaut. Die Geräte der Sägeholztechnologie sind dementsprechen ausgerüstet. „Deshalb sind wir bemüht, die Quote der Nadelhölzer stabil bei 30 bis 50 Prozent zu halten“, sagt Mathias Niesar.