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Skandal-Heim in Burbach: Gefesselt, misshandelt, in Kotze liegen lassen – jetzt müssen sich mehr als 30 Menschen verantworten

Skandal-Heim in Burbach: Gefesselt, misshandelt, in Kotze liegen lassen – jetzt müssen sich mehr als 30 Menschen verantworten

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Foto: dpa/ Polizei
  • Drastische Bilder aus einer Flüchtlingsunterkunft in Burbach lösten 2014 Entsetzen aus
  • Wachleute und Personal aus der Heimleitung sollen Schutzsuchende gequält und misshandelt haben
  • Gegen 30 Angeklagte beginnt nun ein Mammutprozess in Siegen

Siegen. 

Flüchtlinge wurden weggesperrt, misshandelt und bestohlen – so lautete die Anklage gegen rund 30 Beschuldigte. Sie hatten 2014 im siegerländischen Burbach in einer Notaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge gearbeitet und ihre Machtpositionen mutmaßlich schamlos ausgenutzt. Am Donnerstag hat der Mammutprozess gegen 30 Angeklagte begonnen.

Vor rund vier Jahren hatten Fotos und ein Video von den Übergriffen in Burbach bundesweit schockiert. Das Landgericht Siegen verhandelt wegen des erwarteten großen Andrangs im Tagungszentrum Siegerlandhalle.

Flüchtlingsheim in Burbach: Menschen in „Problemzimmer“ gesperrt

Die Beschuldigten sollen in der Notaufnahme-Einrichtung des Landes NRW in Burbach in rund 50 Fällen zwischen Ende 2013 und September 2014 Flüchtlinge oft tagelang in „Problemzimmern“ eingesperrt und misshandelt haben. Anlass dazu war zum Beispiel, wenn die Flüchtlinge gegen die Hausordnung verstoßen, geraucht oder Alkohol getrunken hatten.

Wachleute zwingen Flüchtlinge, in Erbrochenem zu liegen

Außerdem gerieten Bilder in Umlauf, auf denen Wachleute grinsend neben einem gefesselten Flüchtling posieren, einer stellt seinen Fuß auf den Nacken des am Boden Liegenden. Und in einem Video wird ein anderer Geflüchteter in der Unterkunft im Siegerland gezwungen, sich auf eine mit Erbrochenem verschmutzte Matratze zu legen.

Bei den Vorwürfen geht es unter anderem um fahrlässige und gefährliche Körperverletzung, Nötigung oder Diebstahl.

Die meisten Straftaten sollen Mitarbeiter der privaten Heim- und Teamleitung begangen haben, außerdem sind zahlreiche Wachleute angeklagt.

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Heimbetreiber in Burbach war ein Unternehmen aus Essen

Wegen Freiheitsberaubung durch Unterlassen müssen zudem zwei Mitarbeiter der Bezirksregierung Arnsberg auf der Anklagebank Platz nehmen, da sie von dem „Problemzimmern“ gewusst haben sollen.

Heimbetreiber in Burbach war damals nach Angaben des Gerichts das Essener Unternehmen European Homecare, das eine Nürnberger Firma mit Wachdienstaufgaben betreute, die wiederum zeitweise zwei Subunternehmen beschäftigte.

Bei zwei Angeklagten wurde das Verfahren aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig abgetrennt. Damit sind im Zusammenhang mit dem Burbach-Fall formal vier Verfahren gegen insgesamt acht weitere Angeklagte abgetrennt, darunter auch eines gegen den früheren Heimleiter, wie ein Gerichtssprecher schilderte. Dieser Prozess werde voraussichtlich im kommenden Januar beginnen.

Skandal in Burbach löste politische Diskussion aus

Der Skandal hatte auch eine politische Diskussion um Qualität und Standards in der Flüchtlingsunterbringung ausgelöst und die damalige rot-grüne NRW-Regierung von Hannelore Kraft (SPD) stark unter Druck gesetzt.

+++ Mammut-Prozess gegen Wachleute: Sie sollen Flüchtlinge genötigt, misshandelt und bestohlen haben +++

Der private Heimbetreiber war sofort abgelöst worden, Teams zur Kontrolle in den Unterkünften wurden eingesetzt. (dpa/lin)